F: Jost, ein toller Eröffnungstag für Volkswagen in der ADAC Rallye Deutschland mit einer lupenreinen Dreifach-Führung nach den heutigen Prüfungen. Sie müssen ein glücklicher Mann sein...
JC: Ja, das kann man defintiv sagen. Es hätte nicht besser laufen können für uns. Unsere Jungs haben einen tollen Job gemacht, sie waren von Beginn an schnell und haben das Geschehen dominiert. Jeder kennt die Bedeutung dieser Veranstaltung für uns. Und wenn es so losgeht, darf man sehr zufrieden sein. Andrerseits sollten wir nicht übermütig werden, es ist erst der erste Tag, aber das war schon mal ein guter Start. Da gab es nur einen kleinen Makel: Dani Sordos drittschnellste Zeit auf der letzten Prüfung. Ohne die hätten wir auf allen Prüfungen immer die Top-Drei gestellt.
F: Was sind ihre generellen Eindrücke des ersten Tages? Hat es Ihnen bis jetzt in Deutschland gut gefallen?
JC: Ja, es ist ein fantastischer Event, toll organisiert. Wie immer - eben "deutsche Organisation" (lacht). Es sind viele Fans hier, die sehr diszipliniert sind. Was ich von den Prüfungen mitbekomme, klappt dort alles wunderbar. Sogar das Wetter spielt mit und es soll das ganze Wochenende über schön bleiben. Die Fans werden eine großartige und spannende Rallye erleben. Und die Jungs hier, Sébastien und Jari-Matti, haben dafür gesorgt, dass meine Pulsfrequenz heute den ganzen Tag über oben geblieben ist - und es hoffentlich bis zum Ende bleiben wird.
F: Michel, Ihr liegt auf Platz vier und fünf. Und Ihr habt hier vier Fahrer am Start: Sordo, Neuville, Abbring, Paddon. Ein volles Wochenende für Euch?
MN: Ja, das stimmt. Vier Autos zum zweiten Mal in dieser Saison. Das ist nicht so einfach, aber wir versuchen, das so gut wie möglich zu managen.
F: Am Ende des Tages hat sich Dani Sordo noch einen dritten Platz in der Abschluss-WP erkämpft - und hat damit die perfekte 1-2-3-Vorstellung von Volkswagen, die wir den ganzen Tag über gesehen haben, vereitelt. War das eine spezielle Hyundai-Taktik, Michel?
MN: Nun ja, Elfyn hat das ja eigentlich zuerst geschafft und wir dann als Zweite.
F: Es war eine gute Leistung von Dani und Thierry. Die beiden haben sich da einen richtig schönen Zweikampf geliefert.
MN: Ja, aber der Zweikampf macht mir auch ein wenig Angst. Aber wir werden das schon managen. Ich denke, es war ein guter Tag, wir liegen auf Vier und Fünf, das ist toll für uns. Wir wissen, dass wir nicht viel gegen diese Jungs ausrichten können. Es ist okay. Thierry und Dani haben gute Prüfungen gezeigt und Hayden hatte ebenfalls sehr gute Momente. Wir wissen, dass Asphalt eigentlich nicht sein gewohntes Terrain ist, aber er hat gezeigt, dass er sich langsam damit anfreundet. Das ist gut für uns.
F: Er klang sehr frustriert, denn er wollte mit Sordo und Neuville mithalten - so wie das ganze Jahr über. Wie fangen Sie den Frust auf?
MN: Ich denke, er muss auf Asphalt ein wenig mehr versuchen. Das ist eine andere Art zu fahren. Er weiß, dass er sich da verbessern muss und ich denke, dass das auch Schritt für Schritt passieren wird. Aber er muss auch ein wenig Geduld haben.
F: Nun zu Ihnen, Malcom Wilson. Wir haben heute ein paar starke Passagen von Elfyn und Ott gesehen. Ott hatte einen schwierigen Start in der ersten WP. Waren Sie besorgt?
MW: Ja, ich denke, das war ein bisschen wie in Finnland - ein ähnlicher Fehler. Das Auto sah schlimmer aus, als es war. Zum Glück war nichts an der Aufhängung defekt - oder etwas in der Art. Aber es war ein ziemlich massiver Treffer und wir waren besorgt. Zum Glück konnte er aber ohne weitere Probleme bis zum Ende des Tages weiterfahren.
F: Das Tempo war von beiden da. Hatten Sie mit mehr gerechnet?
MW: Ja, wir haben tatsächlich mit etwas mehr gerechnet. Wie Sie sagen, sie waren sehr stark in einzelnen Abschnitten, aber die Konstanz hat gefehlt. Hoffentlich können sie sich heute neu sortieren und für morgen noch etwas mehr Druck aufbauen. Der vierte Platz ist nicht außerhalb der Reichweite. Und vielleicht können Sie den Druck auf Michels Jungs etwas erhöhen.
F: Wenn ein Fußball-Team nicht gut spielt, gibt es vom Trainer zur Halbzeit schon gern mal ein Donnerwetter in der Kabine. Werden Sie das auch so handhaben?
MW: Ja, das kann ich mir schon vorstellen. Ich werde auf jeden Fall mit ihnen sprechen.
F: Zu Ihnen, Marek. Wir haben Kris Meeke über die Saison hinweg beobachtet, wie er sich zum Rivalen der Volkswagen Mannschaft entwickelt hat. Er war derjenige, der ihnen am Nächsten gekommen ist. Auch heute hätte das so sein können, aber leider lief einiges schief für Kris. Was ist passiert?
MN: Ja, zunächst sah es auch ganz gut aus - vor allem am Morgen. Kris konnte das Tempo von Volkswagen einigermaßen mitgehen, und alles schien gut. Doch dann unterlief ihm auf der WP6 leider ein Fehler. Er kam von der Strecke ab und ein paar Kilometer später war vermutlich die vordere Aufhängung kaputt. Er musste die WP beenden, um die Aufhängung wieder zu reparieren. Leider hat das viel Zeit gekostet, daher wird es schwer - wenn nicht sogar unmöglich - weiter anzugreifen. Aber natürlich wird er morgen starten.
F: Was ist mit Mads? Wir haben ihn in den vergangenen Events schneller erlebt, aber heute scheint er nicht richtig in die Rallye gefunden zu haben.
MN: Ja, für Mads war es von Anfang an schwierig - besonders die ersten beiden Prüfungen. Während des Tages konnte er sich verbessern. Er hat beim Service etwas am Setup des Autos verändert. Am Nachmittag lief es dann ein wenig besser. Ich denke, Mads wird sein Tempo morgen steigern können. Es ist nicht einfach für ihn, aber er kann immer noch ein paar Positionen gut machen.
F: Es war ein hervorragender Tag, Séb. Wir durften einige fantastische Tempofahrten auf Asphalt sehen. Ich liebe die auf Asphalt spezialisierten Fahrzeuge und es lief bis jetzt großartig für Volkswagen. Wie fühlen Sie sich?
SO: Bis jetzt ist es das perfekte Podium für Volkswagen. Und wenn wir das bis Sonntag so durchziehen, wäre das fantastisch. Das wäre teilweise eine Wiedergutmachung für all die Fehler der Vergangenheit. Aber wir haben erst einen Tag geschafft. Wir müssen ruhig bleiben, der schwerste Teil der Aufgabe liegt noch vor uns. Morgen ist der längste Tag der Rallye mit langen Prüfungen. Wir wissen, dass in Bauholder viel passieren kann. Aber für heute bin ich erst einmal wirklich happy. Es ist schon ein wenig her, dass ich auf Asphalt gepusht habe. Zum letzten Mal vermutlich hier vor einem Jahr, wo alles schon nach ein paar Prüfungen vorbei war. Dann in Frankreich hatte ich letztes Jahr einige Probleme und war überhaupt nicht mehr im Rennen. In Spanien musste ich nur kontrollieren, um den Titel zu sichern. Diesmal ist es eine ganz andere Geschichte und ich weiß schon länger, dass Jari auf diesem Untergrund schnell sein kann. Es ist daher nicht einfach, den Unterschied zu machen, aber wir haben heute einen wichtigen ersten Schritt gemacht. Die Vormittagsrunde war gut mit einigen schnellen Zeiten. Aber ich war nicht komplett zufrieden - fühlte mich nicht wirklich wohl im Auto. Am Nachmittag ist es mir gelungen, mich besser einzufinden und die Zeiten zeigen es. Ich bin sehr zufrieden mit dem Start der Rallye und glücklich, dass der erste Tag der ADAC Rallye Deutschland hinter uns liegt.
F: Zwei anspruchsvolle Tage liegen noch vor uns. Sie haben ein kleines Polster, aber nicht zu viel. Und wie Sie sagen, Jari-Mati ist sehr schnell hier. Wie fühlen Sie sich mit dem Vorsprung und wie viel Maximum Attack werden Sie uns morgen zeigen?
SO: Ich denke, es ist besser, mit 9,5 Sekunden zu führen, als zweiter zu sein. Von daher bin ich sehr happy. Natürlich ist das nicht viel. Und definitiv nicht genug, um jetzt das Tempo rauszunehmen. Aber ich bin zuversichtlich. Wie ich schon gesagt habe, ich habe ein gutes Gefühl für dieses Wochenende. Ich fühle mich im Auto sehr wohl und hatte einen guten Test - in Baumholder und auf den normalen Prüfungen in den Weinbergen. Daher denke ich, dass ich das kann. Es wird nicht einfach, ich weiß, dass Jari den Truppenübungsplatz sehr mag und er wird sicher einiges hier versuchen. Aber ich werde versuchen, so weiterzumachen - mich aus schwierigen Situationen heraushalten und in Baumholder keine Plattfüße riskieren. Bis jetzt macht mir die ADAC Rallye Deutschland wirklich viel Spaß.
F: Jari-Matti, Sie wirken heute Abend sehr konzentriert. Heute haben Sie die Rallye angeführt. Es war eine hauchdünne Führung, nur eine Zehntelsekunde vor Séb, aber immerhin war es die Führung. Dann haben Sie am Nachmittag vielleicht etwas mehr Zeit verloren, als wir erwartet hatten. Wie kam es dazu?
J-ML: Séb war am Nachmittag großartig, großen Respekt für ihn. Er fuhr wirklich gut. Ich fuhr auch gut, aber ich war vielleicht etwas zu vorsichtig beim Cutten in den schmierigen Ecken. Ich fühlte mich nicht sicher genug, um dort wirklich anzugreifen, also habe ich zurückgesteckt und das sieht man gleich in den Zeiten. Daher habe ich etwas verloren, aber ansonsten bin ich zufrieden über den heutigen Tag. Der Vormittag war gut, das Auto fährt sich gut. Es geht nur darum, immer genug Selbstvertrauen zu haben. Jetzt, am Ende des Tages, hatte ich auf der letzten WP ein sehr gutes Gefühl und wir haben versucht, auch das Bremsverhalten für morgen zu verbessern. Insgesamt, wie Séb bereits gesagt hat, freue ich mich auf die Panzerplatte morgen.
F: Ja, Sie mögen den Truppenübungsplatz. Warum mögen Sie diesen Bereich so sehr?
J-ML: Weil man dort wegen der Hinkelsteine nicht cutten kann (lacht). Ich weiß, wie sich so ein Hinkelstein anfühlt, davor habe ich Respekt. Aber es gibt auch mehrere Linien zur Auswahl, und man kann bis zum Scheitelpunkt der Kurve bremsen. Es gibt langgezogene Kurven, in denen man bis zum Scheitelpunkt bremsen und dann herausbeschleunigen kann. In den Weinbergen ist es immer so eng, da muss man ständig bremsen und wieder aufs Gas bis zur nächsten Abzweigung. Man kann keine Linie wählen, man folgt dort einfach der Straße, aber morgen, auf der Panzerplatte, da kann man sich eine Linie aussuchen, wie auf der Rennstrecke.
F: Volkswagen will hier unbedingt ein gutes Ergebnis einfahren. Die aktuelle Situation ist gut für das Team, aber Sie wollen ja auch gewinnen. Wieviel wollen sie riskieren, um das zu erreichen?
J-ML: Das hängt von Jost Capito ab. Wenn er es mir erlaubt, soll es mir Recht sein.
F: Also, Jost, darf er angreifen?
JC: Ja, ich muss meinen Blutduck aufrecht erhalten und ich bin mir sicher, dass Jari-Matti dafür sorgen wird.
F: Andreas, heute belegten die Volkswagen-Fahrer auf jeder einzelnen Prüfung die ersten drei Plätze, bis auf die letzte WP, wo Sie es, wie Jost sagte, verbockt habe.
AM: Ja, wir haben momentan wirklich große Probleme bei Volkswagen! Aber im Ernst: Es war auch für mich ein sehr guter Tag. Vor dem Service war es schwierig, einen Rhythmus auf Asphalt zu finden, aber am Nachmittag waren wir recht flott, fast so schnell wie Sébastien und Jari-Matti. Dann kam Kris Meeke von der Strecke ab, also hatte ich einen Vorsprung von 30 Sekunden. Diese Zwei waren natürlich zu weit weg, um noch aufschließen zu können, denn dafür hätte ich überall voll fahren müssen. Ich wollte aber nicht so viel riskieren, also habe ich etwas zurückgesteckt und das zeigte sich in meinen WP-Zeiten. Das mit der letzten WP tut mir leid.
F: Morgen geht es auf den Truppenübungsplatz, wie sehr freuen Sie sich darauf?
AM: Ja, darauf freue ich mich sehr. Ein Vorsprung von 30 Sekunden ist natürlich eine gute Ausgangslage für morgen, aber ich habe zuviel Rückstand, um diese Zwei noch einholen zu können. Daher werde ich einfach versuchen, einen Rhythmus zu finden und die Fahrt einfach zu genießen.
F: Zum Schluss noch einmal zu Jost. Lasst uns das noch einmal klarstellen. Diese zwei Fahrer belegen die Plätze eins und zwei. Sie wollen hier wirklich gewinnen. Aber dennoch werden Sie Ihre Fahrer fahren lassen, oder?
JC: Ja, klar, denn sie wissen, was sie tun. Wenn ich sie einbremse, werden sie Fehler machen, da bin ich mir sicher.
F: Séb, sind sie damit einverstanden? Machen Sie Fehler, wenn er Sie einbremst? Oder eigentlich wird er Sie nicht einbremsen, denn Sie führen ja.
SO: Den einzigen Satz, den er vor der Rallye gesagt hat, war: ‚Denk daran, Ihr erinnert Euch noch, was Ihr am Ende des vergangenen Jahres zu Herrn Winterkorn gesagt habt', dem Chef der Volkswagen-Gruppe, und dann sagte er uns nur: ‚Ihr habt ihm versprochen, dass ihr in Deutschland viel besser abschneiden werdet', also brauche ich nichts mehr zu sagen'.