Teilnehmer:
Thierry Neuville, Hyundai Motorsport
Andreas Mikkelsen, Citroën Total Abu Dhabi World Rally Team
Sébastien Ogier, M-Sport World Rally Team
F:
Thierry, beginnen wir mit Ihnen. Das war eine gute Leistung von Ihnen heute Morgen. Es ist sehr spannend hier - in der WM-Wertung könnte es nicht enger sein. Wie fühlen Sie sich am Beginn der ADAC Rallye Deutschland?
TN:
Ich fühle mich großartig. Es ist immer schön in Deutschland. Es ist ja eine Art Heim-Event für mich - nicht weit weg von der Grenze zu Belgien. Ich freue mich immer sehr darauf. Klar ist es auch ein schönes Duell in der Meisterschaft zwischen Seb und mir. Wir haben uns viele Punkte zurückgeholt, die wir zu Saisonbeginn verloren hatten. Die könnten wir jetzt gut gebrauchen. Aber um ehrlich zu sein, macht es das jetzt nur noch spannender für uns und für die Fans. Nicht so schlecht, also.
F:
Es wird sicher ein spannendes Wochenende. Das Wetter soll auch wechselhaft werden - mit ein wenig Regen morgen. Als erster auf die Strecke zu gehen, ist da ein Vorteil, oder?
TN:
Ja, wenn es morgen regnet, wäre das sicher nicht so schlecht. Ich bin in den vergangenen Jahren hier auch ganz gut mit den rutschigen Bedingungen zurechtgekommen. Regen macht die Rallye insgesamt schwerer für uns Fahrer. Die Stra ße wird aber hinter mir dreckiger sein - ein kleiner Vorteil, den ich natürlich nutzen möchte.
F:
Wir sind hier an einer neuen Location, dem Bostasee, wo die Rallye 2002 und in ersten Jahren danach schon zuhause war. Es gibt neue Prüfungen, was denken Sie über die neue Strecke?
TN:
Ich muss zugeben, dass mir die Weinberg-Prüfungen noch besser gefallen. Wir haben sie zwar noch am Freitag, aber weniger - das ist etwas schade. Auf der anderen Seite macht es die Sache spannender. Es ist eine neue Herausforderung für uns. Wir haben es hier mit drei verschiedenen Arten vorn Prüfungen zu tun: die Weinberge, das Baumholder-Gelände und natürlich die Landstraßen im Saarland. Man muss für allen drei Arten ein gutes Setup finden und mit Selbstvertrauen reingehen. Wir werden sehen, wie uns das gelingt. Wir sind gut präpariert und bereit anzugreifen.
F:
Das hört sich gut an. Die WRC ist sehr zuschauerfreundlich. Die Fans sind nah an den Fahrern, alle sind sehr vertraut untereinander. Wenn man sich nun in so einem Kampf um die Meisterschaft befindet, der so eng ist wie der zwischen Ihnen und Seb, fallen da manchmal auch nicht so freundliche Worte? Sprecht Ihr Fahrer miteinander oder gibt es eine Art psychologisches Schweigen?
TN:
Wir kämpfen miteinander, ja, aber wir tragen das nur auf den Prüfungen aus. Das ist das wichtigste. Sicher wird es sehr spannend. Jeder von uns will den Titel holen und genauso wollen wir auch diese Rallye gewinnen. Ich wünsche uns allen viel Erfolg - möge der Beste gewinnen.
F:
Das ist sehr sportlich. Danke, Thierry. Nun zu Ihnen, Andreas Mikkelsen. Mit Citroën sind sie nun zurück auf Asphalt. In Korsika hat das ja früher in diesem Jahr schon einmal super gut funktioniert. Wie fühlen Sie sich? Wie waren die Tests?
AM:
Die Tests liefen sehr gut. Wir haben uns sehr darauf gefreut, nach Deutschland zu kommen. In den vergangenen Jahren habe ich diese Rallye sehr genossen. 2016 habe ich hier geführt, bis ich einen Fehler machte. Bei unserem dreitägigen Test hat sich das Auto auch sehr gut angefühlt. Wir konnten mehr oder weniger auf allen Prüfungs-Arten fahren - in den Weinbergen, auf den Landstraßen und sogar auf der Panzerplatte. Dort war ich zum ersten Mal beim Testen. Das wird uns bei der Rallye definitiv helfen, wenn wir am Samstag dort sein werden. Das Auto fühlt sich super an.
F:
Was sind ihr Ziele? Und, Andreas, wieviel Druck spüren Sie, sich hier als Fahrer ohne einen festen Vertrag für die nächste Saison, sich für ein zukünftiges Cockpit zu empfehlen?
AM:
In diesem Sport steht man immer unter dem Druck, Leistung zu zeigen. Nach dieser Rallye wird sich sicher auf dem Fahrer-Markt einiges sortieren, denn danach tut sich erst einmal einen Monat lang nichts auf der Strecke. Von daher ist es wichtig, sich hier gut zu präsentieren. Natürlich zählt nicht nur diese Rallye, sondern wie man davor abgeschnitten hat, aber - klar - es ist wichtig, hier. Und es wird spannend.
F:
Was denken Sie über den Titelkampf. Es war lange nicht so eng. Ist es für Sie auch so spannend, das zu beobachten?
AM:
Ja, es ist sehr schön zu sehen, wie beide, Thierry und Seb, miteinander kämpfen. Vor allem, wenn man auf den Anfang der Saison zurückschaut. Es gab zwei Rallyes, die Thierry nicht beenden konnte. Hätte er da gepunktet, hätte er jetzt einen großen Vorsprung. Das Duell ist auf jeden Fall sehr interessant zu beobachten - auch bei den nächsten Rallyes. Aber es startet hier in Deutschland.
F:
Danke Andreas. Damit kommen wir zu unserem Weltmeister. Monsieur Ogier, fühlen es sich in diesem Jahr an, zur ADAC Rallye Deutschland zu kommen? Vor allem, da es ja so eng ist in der Meisterschaft. Oder ist das nach vier Titeln nicht mehr ganz so spannend?
SO:
Nein, ganz und gar nicht. Zunächst einmal bin ich froh, zurück auf Asphalt zu sein. Die Jungs haben ja schon den Saisonanfang erwähnt - natürlich hätte Thierry schon mehr Punkte haben können, aber ich hätte ihn auf Schotter auch liebend gern vor mir gehabt. Das wäre auch für mich spannender gewesen. Ihr könnt sicher sein, das war nicht so einfach für mich, bei diesen ganzen Schotter-Events als erster auf die Strecke zu müssen. Jetzt bin ich froh, zurück auf Asphalt zu sein. Das ist klar. Wir haben alle Karten in der Hand, um hier eine gute Leistung zu zeigen. Ich mag die ADAC Rallye Deutschland - es ist immer eine große Herausforderung, auch wegen dem Wetter. Manchmal ist es trocken, dann regnet es wieder. Die Reifenwahl ist kompliziert. Rutschig, matschig - da ist alles dabei. Man muss hier einfach immer sein Bestes geben. Ich habe aber immer ein gutes Gefühl auf Asphalt.
F:
Lassen Sie uns über die Prüfungen hier sprechen. Was denken Sie über die Panzerplatte mit den Hinkelsteinen? Ist es die schwierigste Prüfung bei diesem Event oder gibt es noch andere, die noch größerer Herausforderungen darstellen?
SO:
Ja, die Panzerplatte ist schon eine extreme Herausforderung. Vor allem die lange Panzerplatten-Prüfung hat es in sich. Sie ist sehr fordernd für die Reifen. Meistens kommen auch hier die größten Zeitunterschiede zustande. Wenn man keine Zwischenzeiten im Auto hat, weiß man nicht, wo man steht. Unter den Bäumen kann es rutschig sein und man meint, man wäre langsam, weil man wenig Grip spürt. Aber damit kämpfen alle. Es ist schwer einzuschätzen, wie man unterwegs ist. In der Vergangenheit habe ich das normalerweise recht gut hinbekommen und konnte in diesen Prüfungen immer ordentliche Abstände herausfahren. Ich hoffe, die Tradition kann ich fortsetzen.
F:
Sie haben schon vier Titel. Empfinden Sie das als kleinen Vorteil gegenüber Thierry, denn sie wissen, was man tun muss, wenn ein Titel in greifbare Nähe rückt? Oder spielt das keine Rolle?
SO:
Ich denke, das ist letztendlich immer gut, denn wenn du das schon mehrmals geschafft hast, weißt du was du tun musst. Aber das heißt nicht, dass es einfach ist. Man muss trotzdem sein Bestes abrufen. Ich denke, man geht aber vielleicht etwas entspannter mit der Situation um. Man hat ja schließlich diese vier Titel sicher. Aber es gibt Dir nicht wirklich einen Vorteil. Es ist so oder so nie einfach. Ich gebe mich ja nicht mir vier Titeln zufrieden. Ich will den nächsten Titel gewinnen.