Ott Tänak und die ADAC Rallye Deutschland - das passt offensichtlich gut zusammen. 2017 konnte der schnelle Este beim deutschen WM-Lauf den zweiten WRC-Sieg seiner Karriere feiern und löste damit Vorjahressieger Sébastien Ogier ab. 2018 wiederholte Tänak seinen Sieg im Saarland und unterstrich damit, dass er zu den derzeit besten Fahrern der Welt gehört. Auch in diesem Jahr zählt der 31-Jährige, der zu Saisonbeginn in Schweden und vergangenes Wochenende in Chile gewinnen konnte, zu den Top-Favoriten des deutschen FIA Rallye-Weltmeisterschaftslaufs (22. bis 25. August). Im Interview erläutert er, was er an der ADAC Rallye Deutschland besonders schätzt.
Herr Tänak, die ADAC Rallye Deutschland ist das bislang einzige WRC-Event, das Sie schon zweimal gewinnen konnten. Was macht Sie hier so besonders stark?
Ich hatte in Deutschland bisher immer ein gutes Paket am Start, das mir viel Selbstvertrauen gegeben hat. Die ADAC Rallye Deutschland ist sehr speziell. Eine Veranstaltung mit vielen unterschiedlichen Charakteren und Belägen, so dass dein Auto wirklich überall gut funktionieren muss.
2017 haben Sie in Deutschland mit Ford gewonnen, 2018 mit Toyota. Welche Unterschiede gibt es noch, wenn Sie die beiden Erfolge miteinander vergleichen?
Bei meinem ersten Deutschland-Sieg waren die äußeren Bedingungen sehr schwierig, da es am ersten Tag stark geregnet hatte. Wir haben eine gute Reifenwahl getroffen und das hat dann am Ende den Unterschied ausgemacht. 2018 lief es etwas anders: Da gab es zunächst einen großen Zweikampf zwischen uns und Séb [Anm. - Sébastien Ogier], bis er dann auf der zweiten Panzerplatten-Prüfung Pech hatte und sich leider einen Plattfuß einhandelte.
Seitdem die ADAC Rallye Deutschland zum WRC-Kalender gehört (2002) gab es erst fünf verschiedene Sieger. Welche Eigenschaften muss man haben, um diese Rallye zu gewinnen?
Die wichtigste Fähigkeit ist es wohl, sich schnell auf wechselnde Bedingungen und sehr unterschiedliche Wertungsprüfungen einstellen zu können. In den Weinbergen braucht man viel Konzentration, auf den schnellen Forststraßen ist gutes Selbstvertrauen gefragt und auf der Panzerplatte hast du am besten von beidem reichlich - es ist einfach eine sehr vielseitige Veranstaltung.
Beschreiben Sie doch mal aus Sicht eines Piloten die besonderen Herausforderungen der ADAC Rallye Deutschland.
Da die Wertungsprüfungen so unterschiedlich sind, benötigt man ein sehr breites Setup-Fenster, damit das Auto überall gut funktioniert. Die Prüfungen selbst sind schön - vor allem zu Beginn, wenn alles noch schön sauber ist. Bei den zweiten Durchgängen befindet sich dann aber meist schon einiges an Dreck auf der Strecke, was die Sache zusätzlich erschwert. Ziemlich oft sorgt bei der ADAC Rallye Deutschland auch das Wetter für Überraschungen und stellt plötzlich alles auf den Kopf.
Welche Wertungsprüfungen sind eher nach Ihrem Geschmack - die in den Weinbergen oder die auf dem Truppenübungsplatz Baumholder? Und warum?
Alle Wertungsprüfungen sind sehr herausfordernd. Die Weinberge habe ich in den vergangenen Jahren aber ehrlich gesagt noch etwas mehr genossen. In Baumholder zu fahren, macht auch viel Spaß. Aber es ist dort immer auch etwas schwierig, voll zu attackieren. Die Hinkelsteine machen das ziemlich riskant und daher bin ich hier auch nicht besonders scharf darauf, bis ans Limit zu gehen - trotzdem haben wir meistens keine andere Wahl.
Auf der Panzerplatte sind traditionell immer sehr viele Fans, die ein großes Rallye-Fest feiern. Bekommen Sie von dem großen Fan-Spektakel dort als Pilot etwas mit?
Ja, ich sehe dort immer viele Menschen. Für die Fans ist es ja auch eine großartige Sache, dass man von einem Ort aus zwei Wertungsprüfungen verfolgen kann und ständig irgendwo Action geboten ist. Im Auto haben wir allerdings noch etwas mehr Lärm, als die Fans draußen machen können - von daher können wir deren Anfeuerungen nicht wirklich hören.
Die Powerstage der ADAC Rallye Deutschland wird dieses Jahr in den Weinbergen stattfinden. Was bedeutet das Ihrer Meinung nach für die Spannung?
In den Weinbergen passiert schnell mal ein Fehler. Es gibt viele verschiedene Abzweigungen, die sich sehr ähnlich sehen, es aber natürlich nicht sind. Erfahrungsgemäß sind auch die Zeitabstände in den Weinbergen sehr gering. Insofern spricht alles für eine sehr spannende Power Stage.