Mitten hinein in das Saarland geht es für die besten Rallyeteams Deutschlands zum elften Lauf von ADAC Rallye Masters und Deutscher Rallye-Meisterschaft (DRM). Wenn die mehr als 70 Starter bei der ADAC Litermont Rallye Saar (19. - 20. September) auf den Wertungsprüfungen (WPs) zwischen Lebach, Merzig und Saarlouis unterwegs sind, dann schlägt die Stunde der Verfolger: Ruben Zeltner (Lichtenstein / Sachsen, Porsche 911 GT3), der derzeit sowohl das ADAC Rallye Masters als auch die DRM anführt, tritt im Saarland nicht an.
Das wollen seine Konkurrenten nutzen, um aufzuschließen. Denn in beiden Championaten werden in jeder Saisonhälfte nur die vier besten Resultate aus den jeweils sieben Läufen gewertet. So hat Hermann Gaßner junior (Surheim, Mitsubishi Lancer R4) noch die Chance, den DRM-Titel von Zeltner zu verhindern. Sein Vater Hermann Gaßner (Surheim, Mitsubishi Lancer Evo 10) ist Zeltners härtester Verfolger im ADAC Rallye Masters. Gaßner junior müsste den Lauf im Saarland gewinnen und sein Vater, der im Vorjahr die "LiterMonte" gewann, in der Division 2 als Sieger durchs Ziel fahren.
Doch beides wird den Bayern nicht leicht fallen, denn die Konkurrenz ist stark. Ebenso spannend geht es im ADAC Opel Rallye Cup zu. Hier liegen vor dem siebten von acht Saisonläufen die schnellsten vier Junioren so dicht zusammen, dass man sie mit dem berühmten Handtuch abdecken könnte. Alle Entscheidungen fallen am Samstag auf den elf WPs. Sie führen über eine Gesamtlänge von 130,82 km und fassen einige der attraktivsten Prüfungen des Saarlandes zusammen, denn in die neu formierte ADAC Litermont Rallye Saar fließen die bisherigen Highlights der Saarland-Rallye und der bisherigen "Litermont" ein.
So geht es nach dem Start in Saarwellingen am Samstagmorgen unter anderem über die bekannte WP "Steine an der Grenze" oder den spektakulären Stadtrundkurs mitten in Lebach. Serviceplatz, Regrouping und Siegerehrung werden in Saarlouis absolviert. Alles Wichtige gibt es im Internet unter www.adac.de/rallye-masters und www.adac.de/drm. Dort sind auch das Live-Timing und die aktuellen Punktestände zu finden. Das aktuelle Geschehen ist auch unter www.facebook.com/ADACRallye zu verfolgen.
Es gehört schon ein wenig Rechenaufwand dazu, um nachzuvollziehen, dass Vater und Sohn Gaßner noch Chancen haben, den Titelgewinn von Ruben Zeltner zu verhindern. Gemeinsam mit Co-Pilotin Ursula Mayrhofer müsste der "Junior" im Mitsubishi Lancer R4 die restlichen vier Läufe gewinnen, und Porsche-Pilot Zeltner dürfte nur noch minimale Punkte einfahren. "Zwei der vier ausstehenden Veranstaltungen sind wie gemacht für den Porsche, da wäre diese Rechnung doch sehr vermessen", bremst Gaßner junior allerdings jegliche Spekulationen. "Fakt ist, Ruben wird Meister, aber ich will in der DRM meinen Vater noch abfangen und Vize-Meister werden."
Dennoch: Aufgeben gilt nicht - auch wenn Gaßner junior sagt: "Mein Ziel ist klar: Ich will bei der 'LiterMonte' schon ein Wörtchen um den Sieg mitreden. Aber wichtiger ist es, viele Punkte mitzunehmen. Nach zwei Nullrunden kann ich mir keinen Ausfall mehr leisten." Auch sein Vater Hermann Gaßner, der im seriennahen Gruppe-N-Mitsubishi Lancer Evo 10 mit Co-Pilot Harald Brock (Meinerzhagen) antritt, hat den Titel bereits abgeschrieben. "Die Wiederholung des Vorjahressiegs ist im N-Lancer gegen die leistungsstärkeren Fahrzeuge der Division 1 wohl kaum möglich", analysiert er. "Trotzdem gibt es keine taktischen Vorgaben - auch nicht familienintern. Jeder versucht erst einmal, seine Division zu gewinnen." Der vierfache Deutsche Rallye-Meister und amtierende Champion des ADAC Rallye Masters bleibt ehrgeizig. "Unser Ziel ist es nun, wenigstens Divisionssieger im Masters zu werden, und dafür werden wir alles tun, was möglich ist."
Saarland-Meister Noller macht Jagd auf die Favoriten
Beim Kampf um die Krone in der Division 2 wird es Favorit Hermann Gaßner diesmal mit einem "Platzhirsch" aus Schwaben zu tun bekommen: Rainer Noller (Abstatt, Mitsubishi Lancer Evo 9) und sein Heilbronner Co-Pilot Stefan Kopczyk gewannen nur ein Wochenende vor der ADAC Litermont Rallye Saar die Saarländische ADAC Rallye-Meisterschaft. Er darf damit auf ein gewisses Heimrecht im kleinsten Flächenbundesland pochen - und Vater Gaßner hat den "Schwaben-Express" ohnehin auf der Rechnung: "Mit Rainer haben wir uns ebenso wie mit Peter Corazza schon spannende Duelle geliefert", sagt er.
Auch der Sachse Peter Corazza hat bei der neuen "Litermont" zumindest halbes Heimrecht: Auf dem Beifahrersitz seines Mitsubishi Lancer Evo 9 nimmt erstmals der Saarländer Jörn Limbach Platz. "Der ist natürlich richtig ortskundig, ich bin mal gespannt, ob mir das hilft. Aber erst muss er sich an mein Sächsisch gewöhnen", witzelt der Erzgebirgler. "Es wird sehr schwer werden, meine Top-Platzierungen in beiden Serien zu verteidigen. Aber ich werde meine Haut so teuer wie möglich verkaufen, denn so richtig Spaß macht mir der Rallyesport nur, wenn ich auch vorne mitfahren kann."
Junioren biegen auf die Zielgerade der Saison ein
Zwei von denen, die es auf die Platzierungen von Corazza abgesehen haben, sind Marijan Griebel (Hahnweiler) und Fabian Kreim (Fränkisch-Crumbach) aus dem ADAC Opel Junior Team. Griebel liegt derzeit im kleinen Opel Adam R2 inmitten wesentlich leistungsstärkerer Fahrzeuge in der DRM auf Rang sieben und in der Masters-Wertung sogar auf dem vierten Platz. Gemeinsam mit Co-Pilot Alex Rath (Trier) möchte Griebel, "an die guten Ergebnisse der vergangenen drei Wochen anknüpfen und vor allem unsere Führung in der Division 5 des ADAC Rallye Masters verteidigen."
Der Youngster ergänzt: "Ganz besonders freue ich mich auf den Stadtrundkurs in Lebach, wo die Zuschauer den Rallyesport hautnah erleben können." Für 22 weitere Opel Adam beginnt im Saarland der Saison-Endspurt. Die Teams des ADAC Opel Rallye Cups absolvieren hier den siebten von acht Saisonläufen. An diesem Wochenende dürften erste Vorentscheidungen fallen, denn nur die schnellsten Youngster haben die Chance, im kommenden Jahr als Nachfolger von Griebel und Kreim in das ADAC Opel Rallye Junior Team aufzusteigen.
Julius Tannert (Lichtentanne), der Schwede Emil Bergkvist, der Däne Jacob Madsen und Patrick Pusch aus Lutherstadt Wittenberg liegen nur elf Punkte auseinander, doch über 80 Zähler sind noch zu vergeben. Deshalb haben auch die weiteren Platzierten noch jede Chance auf den Titel - es bleibt also spannend in Deutschlands härtester Rallye-Schule.