Tim Zimmermann (19, Langenargen, Liqui Moly Team Engstler) hat mit Oschersleben noch eine Rechnung offen. Am Premierenwochenende der ADAC TCR Germany überzeugte der VW-Pilot, der im vergangenen Jahr noch in der ADAC Formel 4 startete, zwar mit guten Zeiten in Training und Qualifying, fiel danach aber nach einem verpatzten Startmanöver für beide Rennen aus. Doch bereits am Sachsenring Ende April stellte der 19-Jährige seine Fähigkeiten unter Beweis und fuhr in beiden Rennen als Zweiter bzw. Dritter auf das Podium. Vor dem dritten Rennwochenende in Oschersleben gibt sich der Mann vom Bodensee, der in der Gesamtwertung aktuell auf Rang fünf liegt und seine Zukunft im TCR-Sport sieht, optimistisch und will erneut vorne mitfahren.
Wie zufrieden bist Du mit Deinen bisherigen Saison-Ergebnissen?
Tim Zimmermann: "Leider ging der Auftakt in Oschersleben komplett in die Hose. Wir hatten Probleme am Start. Die Bremsbeläge haben zugemacht, weil ich den Start mit der Handbremse probiert habe. Das war ganz klar mein Fehler. Ich hätte davor mehr Starts üben sollen. Ich dachte halt, ich kann es noch aus dem Formelsport. Das ist im Tourenwagensport aber komplett anders. Dann ging das Ganze halt nach hinten los, ich hatte einen Unfall am Start, konnte zum zweiten Rennen am Sonntag auch nicht starten. Das war schade, aber am Sachsenring lief es dafür umso besser. Die Saison ist noch lang, es kann noch viel passieren. Ich bin jetzt auch nicht der Einzige, den es mal erwischt hat. Auf jeden Fall habe ich mit Oschersleben noch eine Rechnung offen."
Mit welchen Ambitionen gehst Du nun erneut auf die Strecke?
Tim Zimmermann: "Ich war in Oschersleben ja schon einige Male im Formelsport auf dem Podium. Außerdem hat am ersten Rennwochenende vom Speed her alles gepasst, ich war Dritter beim Zeittraining. Wenn ich beide Rennen zu Ende gefahren hätte, wäre ich in der Fahrerwertung ganz weit vorne. Ich bin momentan Fünfter, es sind noch einige Rennen zu fahren. Ich lasse mich da jetzt nicht aus der Ruhe bringen und fahre mit einem guten Gefühl nach Oschersleben."
Du bist im vergangenen Jahr noch in der ADAC Formel 4 gefahren. Worin liegen die Unterschiede und wie ist Dir die Umstellung gelungen?
Tim Zimmermann: "Es gibt Leute, die sagen, wenn man Erfahrung im Formelsport hat, ist jedes andere Auto leicht zu fahren. Es ist auf jeden Fall leicht, mit dem Auto klar zu kommen, diese Erfahrung habe ich jetzt auch gemacht. Es war für mich auch kein großes Problem, mit dem Auto schnell ans Limit zu gehen. Aber es ist halt etwas anderes, weil es einen Frontantrieb besitzt, man sieht seine Reifen nicht mehr und man hat eine andere Sitzposition. Aber ich bin jetzt schon so viele Autos in meiner Laufbahn gefahren, dass ich mich schnell daran gewöhnt habe. Ich konnte auch gleich mit den Spitzenleuten mitgehen. Zusammenfassend kann man sagen, der Umstieg vom Formel- in den TCR-Sport war kein Problem, aber sicher eine Umstellung."
Wie bewertest Du die ADAC TCR Germany nach ihren ersten beiden Rennwochenenden?
Tim Zimmermann: "So wie ich es sehe, kommt die Serie überall gut an. Das sind wirklich Autos, mit denen sich die Leute gut identifizieren können. Das habe ich zuletzt beim ADAC Zurich 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring erfahren, wo ich bei Racing One mit Benjamin Leuchter zusammengefahren bin. Beim Adenauer Race Day waren die Leute so begeistert von dem Golf, haben gesagt ‚Guck mal, da ist mein Auto‘. Von den Autos her ist das eine super Serie - und auch vom Rahmenprogramm. Meiner Meinung nach ist das Motorsport auf höchstem Niveau."
Wie beurteilst Du das Fahrerfeld in der ADAC TCR Germany, das ja vom Routinier bis zum Youngster alles vorzuweisen hat? Wer sind die größten Konkurrenten?
Tim Zimmermann: "Im Großen und Ganzen konzentriere ich mich auf mich. Gedanken, ob ein anderer Fahrer so viel oder mehr Erfahrung hat oder ob er schnell sein könnte, blende ich komplett aus. Für mich sind alle Gegner gleich. Ich schaue, dass ich mein Ding erfolgreich durchziehe. Die ersten Fünf in der Gesamtwertung liegen alle ziemlich eng zusammen. Das ist ein sehr starkes Fahrerfeld, in dem es eng zugeht, was man sowohl in Oschersleben, als auch am Sachsenring gesehen hat."
Wie war die Erfahrung beim 24-Stunden-Rennen?
Tim Zimmermann: "Die Teilnahme war eine Erfahrung für sich. Das war ein absolut anderes Event, da waren 200.000 Zuschauer. Ein großartiges Feeling, da dabei zu sein, nachts zu fahren, wenn überall an der Strecke Lagerfeuer und viele Fans mit Plakaten sind. Schade war, dass wir einen Motorschaden hatten, sonst wäre es ein echt gutes Endresultat geworden. Aber für mich war es eine tolle und wichtige Erfahrung, einmal an einem 24-Stunden-Rennen teilgenommen zu haben."
In Oschersleben wird ja auch die TCR International Series an den Start gehen. Ist es ein Ziel von Dir, dort auch in Zukunft zu starten?
Tim Zimmermann: "Es ist in Planung, dass ich im kommenden Jahr die Weltmeisterschaft, also die internationale Serie, fahre. Aber das ist natürlich auch eine finanzielle Frage. Man muss schauen, wie die Sponsoren mitspielen und welches Team in Frage kommt."
Wie bereitest Du Dich auf die nächsten Rennen vor?
Tim Zimmermann: "Ich machte zur Zeit sehr viel Fitnesstraining, immer auch in Zusammenarbeit mit meinem Physiotherapeuten. Dazu kommt die ganze Sponsorenbetreuung mit zahlreichen Events. Ich betreibe Motorsport hauptberuflich, will mich darauf auch in Zukunft konzentrieren. Für Hobbies bleibt da im Augenblick kaum Zeit."