ADAC TCR Germany·23.8.2017

Target Competition: Das Gesicht hinter dem Erfolg: Renningenieur Deuring: 'Ich habe Benzin im Blut'

Albert Deuring kneift die Augen zusammen und kratzt sich am Kinn. Ein letztes Mal geht der Renningenieur die Abläufe durch, ein letztes Mal checkt er das Setup - dann geht es für die acht Honda Civic TCR und Audi RS3 LMS des Teams Target Competition auch schon auf die Strecke. "Acht Wagen auf einmal, das ist schon eine Hammeraufgabe", sagt Deuring und lächelt: "Aber ich bin ja nicht ganz unerfahren - und wir arbeiten super im Team zusammen, um die Herausforderung zu meistern."

Diese Herausforderung, der sich Deuring und Co. seit 2016 Tag für Tag stellen, heißt ADAC TCR Germany. Bis zu 30 Techniker und Mechaniker sind bei den Rennwochenenden dabei, zwei Dateningenieure unterstützen Deuring bei der Arbeit mit den acht Wagen. "Die beiden lesen die Daten aus, schauen sich die Videos an - die wir auch nochmal gemeinschaftlich gucken", erzählt der Bayer: "Wir fahren natürlich unterschiedliche Setups und schauen, dass wir auf die jeweiligen Vorlieben und Bedürfnisse unserer Fahrer eingehen."

Meister Josh Files (Großbritannien), Routinier Jürgen Schmarl (Österreich), José Rodrigues (Portugal) und Kris Richard (Schweiz) fahren Honda, Gosia Rdest (Polen), Juniormeister Tom Lautenschlager (Grafenau), Tim Zimmermann (Langenargen) und der Schwede Simon Larsson sitzen im Audi. Für sie alle ist Deuring als Renningenieur hauptverantwortlich. "Wichtig ist, dass alle den Erfolg wollen. Denn: Wenn ich etwas mache, dann versuche ich es bestmöglich zu machen. Nur so kann man erfolgreich sein", sagt Deuring, der aus Kempten im Allgäu stammt: "Und nur so macht das Ganze auch Sinn. Ein schöneres Wochenende habe ich daheim. Da gehe ich in die Berge oder unternehme etwas."

Und seine Devise geht bislang auf. Im Premierenjahr holte der Brite Josh Files den Meistertitel - und auch in der Teamwertung stand Target ganz oben. "Das ist der Grund, wieso ich diesen Job mache. Für diese Pokale und die Siege", sagt Deuring: "Für mich ist wichtig, einen guten Fahrer zu haben, der auch um den Titel kämpfen kann. Dass die Atmosphäre passt, und dass jeder Benzin im Blut hat und den Willen, Rennen zu gewinnen. Es geht nur um den Sieg, die Pole Position und die Meisterschaft - etwas Anderes zählt nicht."

Mit dieser Einstellung ist Deuring im Motorsport weit gekommen. 16 Jahre lang arbeitet er als sportlicher Leiter für das Team Abt Sportsline. Federführend in der DTM, aber auch im ADAC Formel Masters oder im ADAC GT Masters. Immer mit dem Gedanken: "Wie kann ich das jeweilige Auto auf die jeweilige Strecke perfekt einstellen und schnell machen?", sagt Deuring.

Später wagte er - ebenfalls mit Abt - den Gang in die Elektro-Rennserie Formel E. An einem dieser Tage an den Rennstrecken dieser Welt lernte Deuring im Jahr 2008 auch die Brüder Markus und Andreas Gummerer kennen, die später das Team Target Competition gründen sollten. "Ich bin in Kontakt gekommen mit den Gummerer-Brüdern, weil sie Rennsportauflieger vertrieben haben", erzählt Deuring rückblickend: "Die beiden sind im Clio-Cup gefahren, und wir haben uns immer wieder zum Essen getroffen, wenn wir gemeinsam an einer Strecke waren. Wir haben den Kontakt nie verloren."

Als dann 2015, und damit Jahre später, die Anfrage der Brüder kam, zögerte Deuring nicht - seitdem ist er nun Renningenieur bei Target. Und das mit Erfolg: Im ersten Jahr siegte das Team in der TCR International, ein Jahr später folgte der Einstieg in die ADAC TCR Germany. Bei Deuring ist das Gefühl an der Rennstrecke noch immer wie an den ersten Tagen. Trotz aller Erfahrung, trotz aller Erfolge: Wenn die Ampel auf Grün springt, schießt noch immer das Adrenalin durch seinen gesamten Körper. "Wieso ich das Ganze mache?", fragt er: "Nicht wegen des Geldes! Sondern, weil es Spaß macht, und weil ich motorsportverrückt bin!"

Dabei ist für Deuring die familiäre Atmosphäre bei Target immens wichtig. "Einen großen Reiz macht das Team aus. Andreas kümmert sich um das Management, Markus macht die Fahrzeugvorbereitung", erzählt Deuring: "Vater und Mutter machen das Catering und verschiedene andere Sachen. Ich bin halt der Techniker, der versucht, die Autos schnell zu machen. Das läuft Hand in Hand, und das ist das Schöne daran. Jeder weiß, was er zu tun hat und was zu machen ist. Wir leiden gemeinschaftlich, und wir freuen uns zusammen. Dass wir einen familiären Charakter haben, macht uns stark. Das ist eine große Familie, das macht Spaß."