Als Antti Buri die ersehnte Trophäe nach oben stemmte, machte sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Finnen breit und all die Anspannung fiel ab. Ja! Es ist wirklich wahr! Endlich, im fünften Anlauf, nach vielen Höhen und Tiefen, hat es geklappt: Buri, der seit der Premierensaison in der ADAC TCR Germany am Start ist, hat sich den Meistertitel in der Tourenwagenserie des ADAC gesichert. "Ich bin überglücklich und super, super happy, dass ich diesen Titel nun endlich gewonnen habe", sagte der 31-Jährige und lächelte zufrieden: "Das werden wir nun in vollen Zügen genießen."
Unzählige Nachrichten erreichten den finnischen Hyundai i30 N TCR-Fahrer. Nachrichten aus der Heimat, Nachrichten von der Familie, den Freunden - aber auch von der Konkurrenz. Denn Buri ist nicht nur ein schneller Racer, er ist bei allem Wettkampf auf der Strecke extrem beliebt. "Antti hat die Meisterschaft verdient gewonnen", sagte der neue Vizemeister Harald Proczyk, der als Tabellenführer nach Oschersleben gekommen war, aber letztlich Buri doch noch den Vortritt lassen musste. "Es war immer faires und spannendes Racing mit einem verdienten Meister". Der Österreicher sprach damit stellvertretend für seine Mitstreiter, die in dieser fünften Saison tollen Tourenwagensport gezeigt hatten.
Für Buri waren die Tage vor dem Finale wie ein Deja-vu: 2019 war der Finne ebenfalls mit großen Titelchancen zum letzten Saisonrennen gereist, damals musste er sich in zwei packenden Rennen letztlich Proczyk und dem damaligen Meister Max Hesse geschlagen geben. Buri ging leer aus. Doch anstatt zu hadern, nahm er diese Niederlage mit Fassung. Er wusste aber auch, dass er mit der ADAC TCR Germany noch eine Rechnung offen hatte.
Damals war Buri noch im Audi RS3 LMS aktiv - und überhaupt waren die Vorzeichen trotz aller Parallelen andere. Der damals 30-Jährige startete für sein eigenes Team LMS Racing, das größtenteils aus Freunden bestand. Buri schraubte selbst am Auto mit, er fuhr den Teamtruck zu den Events, war als Teamchef auch an der Suche nach Sponsoren eingespannt. Ein Tag in dieser Zeit hätte aus Buris Sicht gut und gerne 30 statt 24 Stunden haben dürfen.
Irgendwann reifte der Entschluss, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Seinen Audi verkaufte er, und als sich die Möglichkeit bot, mit dem Hyundai Team Engstler zusammenzuarbeiten, ergriff Buri die Chance. Endlich, so zumindest die Idealvorstellung, könnte er sich einzig und allein ums Racing kümmern. Natürlich gehört auch das Setup des Autos mit dazu, aber das Drumherum, das würde Buri mit ruhigem Gewissen in andere Hände geben. "Die Jungs wissen, wie dieses Auto funktioniert. Und der Hyundai hat bereits bewiesen, dass es ein Gewinnerauto ist", sagte Buri noch im Mai bei PS on Air: Der ADAC GT Masters-Talk: "Ich habe große Erwartungen, und ich denke, dass wir gemeinsam den nächsten Schritt gehen können."
Doch der Anfang war schwer, nicht nur, weil Buri aufgrund der Corona-Pandemie sehr wenig Testzeit in seinem neuen Hyundai i30 N TCR hatte, ehe die Saison begann. Weil sich sein neues Auto komplett anders verhielt als der gewohnte Audi, leistete sich Buri einige kleinere Fehler und auch die Ergebnisse stimmten nicht immer. Seinen ersten Sieg holte er erst beim Sonntagsrennen auf dem Hockenheimring - und damit bei der dritten Veranstaltung. Anschließend folgten ein dritter und ein vierter Rang auf dem Sachsenring.
Dann aber setzte Buri zu einem Lauf an, der ihm im Schlussspurt dieser Saison den Titel bescherte: Sieg auf dem Red Bull Ring, Sieg auf dem DEKRA Lausitzring und zum Abschluss noch die Pole, ein Sieg und ein entscheidender dritter Platz in Oschersleben. Fertig war das Meisterwerk des 31-Jährigen, den am Tourenwagensport vor allem die intensiven Duelle schätzt: "Ich liebe Zweikämpfe, ich liebe es, wenn es hart und Rad an Rad zugeht."
Buri weiß, wovon er spricht. Schließlich hat er im Motorsport auch schon in vielen anderen Klassen Erfahrungen gesammelt. Seine ersten Schritte tätigte er im Formelsport, 2007 nahm er an der finnischen Formel Ford Zetec und der Formel Ford NEZ teil. Zwei Jahre später ging es schließlich in die britische Formula Ford Meisterschaft, 2012 war er für ein Event beim ADAC Formel Masters am Start.
Es folgte der Umstieg in den GT-Sport, dort gewann er 2013 den Titel im finnischen Porsche GT3 Cup. Schließt wechselte er in den Tourenwagen. Als die ADAC TCR Germany 2016 in ihre erste Saison startete, fand sich schnell auch ein gewisser Antti Buri auf der Teilnehmerliste wieder: Und der Finne stellte schnell unter Beweis, dass mit ihm zu rechnen sein wird. In jedem Jahr holte er mindestens einen Sieg, anfangs noch im Seat Leon Cup Racer, später dann im Audi RS3 LMS und seit 2020 im Hyundai i30 N TCR. Insgesamt sind es nun bereits zwölf Siege in der ADAC TCR Germany.
Wohin ihn sein Weg nun führt? Das ließ Buri offen. Zunächst einmal will er seinen Titelgewinn in der ADAC TCR Germany in vollen Zügen auskosten. Anfang Dezember wird er 32, Buri will jetzt erst einmal die Ruhe genießen. Im finnischen Winter über zugefrorene Seen düsen, sich austoben. Aber nicht zu lang. Dafür ist Buri viel zu sehr Racer, der von Adrenalin und Nervenkitzel nicht genug bekommen kann.