Jan Seyffert heißt der "Neue" an der Seite von Harald Proczyk. Der 22-jährige Stuttgarter fuhr 2019 noch für Lubner Motorsport im Opel Astra TCR und Lada Vesta TCR - nun wagt er den Wechsel zum ehemaligen Meisterteam HP Racing International und greift im Hyundai i30 N TCR an. Dort trifft er auf den österreichischen Routinier Proczyk (44), der 2018 den Meistertitel geholt hatte und 2019 Vizemeister wurde.
Seyffert will sich bei Proczyk natürlich möglichst viel abschauen - aber gleichzeitig auch beweisen, dass er selbst ebenfalls ein starker Fahrer ist. Vor dem Saisonstart, der vom 31. Juli bis zum 2. August auf dem Lausitzring steigt, spricht Seyffert über den Wechsel, die Herausforderungen in der neuen Umgebung und seine persönlichen Ziele.
Nach einigen Verzögerungen steht nun der Rennplan für das Jahr 2020. Wie groß ist die Vorfreude auf die neue Saison?
Für jeden Fahrer ist es der Worst-Case, nicht im Rennauto sitzen zu können. Andererseits muss man natürlich auch sagen, dass es manchmal eben Wichtigeres gibt. Die Freude, jetzt wieder im Auto zu sitzen, ist nach so einer Pause natürlich noch viel größer.
Du bist im vergangenen Jahr zunächst im Opel und dann im Lada gefahren. Jetzt wechselst du zu Hyundai. Wie sind deine Eindrücke zu diesen drei Autos?
Die letzte Saison sollte eigentlich von Anfang an mit dem Lada beginnen, dies war aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich, sodass wir nochmals mit dem Opel an den Start gegangen sind. Der Opel hat wie jedes Rennauto seine Stärken und Schwächen. Die Grundkonstruktion des Autos ist verglichen mit den Konkurrenzfahrzeugen eher auf der weichen Seite, dies wurde uns besonders im Qualifying mit den neuen Yokohama Reifen etwas zum Verhängnis, da wir den Extra Grip nicht richtig umsetzen konnten. Zudem konnte ich damals leider meinen Fahrstil noch nicht genügend anpassen, um dies mehr zu kaschieren. Der Lada wiederrum war leistungstechnisch einfach chancenlos unterlegen, was auf der Strecke jedem Beobachter ins Auge fiel. Grundsätzlich hat sich einfach gezeigt, dass sich die ADAC TCR Germany auf einem solch hohen Niveau bewegt, dass das nicht ausgeglichen werden kann. Aufgrund des weltweiten Stillstands konnten auch wir noch keine Tests durchführen, sodass ich keine konkreten Aussagen zum Hyundai treffen kann. Allerdings hat sich dieser in den letzten Jahren mehr als bewährt, so dass es sicher kein Fehler ist, in einem Hyundai zu sitzen.
Du fährst 2020 an der Seite von Hari Proczyk. Was versprichst du dir von dieser Zusammenarbeit? Kannst du von seinen Erfahrungen lernen? Und wie kam der Kontakt bzw. die Zusammenarbeit zustande?
Es steht außer Frage, dass der Hari mit inzwischen über 20 Jahren Motorsport einen Erfahrungsschatz besitzt, von dem man nur profitieren kann. Er war bisher auf ziemlich jedem Auto konkurrenzfähig, insbesondere auch in den letzten zwei Saisons der ADAC TCR Germany mit dem Meistertitel 2018 und dem Vize-Titel 2019. Persönlich erhoffe ich mir von dieser Zusammenarbeit, den nächsten Schritt als Rennfahrer zu machen und mich weiter zu entwickeln. Sowohl den reinen Speed als auch im Umgang mit den verschiedenen Rennsituationen. Der Kontakt entstand in erster Linie natürlich durch den Einsatz des Opels, die Marke mit dem HP Racing International 2018 den Titel holte und insbesondere auch über meinen Ingenieur Markus Morawietz, der Hari im Vorjahr betreut hatte. Zudem fuhr Hari mit Lubner Motorsport Ende 2017 beim Lauf in Hockenheim. Man hatte sich also während der Saison schon das ein oder andere Mal ausgetauscht, im Zuge dessen fiel dann zu Beginn des Jahres die Entscheidung, im nächsten Jahr zusammen an den Start zu gehen.
Mit welchen Ambitionen gehst du in die neue Saison?
Als Rennfahrer tritt man selbstverständlich immer an, um zu gewinnen und ist von sich und seinen Fähigkeiten und Potenzial überzeugt. Dies als konkretes Ziel zu formulieren, wäre zum jetzigen Zeitpunkt aber vermessen. Was ich aber klar sagen kann, ist, dass ich, wenn ich im Auto sitze, zu jeder Zeit das Bestmögliche herausholen möchte, sowie eine Steigerung durch die ganze Saison zu vollziehen. Zusätzlich ist zu betonen, dass man sich vor allem daran erfreuen muss, Motorsport generell und auch auf diesem Niveau betreiben zu dürfen. Bei allen Sorgen, die die Welt in den letzten Monaten wieder aufgezeigt hat und auch weiter tut, ist der Fahrersitz ein sehr privilegierter und sorgenfreier Ort.
Gibt es ein Highlight, auf das du dich besonders freust? Eine besondere Strecke oder ähnliches?
Als Highlight ist sicherlich das Heimrennen in Hockenheim zu nennen, auch wenn es dafür ganz kritisch betrachtet im falschen Teil von Baden-Württemberg liegt (grinst). Ebenfalls gespannt bin ich auch auf den umgebauten Kurs in Zandvoort.
Welche Ziele verfolgst du im Motorsport? Wo siehst du dich in einigen Jahren?
Das grundsätzliche Ziel ist, erstmal lange Zeit auf professioneller Ebene fahren zu können und den Spaß nicht zu verlieren. Da hier aber nicht nur ich ein Wort mitzureden habe und viele Dinge außerhalb des eigenen Einflussbereiches liegen, kann ich nur für mich selber alles tun, um das möglich zu machen.