DRM·24.4.2017

Das IVG-Gelände, die Herausforderung: Herausforderung für ADAC Rallye Masters und DRM

Die Rallye in Sulingen ist untrennbar mit dem IVG-Gelände verbunden. Wenn vom 04. bis 06. Mai 2017 die 30. ADAC Rallye "Rund um die Sulinger Bärenklaue" als dritter von acht Läufen zum ADAC Rallye Masters und der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM) ausgetragen wird, dreht sich nicht alles, aber sehr vieles um diese einmalige Wertungsprüfung. Mit den beiden Durchgängen von jeweils 25 Kilometern werden 50 der insgesamt 160 Sulinger Wertungskilometer in dem Kurvenlabyrinth absolviert. Das Besondere in diesem Jahr: Erstmals dürfen Zuschauer in den größten Rallye-Irrgarten.

1939 wurde auf einer Fläche von rund 12 Quadrat-Kilometern im Kreis Nienburg-Weser in einem Waldgebiet unweit der Ortschaften Liebenau und Steyerberg eine Pulverfabrik erbaut. Der flächenmäßig größte Rüstungsbetrieb Deutschlands beinhaltet rund 400 Gebäude, deren Flachdächer wurden zur Tarnung mit einer Erdschicht bedeckt und bepflanzt. Allein der Kohlebunker zur Versorgung der drei Kraftwerke fasste 30.000 Tonnen. Ein Netz von 42 Kilometern Eisenbahnschienen und 84 Kilometern Betonstraßen durchzieht das Gelände. Nach 1945 wurde das Gelände als Militärdepot genutzt. Den heutigen Namen als IVG-Gelände hat das Areal von der jetzigen Betreiber- und Verwertungsfirma IVG. Seit dem 23.09.2000 nutzt die MSG Sulinger Land das scheinbar unendliche und vor allem unübersichtliche Straßennetz für seine Rallyes, wenn auch zur Premiere gerade mal 18 Teams antraten.

Es gibt nur wenige Menschen, die sich ohne Karte und ohne Guide in den Rallye-Irrgarten hineintrauen - und dann auch wieder herausfinden. "Bei den Veranstaltungen führen wir am Eingangstor immer eine Liste der Fahrzeuge, die hineinfahren und kontrollieren abends vor dem Zuschließen ob auch alle wieder raus sind", erklärt Christian Riedemann (Sulingen) zwar schmunzelnd, aber mit ernstem Hintergrund. "Im Laufe der Jahre mussten wir den einen oder anderen dann doch mal suchen und auf dem richtigen Weg zurückführen." Schon mit knappen 12 Jahren war Riedemann zusammen mit seinem Vater Jürgen, heute Sportleiter des ADAC Weser Ems, im IVG-Gelände unterwegs. "Wir haben zusammen die WP's aufgebaut und dann auch wieder abgebaut, inzwischen kenne ich wahrscheinlich jeden Bordstein mit Vornamen". Die intime Streckenkenntnis nutzte Riedemann schon des Öfteren, um in technisch unterlegenen Autos die ‚Großen' zu ärgern, "mit 20 fuhr ich im Suzuki Ignis bei der ‚Butten und Binnen', die nur im IVG-Gelände ausgetragen wird, auf den sechsten Gesamtrang." 2012 beim Sulinger Laufd zum ADAC Rallye Masters gewann er dann im kleinen Citroen DS3 R3 gegen die versammelte Elite aus Deutschland und Holland. Im vergangenen Jahr siegte er beim DRM-Lauf im Peugeot 208 T16 R5, den Grundstein legte er - natürlich - im IVG-Gelände. Der erste Durchgang ging an Fabian Kreim im ¦koda Fabia R5, mit dem ‚klaren' Vorsprung von 0,2 Sekunden. Den Rest des Feldes distanzierten die beiden um über eine halbe Minute. Durchgang zwei gewann dann Riedemann.

Da die Straßen im Rallye-Irrgarten zumeist nur einmal im Jahr benutzt werden, sind vor der Veranstaltung viele Vorarbeiten zu leisten. "Wir schneiden die Wege frei und reinigen die Beton-Strecken mit einer Kehrmaschine, die ist ziemlich genau so breit wie ein R5 - auf der Spur ist dann kein Platz für Fehler. Am besten ist der Straßenzustand direkt nach der Rallye - dann sind die Wege fast komplett freigefahren."

2017 muss Riedemann auf den Start beim Heimspiel verzichten. Nach dem Unfall in Hessen befindet er sich in der Genesungsphase, "das tut schon sehr weh, aber so kann ich der Rallye jetzt noch besser helfen, denn ich habe einfach mehr Zeit und kann all meine Erfahrungen als Fahrer in die Organisation einbringen."

Dass Riedemann das IVG-Gelände mag, ist gesetzt, aber was sagen die anderen Piloten, die sich dieser einmaligen Herausforderung stellen. "Das IVG Gelände ist eine Prüfung, die es so in Deutschland nur einmal gibt. Sie ist stellenweise sehr eng und winkelig, dazu gibt es Passagen die recht schnell und breit sind", sagt ¦koda-Pilot Fabian Kreim, der aktuell die DRM anführt. "Du musst einen sehr guten Rhythmus zu finden und nicht zu aggressiv rangehen. Es gibt kaum bis gar keinen Platz für Fehler. Ich war erst zweimal dort. Einmal mit dem ADAC Opel Rallye Cup 2013 und dann letztes Jahr mit dem ¦koda Fabia R5. Dreimal bin ich fehlerfrei durchgekommen und einmal habe ich einen Fehler gemacht, der mich am Ende den Sieg gekostet hat."

Walter Gromöller ist im Opel Ascona 400 aktuell Vierter in der Gesamtwertung des ADAC Rallye Masters und mag den Irrgarten. "Die Strecke hat alles, Schotter-, Gras- und Asphalt-Passagen, dazu alles noch recht eng und unübersichtlich. Da muss der Aufschrieb exakt passen, sonst bist du nicht schnell unterwegs, sondern nur ganz schnell neben der Strecke." Philipp Knof ist amtierender Titelträger der 2WD-Wertung und stieg in diesem Jahr mit einem Peugeot 207 S2000 in die Allradklasse auf. "Das Gelände ist einfach nur unglaublich groß, man hat keinerlei Überblick mehr, wenn man erst einmal drin ist. Es ist sehr wichtig einen präzisen Aufschrieb zu haben um all die versteckten Ecken und Kanten nicht zu erwischen. Denn dann folgt unweigerlich ein Plattfuß", erläutert der Förderpilot der ADAC Stiftung Sport.

Peter und Michael Wald sind im BMW M3 Führende der Division 3 und liegen in der Gesamtwertung des ADAC Rallye Masters auf dem dritten Platz. "Für uns ist das IVG-Gelände die schönste WP des Jahres. Wir haben sie 2015 und 2016 jeweils besichtig, sie aber noch nie im Wettbewerb bestritten, da wir immer eine WP vorher ausgefallen sind." Das Vater-Sohn-Gespann ergänzt: "Es ist eine große Herausforderung und wir hoffen, dass wir sie diesmal auch im Wettbewerb unter die Räder nehmen dürfen."

Fast neu ist die WP für den 24jährigen Max Schumann, der im Suzuki Swift als Führender der Division 6 punktgleich mit Carsten Mohe (Renault Clio R3T) die Gesamtwertung des ADAC Rallye Masters anführt. "In meinem ‚früheren Leben' war ich schon dreimal als Co-Pilot hier am Start, daher weiß ich, was auf mich zukommt. Und ich freue mich riesig drauf, jetzt endlich selber dort zu fahren." Der saarländische Youngster ergänzt: "Wichtig sind ein guter Aufschrieb und ‚sauberes' Fahren, alles Dinge, die mir eigentlich liegen. Man muss sich aber immer im Klaren darüber sein, dass dort alles passieren kann."

Ganz neu ist der Rallye-Irrgarten für Ex Autocrosser René Mandel, "ich habe bislang nur gehört, dass es etwas ganz Spezielles sein soll, aber was mich genau dort erwartet weiß ich noch nicht." Dennoch blickt der DSK-Youngster im Ford Fiesta R5 zuversichtlich nach vorne. "Etwas ganz Neues, das ist Herausforderung, bedeutet Spaß und bringt mir zusätzliche Motivation. Ich werde mir sicher noch das eine oder andere Inbord-Video anschauen, die Lösung liegt sicherlich im perfekten Schrieb."

Die Fans werden in diesem Jahr erstmals die Gelegenheit haben, die Fahrer live im IVG-Gelände zu erleben. Bislang war das Betreten des Areals aus Sicherheitsgründen streng verboten. "Wir wurden immer wieder gefragt, warum wir keine Zuschauer auf das Gelände lassen, jetzt haben wir eine Möglichkeit gefunden, an einem Tor die Zuschauer kontrolliert auf das IVG-Gelände zu lassen, was uns natürlich sehr freut", erklärte Rallyeleiter Jürgen Riedemann.

Für alle, die nicht live vor Ort sein können, zeigt der Fernsehsender n-tv immer am Sonntag direkt nach der Rallye das halbstündige Magazin ‚PS - Die Deutsche Rallye-Meisterschaft'. Die Berichterstattung über die Rallye ‚Rund um die Sulinger Bärenklaue' wird am Sonntag, 07. Mai 2017, ab 07.30 Uhr ausgestrahlt. Die Wiederholung gibt es dann am 13. Mai 2017 ab 09.30 Uhr. Zudem kann das DRM-Magazin auch jederzeit in der n-tv Mediathek angeschaut werden. Die vollständigen Punktestände, News und Hintergrundinformationen zum ADAC Rallye Masters und der DRM gibt es unter www.adac.de/rallye-masters und www.adac.de/drm sowie im ADAC Rallye Hub (www.adac.de/rallyehub) im Internet.