DRM·8.9.2023

„Die DRM Nationals bieten bezahlbaren Rallye-Sport“

Tarek Hamadeh-Spaniol führt vor dem Saisonfinale bei der ADAC Rallye Stemweder Berg die Tabelle in seiner Klasse und die Gesamtwertung der DRM Nationals an. Im Interview spricht er über den besonderen Charme der Deutschen Rallye-Meisterschaft und die Zukunft des Motorsports.

Nach vier von fünf absolvierten Läufen steht Tarek Hamadeh-Spaniol mit drei Siegen und einem dritten Rang an der Tabellenspitze der DRM Nationals. Entsprechend zufrieden ist er mit dem bisherigen Saison-Verlauf: „Natürlich gibt es immer Stellschrauben, an denen man drehen kann. Aber ich denke, wir haben vieles richtig gemacht, sonst wären wir jetzt nicht ganz oben. Bei einer Rallye hat das Setup einfach nicht gepasst, deshalb waren wir nicht vorn.“ Der 31-Jährige ist nicht nur Fahrer seines Citroën C2 Challenge, sondern feilt zwischen den Etappen auch selbst am Setup und führt Reparaturen durch. „Außerdem kann ich als Fahrer viel besser einschätzen, ob etwas nicht stimmt und welchen Einfluss eine Beschädigung auf die Performance hat. Gegebenenfalls reduziere ich dann das Tempo und kümmere mich, sobald ich aus dem Auto ausgestiegen bin, um die Reparatur“, erklärt der Gesamtführende. „Das hat aber nicht nur Vorteile, da man die Zeit zwischen den Etappen nicht wie einige Kollegen zum Relaxen nutzen kann, sondern mit Reparaturen verbringt.“

Hamadeh-Spaniol hat den Beruf des Mechanikers nie offiziell erlernt, sondern eignete sich diese Fähigkeiten über Umwege selbst an: „Das Handwerk haben mir Freunde beigebracht, die eine Autowerkstatt in Schmelz besitzen. Ich habe damit früh angefangen und mir nach dem Prinzip „learning-by-doing“ immer mehr Wissen angeeignet. Es ist toll, sein Fahrzeug auch auf dieser Ebene genau zu kennen.“

Nach vier von fünf absolvierten Läufen steht Tarek Hamadeh-Spaniol an der Tabellenspitze der DRM Nationals © Foto: ADAC

Der Saarbrücker tritt in der Klasse RC4 der DRM Nationals mit einem Citroën C2 Challenge an. In diesem Modell ist er bereits einige Jahre unterwegs und hat immer wieder bewiesen, wie schnell er ist. Ein großer Vorteil seines Fahrzeugs besteht darin, dass es in unterschiedlichen Ausbaustufen produziert wurde und so die besten Teile aus verschiedenen Modellen genutzt werden können. „Natürlich müssen wir uns an alle Reglementvorgaben halten und dürfen beispielsweise kein sequenzielles Getriebe verbauen. Trotzdem hat man so einen gewissen Spielraum“, erklärt Hamadeh-Spaniol. Sorgen um die Ersatzteilversorgung macht er sich nicht: „Mit der Zeit lernt man, wo man was am besten bekommt. Manche Komponenten stammen auch aus der Serie, das macht es einfacher. Am Anfang war es aber durchaus herausfordernd.“

Auf den Plätzen zwei und drei im Klassement der DRM Nationals folgen Andreas Dahms in einem Porsche 911 und Axel Schütt in einem Ford Escort RS. Diese Vielfalt machen die DRM Nationals zu einer außergewöhnlich abwechslungsreichen Klasse. „Man hat so eine unheimlich tolle Möglichkeit, bezahlbaren Rallyesport zu betreiben. Alles, was darüber hinaus geht, zum Beispiel die Rally4 Fahrzeuge, ist schon wieder eine ganz andere Preisklasse. Die Vielfalt und Bezahlbarkeit machen den besonderen Reiz der DRM Nationals für mich aus.“ Aus diesem Grund peilt er auch keinen Umstieg auf ein anderes Fahrzeug an: „Natürlich machen PS-stärkere Fahrzeuge auch Spaß. Aber wenn sich nichts Grundlegendes bei mir ändert, werde ich weiterhin in der NC4 unterwegs sein.“

Im Rallyesport ist Tarek Hamadeh-Spaniol bereits seit über zehn Jahren aktiv. In diesem Zeitraum habe sich viel getan, vieles sei digitaler geworden und vor allem die Sicherheit habe sich deutlich verbessert. „Auf der anderen Seite hat es der Motorsport heutzutage leider nicht mehr so einfach. Er wird bedauerlicherweise in der Allgemeinheit immer häufiger als klimaschädlich angesehen. Dabei haben Studien bewiesen, dass es andere Sportarten gibt, die bei ihren Veranstaltungen mehr CO₂ produzieren. Außerdem kommen immer häufiger nachhaltige Technologien wie E-Fuels zum Einsatz, heute noch in Rennautos und morgen dann in Serienfahrzeugen. Der Motorsport war schon immer ein Wegbereiter für neue Innovationen.“

Vom 29. bis 30. September geht es für den Unternehmer zum Saisonfinale der Deutschen Rallye-Meisterschaft nach Lübbecke zur ADAC Rallye Stemweder Berg. Eine klare Strategie hat er bei seinem Vorsprung von 13 Punkten noch nicht: „Auf der einen Seite will man auch beim Finale ganz oben auf dem Treppchen stehen. Auf der anderen Seite muss man aber mit Köpfchen fahren, um nicht die Meisterschaft aufs Spiel zu setzten.“