Tom Kässer und sein Co-Pilot Stephan Schneeweiß haben sich bei der ADAC Saarland-Pfalz Rallye im Peugeot 208 Rally4 zum Meister gekrönt. Mit dem fünften Erfolg hintereinander wurden sie trotz zweier noch ausstehender Läufe vorzeitig Gesamtsieger in der DRM2-Wertung. Im Interview spricht Kässer über seinen Triumph und die nächsten Ziele.
Wie fühlt es sich an, den DRM2-Titel so früh in der Saison geholt zu haben? Tatsächlich komisch! Für die Spannung wäre es natürlich schöner gewesen, wenn sich die Meisterschaft erst bei der Ostsee Rallye entschieden hätte. Es hat ein paar Tage gedauert, das alles zu verdauen und zu realisieren, aber wir sind natürlich unglaublich glücklich über den Erfolg.
Was war der Schlüssel zum Erfolg in dieser Saison? Das waren mit Sicherheit mehrere Faktoren. Zum einen habe ich einen Top-Beifahrer an meiner Seite, der mich schon seit sieben Saisons begleitet. Es gibt nur ganz wenige Rallys, die ich ohne Stefan Schneeweiß gefahren bin. Der zweite große Schlüssel zum Erfolg war, dass ich mich über den Winter extrem viel mit dem Auto beschäftigt habe. Alles, was in Richtung Setup, Fahrwerk und so weiter geht, haben wir intensiv getestet. Dazu kommt, dass wir konsequent von Anfang an nie unkontrolliert unser letztes Quäntchen an Speed ausgereizt haben. Dadurch war unsere Fehlerquote erfreulich niedrig.
Du bist gelernter KFZ-Meister. Hat das für den Rallyesport Vorteile? Grundsätzlich schon, denn wenn man Meister in dem Berufsfeld ist, hat man natürlich zwangsläufig ein gewisses Sachverständnis der Technik. Aber das ist auf diesem Niveau bei weitem nicht ausreichend. Am meisten haben mir die letzten Jahre geholfen, als ich mit einem Honda angetreten bin. Da haben wir ganz viel über das Arbeiten mit „Setups“ gelernt, was mir in dieser Saison dann einige Lernprozesse erspart hat. Der permanente Zugang zu einer Werkstatt ist grundsätzlich auch praktisch, da ich hier viele Möglichkeiten habe. Das geht von Radeinstellungen bis zu Achsvermessungen. Ich habe das Auto im Vorfeld bestimmt 30 Mal vermessen, bis es dann so war, wie ich es haben wollte.
Wie hast du den Moment des Titelgewinns erlebt? Wir haben auf der Wertungsprüfung 9 bei der Saarland-Pfalz Rallye nach den WP-Zeiten geschaut und da habe ich gesehen, dass es keine Zeit von Max Schumann gab. Da habe ich zu Stefan gesagt, „der muss wohl ausgefallen sein“. Zu dem Zeitpunkt war mir aber noch nicht klar, dass wir deshalb vorzeitig die Meisterschaft gewinnen können. Für mich hat das aber erstmal den Druck aus der Situation genommen. Mit dieser Einstellung sind wir dann zur nächsten Wertungsprüfung gefahren, was total in die Hose ging. Ich war da so unkonzentriert, weil ich nicht mehr meinen normalen Rhythmus gefahren bin, sondern nur noch „Sieg nach Hause bringen“ im Kopf hatte. Nach der Wertungsprüfung sagte Stefan dann zu mir, wenn wir heute erfolgreich sind, ist uns die vorzeitige Meisterschaft sicher. Das war für mich dann genug Ansporn, um den Sack zuzumachen.
Welche Momente in dieser Saison waren besonders herausfordernd? Die Mittelrhein Rallye war mental sehr anstrengend. Durch einen Fehler am Samstagvormittag hatten wir einen Schaden am Fahrzeug, mit dessen Folgen wir den ganzen Tag gekämpft haben. Wir bekamen von der Konkurrenz Sekunden um Sekunden eingeschenkt und wussten zuerst eigentlich nicht, woran es genau liegt. Das hat uns natürlich frustriert und immensen Druck ausgeübt.
Du bist in der DRM2 Klasse angetreten. Was macht diese so interessant? Zum einen ist es im Vergleich mit den Rally2 Fahrzeugen in der DRM eine verhältnismäßig günstige Klasse. Neben der Bezahlbarkeit war der besondere Reiz für mich, dass am Anfang der Saison fast 20 Autos angetreten sind. Dadurch war abzusehen, dass es ein spannender Kampf gegen Toppiloten wird. Fünf oder sechs Teams sind jederzeit in der Lage, Bestzeiten zu fahren.
Was sind deine nächsten Ziele im Rallyesport? Es gibt eigentlich drei Dinge, die ich noch machen möchte: Das ist auf jeden Fall ein Allrad-Einsatz in einem Rally2 Auto. Dann will ich eigentlich schon viele Jahre eine richtige Schotter-Rallye fahren. Und das Dritte und für mich Interessanteste ist, dass wir mal an einer Europameisterschaft teilnehmen.
Wie wichtig sind Partner und Sponsoren für deinen Erfolg? Extrem wichtig! Es gibt Sponsoren, die einen finanziell unterstützen, um es monetär überhaupt möglich machen. Genauso entscheidend sind aber auch die Menschen im Hintergrund, die namentlich nirgendwo auftauchen. Unsere Mechaniker haben dieses Jahr zum Beispiel ehrenamtlich am Auto geschraubt. Meine Mitarbeiter kümmern sich um die Firma, wenn ich nicht da bin. Aber auch meine Familie steht voll hinter mir und ohne deren Unterstützung würde es nicht funktionieren.