Philip Geipel gewann 2022 gemeinsam mit Co-Pilotin Katrin Becker die Deutschen Rallye-Meisterschaft. Nach mehreren Gaststarts in der abgelaufenen Saison mit einem zweiten Platz bei der ADAC Rallye Stemweder Berg will der 37-Jährige im kommenden Jahr wieder vorne angreifen – und das mit dem neuen Toyota GR Yaris Rally2. Im Interview spricht Geipel über sein neues Rallye-Fahrzeug und hohe Ambitionen für die nächste Saison.
DRM-Champion bist du in einem Škoda geworden. Seit diesem Jahr fährst du einen Toyota GR Yaris Rally2. Wie kam dieser Wechsel zustande? Meine Eltern sind seit über 30 Jahren Toyota-Händler. Mein Papa ist mit einem Toyota Celica GT-Four Ende der 90er unterwegs gewesen. Auch ich habe meine Anfänge auf der Rundstrecke in einem Toyota Yaris gemacht. Als ich Mitte 2022 gehört hatte, dass Toyota einen Rally2-Boliden baut, habe ich mich sofort informiert. So konnten wir uns mit zwei Jahren Vorlaufzeit und intensiven Gesprächen bereits in der ersten Auslieferungswelle ein Auto sichern.
Wie war der erste Eindruck? Die ersten Meter fühlten sich direkt an wie heimkommen. Durch den Dreizylinder ändern sich Fahrcharakteristik und Geräuschkulisse. Aber trotz der Umgewöhnung habe ich mich bezogen auf die Fahrdynamik auf Anhieb echt wohlgefühlt. Leider war das Auto erst im Mai abholbereit und somit zu spät für den DRM-Auftakt. Wir haben natürlich versucht, irgendwie eher an das Auto zu kommen, aber die Nachfrage war einfach zu groß.
In welchen Bereichen hat sich das Auto verbessert? Auf diesem Niveau geht es um minimale Nuancen. Letztendlich waren es bei unserem Gastauftritt am Stemweder Berg acht Sekunden, die zum Gesamtsieg gefehlt haben. Das sind dann unter einem Zehntel auf einem Kilometer, die wir auf den Sieger verloren haben. Es sind also absolute Kleinigkeiten, die bei den Autos den Unterschied machen. Beim Yaris ist die zusätzliche Besonderheit der Motor, der in der Rally2 Kategorie der Einzige dieses Bautyps mit nur drei Zylindern ist. Der hat ein enormes Drehmoment unten raus. Da muss man sich als Fahrer schon anpassen. Das heißt, dass man andere Gänge fährt, beispielsweise alles einen Gang höher. Man nutzt mehr das Drehmoment und weniger die Drehzahl.
Wo hat das Auto seine Stärken? Vom Radstand ist der Yaris vergleichbar mit dem Škoda Fabia Rally2 Evo, den ich die Jahre zuvor gefahren bin. Aber das Auto hat eine bessere und ausgeprägtere Aerodynamik. Gleichzeitig ist es stabiler beim Bremsen und erreicht höhere Kurvengeschwindigkeiten. In schnellen Kurven gibt es einem somit ein besseres Gefühl und man ist bereit, mehr Risiko einzugehen. Man kann mit dem Yaris wahnsinnig spät bremsen. Allerdings musst du das als Fahrer auch erstmal verinnerlichen, um das nötige Vertrauen dafür zu entwickeln.
Ist der Yaris ein Auto, mit dem man Deutscher Rallye-Meister werden kann? Definitiv. Das ist auf jeden Fall ein Auto, mit dem man ganz vorne dabei ist. Wir sind bei unserem dritten Einsatz mit dem Yaris schon auf den zweiten Platz gefahren. Bei der Rallye ADAC Mittelrhein habe ich einen Fehler gemacht mit dem Rückwärtsgang. Da war für uns sehr früh Schluss. Wenn man es so sieht, war die Rallye am Stemweder Berg unsere zweite „richtige“ Rallye und wir sind direkt um den Gesamtsieg mitgefahren. Das ist ein Zeichen dafür, dass man die Kombination aus Toyota, Speedlife Motorsport, Katrin Becker und mir für die DRM 2025 auf dem Zettel haben sollte.
Du möchtest im kommenden Jahr also wieder in der DRM um den Titel kämpfen? Mein Wunsch ist es, nächstes Jahr wieder bei der DRM zu starten. Mit Katrin, Speedlife Motorsport, dem Toyota GR Yaris Rally2 und mir – dem „Dream-Team“ wie es so gern von den Fans genannt wird. Ich freue mich besonders auf die ADAC Rallye Erzgebirge, denn das ist ein Heimspiel für mich. Dort an den Start zu gehen und eine gute Performance abzuliefern, ist immer etwas ganz Besonderes. In der Saison 2023 haben wir den Titel knapp verpasst. Kommendes Jahr möchte ich wieder angreifen.
Der Startschuss zur DRM-Saison 2025 fällt am 27. März traditionell bei der ADAC Rallye Erzgebirge, die als älteste Rallye im Kalender bereits zum 60. Mal stattfindet. Beim Auftakt in Sachsen kann Philip Geipel gemeinsam mit Co-Pilotin Katrin Becker dann auch erstmals seine Titelambitionen unter Beweis stellen.