Erst drohte der Ausfall, dann folgte die Aufholjagd: Tarek Hamadeh-Spaniol erlebte bei der ADAC Rallye Erzgebirge ein Wechselbad der Gefühle. Nach den Schwierigkeiten will der aktuelle DRM Nationals-Vizemeister beim kommenden Lauf in Sulingen wieder von Anfang an voll durchstarten. Im Interview spricht der Saarbrücker über eine furiose Aufholjagd, Fahren am Limit und seine Saison-Highlights.
Der DRM-Auftakt im Erzgebirge lief für dich besonders turbulent. Was ist dort passiert? Wir mussten einen riesigen Rückstand aufholen. Am Montag vor der Rallye war noch unklar, ob wir überhaupt starten können, da wir ein technisches Problem am Auto hatten. Das Problem lag schwer zugänglich hinter dem Zahnriemen. Ich konnte den Schaden zum Glück noch rechtzeitig finden und beheben. Beim Auftakt am Freitag hatten wir dann zusätzlich einen Defekt am Kühlerschlauch, wodurch wir viel Zeit verloren haben. Ich kann mich kaum erinnern, jemals eine komplette Rallye so konstant am Limit gefahren zu sein. Normalerweise nimmt man strategisch mal Tempo raus, aber diesmal mussten wir von Anfang bis Ende voll attackieren.
Wie balanciert man als Pilot das Risiko bei so einer Aufholjagd? Grundsätzlich blendet man das Risiko im Auto aus. Sobald man darüber nachdenkt, was ein Unfall kosten würde, wird man unkonzentriert. Wenn man im Flow ist und eins mit dem Auto, dann fährt man einfach. Ganz am Anfang meiner Karriere war das anders, da hatte ich solche Gedanken öfter. Aber natürlich gibt es trotzdem haarige Momente, wenn man am Limit fährt.
Gab es auf den Etappen im Erzgebirge besonders knappe Momente? Auf einem Schotterstück, wo wir noch über 30 Sekunden Rückstand auf Platz eins hatten und wussten, dass wir nur dort Zeit gutmachen können, ist das Heck etwas weiter ausgebrochen. Glücklicherweise war rechts auf der Wiese Platz, wir sind nur kurz mit den Rädern durchs Gras und haben kaum Zeit verloren. Auf einer anderen schnellen und engen Passage über Kuppen hat mein Beifahrer Henry mir signalisiert, kurz das Tempo rauszunehmen. Das war wichtig, denn sonst wäre es in der nächsten Kurve sehr knapp geworden.
Wie behält man bei so einem großen Rückstand einen kühlen Kopf? Die Hoffnung stirbt bei einem Rennfahrer nie. Sobald die Ampel auf Grün springt, ist man im Moment und denkt nicht mehr an das, was vorher war. Mit dem Rückstand vom Freitagabend war uns klar, dass es schwierig wird. Aber im Rallyesport kann so viel passieren – ein Plattfuß beim Konkurrenten kann alles ändern. Wenn man aufgibt und am Ende fehlen nur wenige Sekunden, ärgert man sich. Deshalb geben wir immer Vollgas.
Wie sieht die Strategie für die ADAC Actronics Rallye Sulingen (25/26. April) aus? Ähnlich wie im Erzgebirge. Auf der ersten Prüfung schauen wir, dass wir reinkommen und nicht gleich volles Risiko gehen. Natürlich beobachten wir die Zeiten in unserer Klasse. Priorität hat immer, in unserer Wertung vorne dabei zu sein und maximale Punkte zu holen. Je nachdem, wie sich der Kampf entwickelt, passen wir unseren Speed an. Der Klassensieg steht im Vordergrund.
Beim Blick auf den Kalender: Welche Rallye ist das Highlight in dieser DRM-Saison? Ich finde alle DRM-Veranstaltungen gut, jede hat ihren Reiz. Im Erzgebirge sind die technischen Prüfungen toll. In Sulingen liebe ich das IVG-Gelände. Mein persönliches Highlight sind aber die Prüfungen in den Weinbergen bei der Rallye ADAC Mittelrhein. Die Atmosphäre im Sommer, die Landschaft, das ist gigantisch. Aber auch meine Heimrallye rund um St. Wendel ist natürlich ein Saisonhöhepunkt.