Volkswagen AG, Wolfsburg (D)
Der Passat des Typs 35i gilt innerhalb der ADAC Straßenwacht als das Arbeitspferd der 1990er Jahre. Im Laufe der Zeit wurden mehr als 600 Fahrzeuge dieses Typs bei der Straßenwacht in Dienst gestellt. Viele aktive und ehemalige Straßenwachtfahrer erinnern sich gerne an dieses Modell zurück. Zwar erscheint eine Motorleistung von 68 Saugdiesel-PS aus heutiger Sicht eher mager, der 35i bot aber erstmals komfortables Ladevolumen und eine standesgemäße Motorisierung. Die Zuverlässigkeit dieses Fahrzeugtyps ist legendär. Nicht wenige erreichten bis zur Ausmusterung (nach üblicherweise acht Jahren) astronomische Kilometerleistungen.
Dieser Passat, den seine ADAC Fahrzeugnummer als das als 4657tes Straßenwachtfahrzeug in Diensten des ADAC ausweist, wurde am 26. Juni 1990 im VW Werk in Emden als Teil einer Charge von insgesamt 145 identischen Fahrzeugen des VW-intern „315 1V4“ genannten Typs, hergestellt. Gefertigt in Ginstergelb mit Canyon-brauner Innenausstattung handelt es sich dabei um ein eher karg ausgestattetes Modell für spezielle Gewerbekunden - dem Volksmund als „Behördenmodell“ bekannt. Dessen üblichen Ausstattungsumfang hatte der ADAC noch um einige Teile wie Rücksitzbank und -lehne gemindert. Diese wären für die zukünftige Karriere als Pannenhilfsfahrzeug ohnehin überflüssig gewesen. Als Direktlieferung an den ADAC, verlässt der Wagen am 2. Juli 1990 das Werk und wird anschließend nach München transportiert. Dort wird er in der Ausrüstungswerkstatt der Straßenwacht zum Pannenhilfsfahrzeug umgebaut. Neben den Einbauten für Werkzeugausstattung und Ersatzteile, werden dort auch ein Recaro Sportsitz, eine Niveauregulierung an der Hinterachse und der Fahrtenschreiber verbaut. Am 25. Oktober wird die Fahrzeugart im KFZ Brief von „PKW“ auf „Sonder-KFZ Pannenhilfe“ in den Fahrzeugpapieren geändert und der Passat am darauf folgenden Tag auf den Allgemeinen Deutschen Automobil Club e.V., München unter dem Kennzeichen M-NW 8043 zugelassen.
Die Werkzeuge und das Sprechfunkgerät werden vom Fahrer, der das Fahrzeug am 30.10.1990 übernimmt, aus dem gleichzeitig ausgemusterten Vorgängerfahrzeug übernommen. So wird der VW dann im Raum Niedersachsen im regulären Straßenwachtdienst eingesetzt und bekommt 1995 ein mobiles Datenfunksystem mit Standortübertragung nachgerüstet.
Mit einer Gesamtfahrleistung von 420.756 km wird der Passat im Dezember 1999 ausgemustert und zwei Tage vor Weihnachten die Stilllegung durch die Zulassungsstelle München in den Fahrzeugpapieren vermerkt. Glücklicherweise hat man sich damals entschieden, den Passat nicht abzugeben, sondern für die Nachwelt aufzubewahren. Im Januar 2000 schließlich wird der Wagen vom ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e.V. übernommen, wo er seitdem im Rahmen von Messen und Oldtimer-Veranstaltungen der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Nun kann der Wagen, dem man den hohen Kilometerstand kaum ansieht, seinen dreißigsten Geburtstag feiern, womit er dann auch die Anforderungen fürs ersehnte H-Kennzeichen erfüllt.
Baujahr: 1990 Hubraum: 1.896 ccm Bohrung/Hub: 72 x 85 mm Leistung: 68 PS
