Wenn morgen früh in Berlin das Flugzeug nach Qatar abhebt, sitzt eine junge Frau aus dem anhaltinischen Leps mit an Bord. Ihr Name ist Anne Borchers. Sie ist 24 Jahre alt und wird beim ersten Lauf zur Frauen-Weltmeisterschaft auf dem "Losail Motocross Track" starten.
Ihr Vater begleitet sie und betreut sie vor Ort. Auch ein Mechaniker von ihrem Team Johannes-Bikes Suzuki aus Weimar ist bei dieser Reise dabei. Anne Borchers gehört zu den besten deutschen Motocrosserinnen und sie ist seit vielen Jahren Mitglied beim Motorsportclub Teutschenthal e.V. im ADAC.
Es ist nicht der erste Flug der jungen Frau mit den kurzen blonden Haaren in das arabische Emirat. Schon zwei Mal stand sie beim traditionellen Auftakt zur Motocross-Weltmeisterschaft in Qatar am Startgatter. Mit einem sechsten Platz im vergangenen Jahr stellte sie dort bereits ihr exzellentes fahrerisches Können unter Beweis.
Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders. Denn hinter Anne liegt ein Verletzungsjahr. Seit dem verhängnisvollen 22. März 2015 hat sie kein einziges Rennen mehr bestritten. Krankenhausaufenthalte, Therapien und Regenerationsphasen bestimmten den Alltag der Profi-Motorsportlerin. Und ein leichtes Training, sobald es ging. Ihre Physiotherapeutin wurde zu einer engen Vertrauten.
"Mit ihr zusammen habe ich festgelegt, was ab welchem Zeitpunkt wichtig ist und wie ich trainiere", erzählt die junge Frau, die im Alter von zehn Jahren im sachsen-anhaltischen Westerhausen ihr erstes Rennen fuhr. Dem kommenden Wochenende in Qatar sieht Anne relativ entspannt entgegen. Die Rennen sollen zur Standortbestimmung werden. "Ich will mir selbst nicht so viel Druck machen", sagt sie und: "Ich will endlich wieder Rennen fahren." Die "vielen schlechten Tage" sollen endlich der Vergangenheit angehören.
Das Motocross-Fahren soll endlich wieder Spaß machen - nicht nur im Training auf ihrer Hausstrecke, auch auf richtigen Rennstrecken. Große Ziele setzt sich die 1,70 m große Motocrosserin im Moment noch nicht. "Natürlich kann ich noch nicht bei 100 Prozent sein", sagt sie realistisch und blickt voraus: "Der Start ist in Qatar wichtig. Und auf dem Motorrad zu bleiben."
Weitere Rennen werden folgen und die Ansprüche von Anne wachsen. Über sieben Rennen geht die Motocross-WM der Frauen in diesem Jahr. Neben dem Auftakt am Persischen Golf sind alle Starts in Europa. Der deutsche MX Ladies Cup und die Läufe zur Deutschen Motocross Meisterschaft in der Klasse MX2 stehen ebenfalls im diesjährigen Terminplan von Anne und auch die sachsen-anhaltische Landesmeisterschaft. Und ein Trainingscamp für junge Motocrosserinnen würde sie gern einmal leiten, erzählt sie, im Teutschenthaler "Talkessel" natürlich.
Bis es soweit ist, wird die Strecke des MSC Teutschenthal Anne Borchers am 7./8. Mai aber zunächst als Rennfahrerin erleben. Die Frauen-Weltmeisterschaft der Motocrosserinnen gehört neben den WM-Klassen MXGP und MX2 sowie den europäischen Rennserien EMX250 und EMX150 auch in diesem Jahr zum WM-Programm im "Talkessel". Der MSC Teutschenthal wünscht Anne Borchers viel Glück für Qatar und alle weiteren Rennen in diesem Jahr.