Noch acht Tage bis zum HJC Helmets Motorrad Grand Prix Deutschland 2019 auf dem Sachsenring: Vom 5. bis 7. Juli heizen die MotoGP-Stars um Valentino Rossi und Marc Marquez den Fans ordentlich ein. Der Fokus der deutschen Anhänger liegt jedoch auf der Moto2-Klasse, wo Marcel Schrötter in diesem Jahr als deutsches Zugpferd gilt. Sein Einsatzteam Dynavolt Intact GP liegt nach sieben Rennen sogar an der Spitze der Team-Wertung in der mittleren Kategorie. Im Interview äußert sich Teamteilhaber Stefan Keckeisen zur Saison 2019 und blickt auf den HJC Helmets Motorrad Grand Prix Deutschland voraus.
Die Moto2 startete mit komplett neuen Voraussetzungen in die Saison 2019. Der Einheitsmotor kommt nun von Triumph, zudem wurden die Bikes erstmals mit Elektronik ausgestattet. Wie hat sich das auf euer Team ausgewirkt?
Stefan Keckeisen: "Wir als Team waren immer technisch sehr versiert, Jürgen Lingg hat ja immer schon mehr Wert auf die Technik gelegt. Das macht uns aber auch Spaß. Jürgen fand es schade, dass man zuletzt nur noch an kleinen Details arbeiten konnte. Für die neue Elektronik haben wir uns im vergangenen Herbst mit zwei Data-Männern verstärkt, jeweils einen für Marcel Schrötter und für Tom Lüthi. Dieser Schritt war richtig und wichtig, um die Feinheiten in der Elektronik herausfiltern zu können. Die Elektronik ist zwar noch nicht so offen, wie wir uns das erhofft hätten. Aber wenn die Dorna sieht, dass man gut damit umgehen kann, dann kann sie das Fenster auch verbreitern. Insgesamt ist das aber schon eine ganz andere Geschichte als früher."
Wie sehr hilft bei all diesen Neuerungen die MotoGP-Erfahrung von Tom Lüthi aus 2018?
"Uns macht es Spaß, mit Tom an der Elektronik zu feilen. Er bringt durch sein Jahr in der MotoGP auch die nötige Erfahrung mit. Aber zwischen der Moto2-Elektronik und der MotoGP-Elektronik liegen immer noch Welten. Wir hoffen da auf den nächsten Schritt, aber die Arbeit macht uns auf jeden Fall unheimlich Spaß. Tom weiß beispielsweise, wie sich eine Motorbremse anfühlen muss, da ist er Marcel einen Schritt voraus. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber ich denke, wir haben von Anfang an eine gute Grundabstimmung gefunden."
Tom ist 2019 in guter Form, hat bereits ein Rennen gewonnen und stand drei weitere Male auf dem Siegertreppchen. Kann er bis zum Schluss im Titelkampf mitmischen?
"Ich denke schon. Tom hat natürlich eine Wahnsinns-Erfahrung, das hilft unserem Team ungemein. Klar kann er um den Titel fighten. Er wurde ja schon zwei Mal Vizeweltmeister in der Moto2-Klasse und weiß, wie man dafür an der Spitze agieren muss. Ich hoffe, dass es in diesem Jahr klappt, aber er hat natürlich auch starke Gegner. Wir hoffen aber, dass Tom mit all seiner Erfahrung bis zum Schluss ganz vorne mitmischen kann. Für uns ist es auch eine tolle Geschichte, dass wir aktuell in der Team-Wertung vorne liegen. Wir haben es dieses Jahr geschafft, beide Fahrer auf ein Level zu bringen, und das muss man erstmal hinkriegen. Die Team-Wertung ist für uns genauso wichtig wie die Fahrer-WM."
Marcel Schrötter wird von Jahr zu Jahr stärker und ist im Qualifying mittlerweile top. Auf einen Rennsieg wartet er aber noch immer. Was fehlt ihm, wie kann der Knoten platzen?
"Wir arbeiten intensiv mit Marcel zusammen. Man muss sagen, dass er sich im Laufe der Jahre unheimlich gemacht hat. Er ist gereift und muss jetzt den nächsten Schritt gehen. Inzwischen fightet Marcel ganz vorne mit, das ist noch relativ neu für ihn. Er ist ein Arbeiter und braucht einfach ein wenig länger. Ich denke, dass er sich diesen ersten Sieg noch erarbeiten wird. Dafür braucht er eine konsequente Einstellung. Wenn er daran noch arbeitet, dann kann er seinen Grundspeed aus den Trainings auch im Rennen umsetzen. Er muss noch besser gegenhalten und taktischer fahren und darf sich nicht so sehr durcheinander bringen lassen, wenn ihn mal ein Fahrer überholt. Bei Tom kann er sich da auch ein paar Dinge abschauen, so wie es Tom anfangs bei ihm gemacht hat."
Vielleicht klappt es ja schon beim Heimrennen am Sachsenring... 2016 war Dynavolt Intact GP bereits Zweiter mit Jonas Folger. Was erwartet ihr euch in diesem Jahr vom Heimspiel?
"Auf alle Fälle wollen wir das Ergebnis aus 2016 verbessern, das wäre eine super Geschichte! Wir mischen mit beiden Fahrern vorne mit, das ist wichtig heuer. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht auch beim Heimrennen vorne dabei sein sollten. Wir wollen den Fans auf jeden Fall eine tolle Show liefern. Für Marcel ist in Sachen WM auch noch alles drin. Wenn er konstant gute Punkte oder Podiumsplätze holt, dann ist noch alles möglich. Auf dem Sachsenring wollen wir möglichst super performen."
Welchen Stellenwert hat der HJC Helmets Motorrad Grand Prix Deutschland allgemein für euch?
"Der Grand Prix am Sachsenring genießt natürlich den größten Stellenwert für uns, auch wenn wir mit Assen, Brünn und Spielberg noch drei weitere gefühlte Heimrennen haben. Am Sachsenring sind einfach alle da, das sehen wir auch an unseren Sponsoren. Die wollen alle kommen, da ist die Bude voll. Wir wollen deshalb natürlich eine richtige Show bieten, das ist unser Ziel."
Der Sachsenring zieht auch viele Zuschauer an. Was habt ihr euch für sie einfallen lassen?
"In der Karthalle wird es auf jeden Fall ein Meet & Greet mit beiden Fahrern geben, das ist schon zugesichert. Marcel und Tom haben jedoch etliche Termine an diesem Wochenende. Wichtig ist aber auch eine gute Performance auf der Strecke, denn das wollen unsere Fans schließlich sehen."
Wer Dynavolt Intact GP und Marcel Schrötter vor Ort die Daumen drücken möchte, sollte sich noch rasch Karten für den HJC Helmets Motorrad Grand Prix Deutschland bestellen. Das Ticket-Kontingent ist begrenzt, Wochenendtickets für viele Tribünen sind bereits vergriffen. Tickets für den deutschen Lauf der MotoGP sind erhältlich unter www.adac.de/motogp, unter der Hotline 03723/8099111 (Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr) sowie in allen Geschäftsstellen der Freien Presse.