Auf die MotoGP-Asse kommt nun mit vier Übersee-Rennen hintenraus die anstrengendste Zeit des Jahres zu. Die meisten Fahrer sind angeschlagen, der Energie-Level ist niedrig, sie haben keine Zeit, Fitness nachzulegen und müssen sich irgendwie durchbeißen.
Allein hinzukommen ist schon mühsam. Die Fahrer müssen sich überlegen, ob sie zum ersten Stop in Thailand hin- und wieder zurückfliegen oder fünf Wochen on Tour bleiben, denn nach nur einem rennfreien Wochenende folgen drei Grand Prix hintereinander. Einige Piloten mögen es aber sogar, fernab vom Schuss zu sein, mit anderen Kulturen und anderen Rennstrecken.
Die vier Rennen unterscheiden sich auch vom Klima her: In Thailand erwartet uns eine Hitzeschlacht, in Japan kann es wie in Mitteleuropa sehr schön sein, oder auch zehn Grad und Regen haben. Philip Island, eine Melbourne vorgelagerte Insel in der berüchtigten Bass Strait, ist für ihre "four seasons in one day" bekannt, und am Ende kommt mit Sepang wieder eine Hitzeschlacht.
Man muss schon sehr flexibel sein, auch was die wechselnden Zeitzonen und das unterschiedliche Essen betrifft. Für die Rookies gilt es, diese Situation erst einmal kennenzulernen, die Routiniers haben in Fernost hingegen längst ihre standardisierten Abläufe.
Bei der Premiere im letzten Jahr hat uns Buriram ein Spektakel geliefert, ein Fragezeichen stellen nur die Reifen her. Der erste Teil der Strecke hat Stop-and-Go-Charakter mit extrem harten Bremspunkten und sehr langen Geraden, was für Ducati sprechen würde. Im Infield ab Kurve 5 wird's eng, da kommen die kleinen Gänge zum Einsatz, was wiederum Yamaha liegen sollte. Der Chang International Circuit ist also für alle Fahrer eine Kompromissstrecke.
Dass sich die Fahrer zurückhalten werden, um keine Verletzungen zu riskieren, ist daher nicht zu befürchten, selbst Márquez nicht. Er liebt ja Statistiken und holt sich so ständig neue Motivationen, etwa den Punkterekord oder die meisten Siege in einem Rennjahr einzufahren.
Auch zum Materialtest werden die Konstrukteure diese Rennen eher nicht nutzen. Einerseits können die Teams nach Übersee kaum Teile nachbringen, zum anderen geht beim Motor vom Reglement her wenig. Theoretisch könnte man im Chassis-Bereich etwas vorantreiben, das ist in den letzten Jahren aber de facto nicht passiert.
Alex Hofmann ist ehemaliger deutscher Motorradrennfahrer und TV-Moderator. In der neuen MotoGP-Saison berichtet er wieder als Experte und Kommentator für ServusTV live aus der Boxengasse.