Oldtimerevents·1.9.2011

Sounds of Speed im Wetterpech: Schwimm-Festival am Salzburgring

Der letzte Samstag im August steht rot markiert im Terminkalender der Oldtimer-Fans. Denn wie jedes Jahr seit 2003 findet an diesem Tag die ADAC Salzburgring Classic, besser bekannt unter dem Titel "Sounds of Speed", statt. Rund 250 historische Tourenwagen, GTs, Formel- und Rennsportwagen hatten sich zu diesem mittlerweile Kult gewordenen Event auf der Traditionsrennstrecke vor den Toren Salzburgs angemeldet.

Genau so viele betagte Automobile und Klassiker steuerten die Zuschauer bei. Die Vorfreude war wie immer groß, hatte doch die ganze Woche über bestes Wetter bei fast schon tropischen Temperaturen Appetit gemacht. Doch am Samstag, dem Fahrtag, ergoss sich pünktlich zum Start des ersten Laufes der Himmel nach Kräften über den Ring, begleitet von nahezu eisiger Kälte. Der Freude der Teilnehmer konnten die nicht enden wollenden Regenmassen aber dennoch keinen Abbruch tun. Sieger der Sounds of Speed-Trophy wurde der Borgward RS, ein zweisitziger Rennsportwagen aus dem Jahr 1957. Ihm sprach die Jury die meisten Punkte in den Kriterien Seltenheit, Originalität, Erhaltungszustand, Sound und Fahrstil zu. Als sein Pilot Tom Fischer die Trophäe bei der Siegerehrung im Ring-Stüberl in Empfang nahm, hatte sich der Regen bereits verzogen und die Sonne schien wieder — ein paar Stunden zu spät.

Vortreffliches Starterfeld

Angesichts der Wetterlage wollten sich erstaunlich viele Zuschauer dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Ihr Kommen wurde belohnt durch ein vortreffliches Starterfeld, das viele, teils wirklich rare automobile Schmuckstücke zu bieten hatte. Zu den absoluten Highlights zählte der Talbot Lago T26C von 1948, einer der letzten klassischen Vertreter der hubraumstarken Grand Prix Rennwagen der Vor-Formel-1-Ära. Sportlich-elegant trat der Abarth Simca 2000 GT auf, auch er nur äußerst selten einmal auf einer Rennstrecke live zu erleben.

Ein Einzelstück ist der sensationelle Can-Am-Bolide AVS Shadow Mk1 von 1970. Seinerzeit war der ultraflache, schwarze 8-Liter-Racer in der Kanadisch-Amerikanischen Super-Sportwagenserie glücklos, heute zählt er, wo immer er zum Einsatz kommt, zu den Stars im Feld. Ebenfalls ein Unikat ist der offene Mercedes 300 SLS, den der amerikanische Rennfahrer Chuck Porter 1956 aus einem verunfallten Flügeltüren-SL aufgebaut hatte. Auch er pflügte durch die Wogen. Nur im Fahrerlager zu bewundern war ein ganz besonders edler Flitzer, der Cooper T77 Formel 1 von 1965, ein Ex-Rindt-Auto. Sein Besitzer wollte bei diesen Wasser-Festspielen lieber nichts riskieren. Wer Spaß an den kleinen Rennern vergangener Tage hatte, kam aber genauso auf seine Kosten. Ob Fiat Abarth 1000 TC, NSU TT oder Glas GT, sie alle waren dabei und balgten sich mit dem 12-Zylinder Ferrari 365 BB oder der Edelstahl-Flunder De Lorean DMC-12, einer, wie er im Film-Klassiker "Zurück in die Zukunft" die Hauptrolle spielte. Zwar werden bei der Salzburgring Classic die Rundenzeiten erfasst, für den Gewinn der "Sounds of Speed-Trophy" sind sie allerdings ohne Bedeutung. Dennoch blieben bei solchermaßen schwierigen Bedingungen einige wenige Unfälle nicht aus, wobei ein Teilnehmer auch Knochenbruch erlitt. Die meisten aber ließen sich den Spaß nicht verderben und gaben nach Herzenslust Gas.

Rar, rarer, am rarsten

Der Rang des ältesten Fahrzeugs ging an den Alvis Silver Eagle von 1934, der sich erst recht nicht vom reichlichen Nass beeindrucken ließ und eifrig seine Runden drehte. Colin Chapmans erfolgreiche Kreationen aus der Formel 2 der Sechziger- und Siebzigerjahre, der Lotus 59 und sein Nachfolger, der 69, wie ihn auch Jochen Rindt einst fuhr, gingen ebenso unverdrossen auf die Strecke wie die legendären BMW M1. Einer davon in Serien-Ausführung, ein anderer als einer der berühmten Procars aus dem Rahmenprogramm der 1979er Formel 1 Saison , ein weiterer der brachiale Turbo aus der damaligen Gruppe 5, mit dem Striezel Stuck 1981 nicht nur in Le Mans angetreten ist, sondern im gleichen Jahr auch auf dem Salzburgring gewonnen hatte. Ein wunderschöner McNamara, ein — auch wenn es nicht danach klingt — bayerischer Formel-Vau-Exot aus dem Jahr 1969 begeisterte nicht minder als der heroische Chevron B16 von 1970, einer von nur 23 gebauten Exemplaren.