Oldtimerevents·8.9.2017

Auto-Vielfalt bei der ADAC Trentino Classic 2017: Sportler, Klassiker und Ikonen

Am 18. September heißt es im malerischen Molveno am gleichnamigen See im Trentino: "Start frei zur ADAC Trentino Classic 2017!" Dann gehen fünf Tage lang über hundert Teams mit ihren historischen und klassischen PS-Schätzen auf entspannte automobile Entdeckungsreise in den atemberaubenden Landschaften und über die grandiosen Panoramastraßen der oberitalienischen Region. Zwischen Dolomitengipfeln und Seeufer zelebrieren die automobilen Raritäten Dolce Vita hinterm Lenkrad oder auf dem Beifahrersitz. Die teilnehmenden Fahrzeuge verkörpern fast einhundert Jahre Automobilgeschichte - eine rollende Hommage an die Ingenieurskunst und die Formenvielfalt.

Das älteste Auto im Feld war einst ein Verkaufsschlager: Der Chevrolet Independence Phaeton von Robert und Gabriele Braun aus dem Baujahr 1931 half dem Hersteller Chevrolet in der schwierigen Zeit der Großen Depression, an der Zulassungsspitze in den USA zu bleiben. Heute kann der offene Wagen mit dem charakteristischen hohen Chromkühler seinen Un-Ruhestand auf den Straßen des Trentino genießen. Genauso wie die englischen Sportler aus dem Hause Jaguar, die gleich zweimal bei der ADAC Trentino Classic vertreten sind. Dr. Wolfgang und Ilse Köhler gehen im S.S. Jaguar 100 von 1937 auf Tour, Axel und Gudrun Walter wählen das gleiche Modell aus dem Jahr 1938 als standesgemäßes Fortbewegungsmittel für die Oldtimerwanderung. Die knorrigen Ur-Modelle von Jaguar fordern ihren Lenkern auf den kurvenreichen Straßen rund um den Molvenosee sicherlich einiges ab.

Das bunt gemischte Starterfeld der ADAC Trentino Classic bietet jedoch nicht nur Vorkriegs-Seltenheiten. Auch Klassiker des Alltags werden beim entspannten Oldtimer-Wandern in traumhafter Kulisse artgerecht bewegt. Die Motorleistung ist dabei zweitrangig, wie der 1961er Trabant P50 Kombiwagen von Dr. Ehrenfried und Dr. Waltraud Pieles zeigt: Ganze 20 Zweitakt-PS mobilisiert der kleine Kombi aus Zwickau. Mit seinem luftgekühlten Motor dürften Steigungen für die DDR-Ikone kein Problem sein, denn der alte Werbeslogan stimmt schließlich immer noch: Luft kocht nicht! Mit 43 Diesel-PS erklimmt der extrem seltene West-Kombi von Udo Goetz und Frauke Seewald die Hochebenen der Dolomiten: Ihr Mercedes- Benz 180 D-Am Kombinationswagen wurde in den 50er Jahren nicht vom Mercedes-Werk, sondern einer externen Karosseriefirma in Kleinserie hergestellt.

Genauso selten ist der Intermeccanica Indra aus dem Jahr 1973, mit dem Mathias und Maud Beetz im vergangenen Jahr bereits die ADAC Youngtimer Tour in und um Berlin gewonnen haben. Der 2+2-Sportler mit V8-Antrieb kehrt ins Land seiner Fertigung zurück, wurde er doch in Turin als Ergebnis einer europäisch-amerikanischen Kooperation montiert. Konstruiert vom Deutschen Erich Bitter und mit Unterstützung von General Motors baute die Firma Intermeccanica den futuristischen Keil von 1971 bis 1975. Mit 230 PS aus 5,3 Litern Hubraum dürfte der kraftvolle Indra an den Hängen der Dolomiten keine Probleme bekommen. Wer weniger Drehmoment hat, setzt auf das Motto "Vier gewinnt". Der Willys Universal Jeep CJ-3A aus dem Jahre 1949 von Libor und Christine Kratochvil aus Wien erklimmt die Steigungen lässig dank Allradantrieb.

Trotzdem ist natürlich auch die ADAC Trentino Classic eine Leistungsgesellschaft - wenn auch mit einem Augenzwinkern: Bei den Benzingesprächen am Rande dürfte die Frage nach den Motordaten jedenfalls nicht gerade selten fallen. Die größten Trümpfe halten dabei der Ford Thunderbird von Werner und Inge Beiermeister und der Mercedes 450 SEL 6.9 von Anton und Elfriede Ettenhofer in den Tiefen ihrer Motorräume bereit. Der US-Kreuzer von 1963 bringt es auf 300 SAE-PS, während der Stuttgarter im Nadelstreifenanzug 286 DIN-PS mobilisiert. Beide Fahrzeuge markieren damit die Leistungsspitze bei der diesjährigen ADAC Trentino Classic. Ein weiterer Vertreter der automobilen Oberklasse stammt aus Frankreich: Der Facel Vega FV 3B von Senator e.h. Karsten Höhns und Sylvia Ahlers verbindet gallischen Komfort mit amerikanischer Power. Unter der Haube des eleganten Grand Tourers werkelt bewährte V8-Technik aus dem US-Großserienregal.

Für die Traumstraßen zwischen Trento und Molveno sind auch zwei kleine Italiener optimal - auch ohne dreistellige PS-Zahlen. Dem Fiat Sport Spider von Jürgen und Elisabeth Dresen von 1972 reichen 52 PS für jede Menge Fahrspaß. Und der Fiat 600D im Racing-Look der wilden Siebziger röhrt mit 70 PS durch die Täler der Dolomiten. Ergänzt wird das Italien-Kontingent u.a. vom Alfa Romeo 2000 GT Veloce von Alfons Siglreitmaier und Dr. Dietmar Nickel, die in ihrem feuerroten Klassiker ebenfalls eine bella figura abgeben.

Die Rallye rund um den Gardasee ist in diesem Jahr auch ein PS-Biotop für sehr eckige, aber auch sehr praktische Fahrzeuge der Wirtschaftswunderzeit. Gleich mehrere VW T1 - Varianten des allerersten VW Bus - sind am Start. Clemens Grauff und Lutz Kiefer lenken den Klassiker aus Wolfsburg als Handwerkerkompatible Doppelkabine, während Fritz und Elisabeth Schweier den sympathischen VW-Klassiker als Großraum-Kastenwagen von 1964 bewegen.

Auch die anderen Fahrzeuge der über hundert Teilnehmer an der ADAC Trentino Classic sind schön, schnell oder selten. Manchmal sogar alles zusammen - und das macht aus dem PS-Tross wieder ein rollendes Museum, das automobile Historie zum Anfassen und Anschauen verkörpert.