Motorrad-Historie auf entspannter Tour im Schatten der Dolomiten. Über 80 Jahre Technikgeschichte in Aktion. Kurven, Kultur und Kulinarik auf zwei Rädern.
Ob Ein-, Zwei- oder gar Sechszylinder, die Bandbreite der PS-Botschafter im rollenden Technikmuseum der ADAC Moto Classic ist enorm. An dem 24. September ist die Oldtimer-Wandertour für historische Motorräder, die alle zwei Jahre ausgetragen wird, unterwegs in Südtirol rund um Schenna bei Meran. Das älteste Motorrad im Feld ist eine BMW R12 von 1937. Die „Besatzung“ der bayerischen Schönheit, Benno und Marita Fricke, kann auf kraftvolle 18 PS der Boxer-Maschine zurückgreifen. Aus der gleichen Epoche entstammt eine feuerrot lackierte Zeitgenossin: Die Moto Guzzi GTV 500 von Otto und Heide Walz rollte 1939 erstmals über italienischen Asphalt und kehrt nun mit der ADAC Moto Classic in ihr Heimatland zurück.
Deutlich jünger – und vermutlich auch etwas bequemer – ist das Gespann von Manfred Blessing. Seine Honda Goldwing samt geschlossenem Beiwagen von 1993 hat mit sechs Zylindern und 99 PS garantiert keine Probleme mit alpinen Steigungen. Das japanische Kult-Motorrad ist der richtige Langstrecken-Gleiter für die sanft geschwungenen Straßen Südtirols.
Prominenteste Teilnehmer im Feld sind die Mitglieder der Familienband More Than Words, bestehend aus Stefanie Hertel, Lanny Lanner und Johanna Mross. Stefanie Hertel und Lanny Lanner rollen im Sattel und auf dem Sozius einer coolen Harley-Davidson FXSTC Softtail Custom als musikalische Easy Rider stilecht durch die Bergwelt Norditaliens.
Comic-Kultfigur „Werner“ schwor auf sie und eine kleine Fangemeinde tut es ihm gleich: Die Horex Regina war in den fünfziger Jahren ein Verkaufsschlager. Das legendäre Bike aus Bad Homburg ist mit dem Baujahr 1954 und Besitzer Johann Bauer auch bei der ADAC Moto Classic am Start. Nur wenig älter ist mit dem Baujahr 1949 die Triumph TR5 Trophy von Klaus Heseler. Die Offroad-taugliche britische Konstruktion holte Ende der 40er Jahre beim italienischen Sechstage-Trial gleich drei Trophäen und trägt ihren Namen deshalb zurecht. Auch der Briten-Brummer kehrt mit der ADAC Moto Classic also in das Land seiner großen Erfolge zurück.
Eine ganz andere Tradition verkörpert die 1983er MZ ETZ 250 von Thorsten Podlech und Brigitte Anders. Die im VEB Motorradwerk Zschopau gebaute Maschine mit dem typischen Zweitakt-Motor ist ein Musterbeispiel für die Motorradgeschichte der DDR. Bei der ADAC Moto Classic ist sie mit ihrem charakteristischen Hochlenker eine höchst lebendige Erinnerung daran, dass auch jenseits des Eisernen Vorhangs findige Ingenieure zuhause waren.
Zwölf Maschinen im Teilnehmerfeld stammen aus den 70er Jahren – ein Beleg dafür, dass dieses Jahrzehnt rund um den Globus eine goldene Zeit für Motorräder war. Johann und Veronika Sappl unterstreichen dies mit gleich zwei Maschinen aus Japan. Die Honda XL 250 K0 von 1972 ist ein Enduro-Klassiker, die CB 250 vom selben Hersteller verkörpert mit ihrer poppigen Lackierung dagegen den Fahrspaß der unbeschwerten Flower-Power-Ära.