MRS GT-Racing holt bei seiner LMP3-Premiere zwei Podestplätze. Racing Experience: Podium als Belohnung für Nachtschicht. Moritz Löhner: Vom Sim-Racing über den GT4-Sport in den LMP3-Renner
Debütanten begeistern auf Anhieb: MRS GT-Racing tauchte in Hockenheim erstmals im Prototype Cup Germany auf. „Wir haben nicht einmal einen Roll-Out machen können, so neu ist unser Ligier“, sagte Teamchef Karsten Molitor beim offiziellen Test am Donnerstag. Seinen Piloten Rory Penttinen (42/FIN)rekrutierte er wenige Tage vor dem Finale und beide erlebten einen Samstag mit Höhen und Tiefen. Zu Beginn des Rennens kollidierte der Finne mit Oscar Tunjo (26/COL, Rinaldi Racing)und fing sich einen Reifenschaden ein. Nach dem Reifenwechsel gab es für ihn dann nur noch Vollgas, doch als er das Ziel als Dritter erreichte, war er sprachlos. „Ich hätte niemals mit einem Podestplatz gerechnet“, staunte er ungläubig, aber glücklich. Am Sonntag bestätigte er seine Performance mit Position zwei. „Ich glaube, das Geheimnis ist, dass wir einen guten Fahrer ausgewählt haben und einen Ingenieur mit LMP3-Erfahrung, der den Ligier schon kannte“, schätzte Molitor und fuhr fort. „Dieses Wochenende war für uns ein erster Test mit dem LMP3 und solch einen Test unter realen Bedingungen eines Rennwochenendes durchzuführen, ist aus meiner Sicht perfekt. So sehen wir auch gleich, wo wir stehen.“
Stéphane Ratel und Dr. Gerd Ennser übergeben Pokal: Bei der Siegerehrung nach dem Lauf am Samstag gab sich Stéphane Ratel die Ehre. Der Franzose ist Gründer und CEO der SRO, die sich um den weltweiten GT-Sport kümmert – er übergab die Pokale an die drei besten Teams des zweitletzten Saisonrennens des Prototype Cup Germany. Zum Abschluss der ersten Saison wurden die Champions im Rahmen der großen Meisterfeier des ADAC GT Masters geehrt, sie erhielten ihren Trophäen aus den Händen von ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser. Premieren-Champions wurden Marvin Dienst (25/Lampertheim) und Berkay Besler (23/TUR, beide Toksport WRT), Rang eins in der Juniorwertung ging an Donar Munding (20/Stuttgart), bester Trophy-Pilot war Mathias Lüthen (41/Hamburg, beide Mühlner Motorsport).
Finnische Pechvögel: Koiranen Kemppi Motorsport war im ersten Durchgang auf dem Hockenheimring auf dem Weg zum ersten Podium im Prototype Cup Germany, musste sich in den letzten Runden im Kampf mit Rory Penttinen jedoch geschlagen geben. Sebastian Arenram (39/SWE) und Jesse Salmenautio (21/FIN, beide Koiranen Kemppi Motorsport) hatten im Laufe des Rennens mit zunehmenden Motorproblemen zu kämpfen, so dass Salmenautio sich nicht mit voller Kraft gegen Penttinens Angriffe wehren konnte. „Es ist schade, aber so ist Motorsport nun mal“, sagte Teamchef Marko Koiranen, der sich für seine Mannschaft beim Finale einen Podestplatz gewünscht hätte. Und es kam noch dicker für die Finnen: Da die Probleme vor Ort nicht gelöst werden konnten, mussten Arenram und Salmenautio am Sonntag zuschauen.
Nachtschicht bei Racing Experience: Für Sebastian von Gartzen (29/Butzbach, Racing Experience) war Lauf eins des Finalwochenendes nur von kurzer Dauer, schon in der ersten Runde fuhr Berkay Besler ihm ins Auto. Der 29-Jährige schleppte sich noch bis in die Boxengasse, dann war Schluss. „Unser Duqueine war an der rechten Seite ziemlich kaputt“, erzählte Gary Hauser (30/LUX, Racing Experience), Teamkollege von von Gartzen. „Beschädigt waren rechts unter anderem die Felgen vorne und hinten, die Spurstange hinten, der Radträger vorne, das Lenkgetriebe, diverse Flaps und der Seitenkasten.“ Für die fällige Reparatur fuhren Mechaniker zum Teamsitz nach Luxemburg und holten Ersatzteile. „Um 1 Uhr waren sie wieder in Hockenheim, bis 5:50 Uhr dauerte die Nachtschicht“, erzählte Hauser. „Danach sind sie zum Duschen und Frühstücken kurz ins Hotel gefahren und direkt wieder zurück zur Strecke gekommen. Deshalb freue ich mich ganz besonders für dieses tolle Team, dass wir im zweiten Qualifying und auch im zweiten Rennen Rang drei erobern konnten. Das war eine echte Teamleistung.“
Sim-Racer feiert Debüt im LMP3-Fahrzeug: Lion Düker (20/Rottweil) und Moritz Löhner (23/München, Reiter Engineering) hieß die neue Fahrerpaarung vor Reiter Engineering. Insbesondere Löhner hat dabei eine eher ungewöhnliche Karriere hinter sich, denn der Münchener kommt aus dem Sim-Racing. Dort hat er nahezu alles gewonnen: das GT Masters, den Porsche Carrera Cup und auch die DTM. Nach einigen Einsätzen in realen GT4-Fahrzeugen wagte er nun den Sprung in den LMP3-Sport. „Der LMP3 ist komplett anders als mein gewohnter GT4“, so der Reiter-Pilot. „Er baut extrem viel Abtrieb auf; es ist ein komplett anderes Gefühl, so in eine Kurve gepresst zu werden. Man muss erst einmal das nötige Vertrauen entwickeln, um in den Kurven überhaupt ans Limit gehen zu können. Aber auch die Bremsen ohne ABS sind eine Herausforderung. Überrascht hat mich, dass die Lenkung im Gegensatz zum GT4 sehr direkt ist.“ Natürlich hat der Sim-Racing-Profi vorher im Simulator geübt und war mit seiner Leistung im realen Rennwagen zufrieden. „Ich hatte vor dem ersten Lauf am Samstag vielleicht zehn reale LMP3-Runden auf dem Buckel. Unter diesen Umständen bin ich mit meinem Wochenende zufrieden.“