Prototype Cup Germany·8.9.2022

Koiranen Kemppi Motorsport: Aus Finnland in den Prototype Cup Germany

Schon Valtteri Bottas, Carlos Sainz und weitere Formel-1-Piloten fuhren für Koiranen. Schritt in die LMP3-Szene erfolgte eher zufällig. Finnisches Team plant mit zwei Fahrzeugen im Prototype Cup Germany 2023.

Obwohl erst in diesem Jahr neu ins Leben gerufen, lockt der Prototype Cup Germany bereits Teams aus unterschiedlichen Ländern an. Die finnischen Farben vertritt dabei die Mannschaft Koiranen Kemppi Motorsport, die mit dem Finnen Jesse Salmenautio und dem Schweden Sebastian Arenram antritt.

Seit 1997 betreibt Teamchef Marko Koiranen ein Rennteam, das erste Erfahrungen in der finnischen Formel 3 und Formel 4 sowie der Nordic Formel 3 sammelte. Nach sechs Saisons im hohen Norden wagte er den Schritt in die deutsche Formel Renault 2.0 und wenig später auch in den Formel Renault 2.0 Eurocup. 2007 klopfte dann ein gewisser Valtteri Bottas an die Tür und zusammen mit dem aktuellen finnischen Formel-1-Piloten konnte die kleine Mannschaft begeistern. Lohn der Arbeit war ein dritter Platz im Formel Renault 2.0 Northern European Cup (NEC), der aus der deutschen Serie hervorgegangen ist. Im Jahr 2010 durfte die Mannschaft von Marko Koiranen den ersten großen Titel feiern, als sie mit dem Esten Kevin Korjus den Eurocup gewann. Zuvor schon konnte sie mit Atte Mustonen die italienische Winterserie der Formel Renault 2.0 für sich entscheiden.

Nach vielen erfolgreichen Jahren im Nachwuchs-Formelsport hat Koiranen mit der LMP3 nun ein neues Betätigungsfeld gefunden © Foto: Creventic

Diese Erfolge machten die finnische Truppe zu einem der begehrtesten Teams in der Formel Renault 2.0, das fortan auch Red-Bull-Junioren ausbilden durfte. Es folgten weitere Titel, unter anderem mit Carlos Sainz und Daniil Kvyat. „Wir waren eines der stärksten Teams in der Formel Renault 2.0“, fasste Koiranen diese wichtige Phase seiner Mannschaft zusammen. Sie endete 2015 – nicht ohne sich mit dem Titel im Eurocup und in der Formel Renault 2.0 Alps, beide mit Jack Aitken im Cockpit, standesgemäß zu verabschieden. „Vom Formel-1-Feld, das 2020 in Bahrain am Start stand, war die Hälfte irgendwann einmal in einem unserer Autos unterwegs, sei es in Rennen oder auch bei Testfahrten. Und aus der aktuellen Formel 1 haben wir mit Valtteri Bottas, Carlos Sainz, George Russell sowie Esteban Ocon Rennserien bestritten, dazu haben Max Verstappen und Alex Albon bei uns getestet.“

Neben dem Engagement in der GP3 Series, das Ende 2016 nach vier Jahren eingestellt wurde, wollten sich die Finnen ab 2016 auf die Formel 4 konzentrieren, wo sie als Promoter der Serien in Finnland, Spanien und später auch Russland auftraten. „Aber mit Beginn der Corona-Pandemie und später auch mit dem Krieg in der Ukraine wurde es immer schwieriger, Rennserien ohne Verlust zu betreiben“, so Koiranen, der aktuell nur noch die Nachwuchs-Rennserie Formula Academy Finland betreut.

Boxenstopp bei Koiranen Kemppi Motorsport © Foto: ADAC

Im Dezember 2020 erhielt Marko Koiranen einen Anruf aus Island: Audunn Gudmundsson hatte gerade einen LMP3-Ligier gekauft und suchte ein Team, um seinen Einsatz im Michelin Le Mans Cup durchzuführen. „Wir waren gerade in keiner Rennserie vertreten, deshalb haben wir zugesagt. Wir sind also durch einen großen Zufall in der LMP3-Welt gelandet. Ehrlich gesagt hatte ich vor dieser Anfrage nur den Formelsport im Kopf, aber ich muss sagen, die LMP3 gefällt mir.“ Große Unterschiede zu seinem vorherigen Betätigungsfeld hat er ohnehin nicht erkannt: „Auch ein LMP3-Fahrzeug hat vier Räder, ein Lenkrad, einen Motor und ein Getriebe. Die Fahrer sind zwar etwas älter, aber deshalb auch entspannter. Und es gibt weniger Eltern, die einem ständig in alles reinreden wollen…“

Nach dem Debütjahr unter dem Label Team Thor tritt die Mannschaft nun wieder unter dem eigenen Namen Koiranen Kemppi Motorsport an und absolviert in dieser Saison die Asian Le Mans Serie sowie den Prototype Cup Germany. „Der Prototype Cup Germany besteht zwar nur aus vier Rennwochenenden, aber in der heutigen Zeit ist es vielleicht gar nicht so schlecht, erst einmal mit wenigen Veranstaltungen zu beginnen. Für kleine Teams wie wir es sind ist es leichter, ein Budget für vier Wochenenden zu finden als eins für beispielsweise acht Rennwochenenden. Wir hatten als Team zwar einen guten Namen im Nachwuchs-Formelsport, aber wir stehen in der LMP3 erst am Anfang. Auch hier müssen wir erstmal gute Ergebnisse erringen, damit die Fahrer zu uns kommen.“ Für die Zukunft wünscht er sich dennoch mehr Rennen. „Fünf oder sechs Termine wären schon toll.“

Und auch über die Zukunft seines Teams hat sich Marko Koiranen bereits Gedanken gemacht: „Ich mag den Prototype Cup Germany und plane, in der kommenden Saison mit zwei Autos anzutreten.“ Und für die etwas nähere Zukunft wünscht er sich noch ein Podium. „Ich denke, wenn wir etwas Glück haben und der eine der andere Rivale vielleicht keinen guten Tag erwischt, dann könnten wir es beim Finale in Hockenheim schaffen. Wir werden jedenfalls alles geben.“