Prototype Cup Germany ·30.9.2022

Matthias Lüthen: Quereinsteiger peilt Titelgewinn in der Trophy an

Der Motorsport-Spätstarter fühlt sich im Prototype Cup Germany wohl. Zusammen mit Donar Munding feierte er schon einen Podestplatz und einen Sieg. Lüthen geht als Leader der Trophywertung ins Final-Wochenende.

Nach drei von vier Rennwochenenden im Prototype Cup Germany führt Matthias Lüthen die Trophywertung an. Der Hamburger ist erst spät zum Motorsport gekommen, doch seine vergleichsweise geringe Erfahrung hindert ihn nicht daran, zusammen mit seinem Teamkollegen Donar Munding schon einige Top-Resultate herausgefahren zu haben. So kletterte das Duo von Mühlner Motorsport Mitte Juli auf dem Nürburgring als Zweiter erstmals auf das Treppchen, um wenige Wochen später auf dem Lausitzring sogar zu gewinnen. „Der Sieg war ein richtig gutes Gefühl, denn es war mein erster Triumph im Motorsport überhaupt“, so Lüthen. „Doch fast noch mehr habe ich mich über den zweiten Platz auf dem Nürburgring gefreut. Im Jahr zuvor lief es gar nicht, ich hatte im Michelin Le Mans Cup viele technische Probleme und demzufolge keine guten Resultate. Nach den schlechten Erfahrungen war mein Podestplatz in der Eifel eine Art Befreiungsschlag. Ich habe gemerkt, dass sich nun alles in die richtige Richtung bewegt und beginnt, zusammenzupassen.“

Führender in der Trophywertung: Matthias Lüthen © Foto: ADAC

Lüthen ist ein klassischer Späteinsteiger in den Rennsport. „Vor einigen Jahren habe ich meinem Bruder zum Junggesellenabschied eine Fahrt in einem alten Formel-3000-Boliden ermöglicht und auch ich bin damals ein paar Runden gefahren. Dabei wurde ich dann direkt vom Racing-Virus infiziert.“ Er buchte weitere Testtage, machte seine Lizenz und absolvierte Ende 2019 am Steuer eines Formel Renault 2.0 seine ersten Rennen im Drexler-Automotive Cup. „Ich wurde einmal Zweiter und einmal Dritter. Da dachte ich mir – rückblickend wohl mit etwas Selbstüberschätzung: Scheinbar kann ich es ganz gut; ich muss in eine höhere Rennklasse aufsteigen.“ Also suchte er sich eine Testmöglichkeit im hochklassig besetzten Formel Renault 2.0 Eurocup, die sich unerwartet in eine Chance umwandelte, das Finale zu bestreiten. „Da musste ich dann erkennen: Der Eurocup ist eine komplett andere Welt als der Drexler-Automotive Cup; ich hatte absolut keine Chance und bin mit großem Rückstand zweimal Letzter geworden.“

Dennoch ließ sich der damals 38-Jährige nicht entmutigen und blieb den Formel-Fahrzeugen – erst weiterhin Formel Renault, dann Formel 3 – treu. „Irgendwann entstand der Kontakt zu Motopark, wo ich viele Testtage bestritten habe. Als Stammpilot Jak Crawford für einen Lauf der EuroFormula Open 2021 ausfiel, hatte Teamchef Timo Rumpfkeil mich gefragt, ob ich einspringen möchte. Ich konnte im hinteren Drittel gut mithalten und mir einige schöne Kämpfe mit meinen Rivalen liefern – das war mehr als ich erwartet hatte und rückblickend der Höhepunkt meiner Formel-Zeit.“

Matthias Lüthen und Donar Munding feierten er schon einen Podestplatz und einen Sieg © Foto: ADAC

Denn für den Geschäftsmann hatte sich überraschend ein anderes Feld aufgetan. „Tom Dillmann, mein Coach bei Motopark, hatte mich Anfang 2021 gefragt, ob ich nicht spontan Lust hätte, mit ihm zusammen ein Rennen zum Michelin Le Mans Cup zu bestreiten. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht einmal genau, was ein LMP3-Auto ist. Ich bin also nach Barcelona gefahren und saß an jenem Rennwochenende zum ersten Mal in einem LMP3. Und ich habe im Feld von 26 Fahrzeugen den vierten Platz im Qualifying belegt.“ Damit war für ihn klar: Die Prototypen-Welt sollte seine neue sportliche Heimat sein.

Nach dem spontanen Einsatz für Mühlner Motorsport in Spanien fand er mit dem Team Virage eine Mannschaft, für die er die folgenden Rennen des Michelin Le Mans Cup fahren konnte, doch der LMP-Neuling wurde dort aufgrund vieler technischer Probleme nicht glücklich. Als sich für 2022 dann die Gründung des Prototype Cup Germany abzeichnete, zeigte Lüthen sofort Interesse. „Es ist eine deutsche Rennserie, sowohl der ADAC als auch die Creventic stehen dahinter und ich konnte wieder mit Mühlner zusammenarbeiten. Auch mit meinem Teamkollegen Donar Munding verstehe ich mich sehr gut. Und auf der Strecke läuft es ebenfalls prima: Donar ist Führender der Juniorwertung, ich belege Platz eins der Trophywertung und wir sind in der Fahrerwertung aktuell auf Rang zwei klassiert. Vor allem die beiden Spitzenpositionen möchten wir nun auch beim Finale in Hockenheim verteidigen und bereiten uns schon intensiv darauf vor. Der Prototype Cup Germany ist für mich als Bronze-Pilot definitiv eine Herausforderung, aber ich fühle mich hier sehr wohl. Ich denke, dass das Niveau des Feldes insgesamt sehr hoch ist, aber trotzdem herrscht eine tolle Atmosphäre unter uns Fahrern. Wir respektieren uns gegenseitig, kämpfen auf der Piste aber trotzdem hart um die Positionen.“

Lüthen lobt den Prototype Cup Germany: Hohes Niveau auf der Strecke, aber trotzdem eine tolle Atmosphäre unter den Fahrern © Foto: ADAC

Für die Zukunft hat er sich die Teilnahme beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zum Ziel gesetzt. „Das ist wohl das logische Ziel eines jeden LMP3-Piloten und auch ich arbeite darauf hin, selbst wenn es natürlich jetzt noch nicht greifbar ist.“ Im kommenden Jahr möchte er noch in einem LMP3-Auto sitzen. „Ich denke, ich kann noch einiges lernen, bevor ich den Schritt in die LMP2 mache. Wenn ich den Aufstieg wage, dann möchte ich auch optimal vorbereitet sein.“