Prototype Cup Germany·20.11.2022

Molitor: „Wir haben uns wie kleine Kinder auf den LMP3 gefreut“

Der Rennstall aus Lonsee bei Ulm absolvierte auf dem Hockenheimring den ersten Start mit einem LMP3-Rennwagen. Die Kategorie und den Prototype Cup Germany findet Teamchef Karsten Molitor richtig klasse. MRS will langfristig im Prototypensport bleiben.

Beim Finale des Prototype Cup Germany auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg gab es einen ganz besonderen Gaststart. Der renommierte deutsche Traditionsrennstall Molitor-Racing-Systems absolvierte sein Debüt im Prototypensport und konnte gleich ordentlich überzeugen. Pilot Rory Penttinen (43/FIN) fuhr im Ligier JS P320 mit den Plätzen drei und zwei sofort zweimal auf das Podium. „Wir sind mit den Resultaten natürlich überaus zufrieden und hätten nicht damit gerechnet, dass es gleich so gut läuft“, blickt Teamchef Karsten Molitor zurück.

Der Start beim PCG-Saisonfinale kam dem sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser gleich. Denn aufgrund der aktuellen Teileknappheit wurde der Ligier erst wenige Tage vor dem Rennwochenende ausgeliefert. „Wir hatten in der Werkstatt nur einmal kurz den Motor angelassen, um den Klang des Aggregats kennenzulernen. Die ersten Meter gab es dann beim offiziellen Test in Hockenheim am Donnerstagabend“, erläutert Molitor. „Insofern hatten wir für das Rennwochenende keinen wirklichen Anspruch. Wir wollten eigentlich nur die Technik kennenlernen und möglichst viele Kilometer abspulen. Dann gleich solche Erfolge einzufahren, ist unbeschreiblich schön und eine tolle Teamleistung.“

Molitor-Racing-Systems gehört im deutschen Motorsport zu den ganz bekannten Namen. In seiner jetzigen Form wurde das Team im November 1993 gegründet - erste Rennen fanden sogar schon früher statt. Viele Jahre war MRS danach in den Renault-Markenpokalen unterwegs. Zur Jahrtausendwende gab man auch in der spektakulären V8-Star Gas. Ab 2003 ging das Team den Schritt zu Porsche und setzte in Carrera Cup und Supercup teilweise bis zu sechs Fahrzeuge ein.

Mit einem Porsche 911 GT3 R gelang MRS 2011 ein ganz spezieller Coup. Beim ersten Start im ADAC GT Masters wurde auf dem Red Bull Ring gleich der Laufsieg eingefahren. Dem ADAC Motorsport blieb MRS in den Folgejahren stets treu. Jeweils drei Saisons mit Fahrzeugen von McLaren, Nissan und BMW brachten weitere sportliche Erfolge. 2019 wurde das Programm auf die ADAC GT4 Germany ausgebaut. Zudem ist MRS seit Jahren regelmäßig in der 24H Series des niederländisches Promotors Creventic am Start, der nun auch den Prototype Cup Germany gemeinsam mit dem ADAC ausrichtet. „Wir haben eine Art von Premieren-Glück“, lacht Monitor. „Nicht nur, dass wir beim ersten Start im ADAC GT Masters gewinnen konnten. Auch beim ersten Einsatz mit dem BMW M4 GT4 konnten wir gleich den Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen in Dubai einfahren. Nun auch im LMP3-Sport sofort auf das Podium zu kommen, passt also zur Teamgeschichte.“

Zweimal auf dem Podium in Hockenheim: MRS-Pilot Rory Penttinen © Foto: ADAC

Der Einstieg in den Prototype Cup Germany fiel MRS überhaupt nicht schwer. „Wir haben zwölf Jahre ADAC GT Masters gemacht und lieben diese Plattform einfach. Sie ist das Wertvollste, was wir im deutschen Motorsport haben“, so Molitor. „Dadurch, dass wir 2022 nicht im ADAC GT Masters oder im Porsche Carrera Cup fuhren, war der Prototype Cup Germany eine ideale Möglichkeit, uns dieses Jahr nochmals auf der Plattform zu zeigen.“

Außerdem findet Molitor die internationale LMP3-Kategorie sehr spannend. „Es ist eine ganz neue technische Herausforderung. Wir können nun beispielsweise mit dem aerodynamischen Set-up arbeiten. Es ist möglich, den LMP3 so abzustimmen, dass man auf den Geraden Autos überholt. Das Set-up des Autos wird somit auch zum strategischen Instrument für die Track-Position“, beschreibt er. „Der LMP3 ist eben ein richtiges Rennauto. Wir haben uns auf die Auslieferung wie kleine Kinder auf den Geburtstag gefreut.“

Somit ist klar, dass der Schritt in den Prototypensport für Molitor-Racing-Systems langfristig ausgelegt ist. „Unser Ligier wird nun nach Amerika geschickt, denn wir möchten im Januar in Daytona starten und auch bei den 12 Stunden von Sebring antreten“, erklärt Molitor. „Das ganz große Ziel sind natürlich die 24 Stunden von Le Mans. Dort sehe ich mit einem Prototypen eher die Chance der Teilnahme als mit einem GT-Fahrzeug.“

Auch dem Prototype Cup Germany möchte MRS treu bleiben. „Insgesamt gefällt uns die Serie sehr gut. Wir arbeiten daran, auch 2023 wieder dabei zu sein - auch wenn es aktuell natürlich noch zu früh ist, etwas zu bestätigen“, so Molitor. „Wir denken zudem darüber nach, für nächstes Jahr ein zweites Auto anzuschaffen, um uns noch breiter auszustellen und so viel wie möglich Erfahrungen zu sammeln.“