Als einer von insgesamt fünf Trophy-Piloten ist Dino Steiner (54/Wehingen, Aust Motorsport) in die Saison des Prototype Cup Germany gegangen. Selbst verfügten er sowie sein Mitfahrer Constantin Schöll (24/AUT, Aust Motosport) kaum über LMP-Erfahrung und sein Team Aust Motorsport konnte überhaupt keine Prototypen-Erfahrung in das Projekt einbringen. So musste der Schwabe zusammen mit dem Österreicher Schöll und der Aust-Mannschaft erstmal einiges lernen, um sich nun auf dem richtigen Weg zu fühlen.
„Ich glaube, unser Manko war von Beginn an, dass uns die Prototypen-Erfahrung fehlte. Das hat man irgendwie an allen Ecken und Enden etwas gemerkt“, analysiert Steiner. „Bei unser ersten Testfahrt in Hockenheim waren wir wirklich schnell und sind mit einer gewissen Euphorie in die Saison gestartet. Dann wurden wir aber genauso schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, was im Nachhinein sehr gut war. Denn so konnten wir am besten lernen und uns weiterentwickeln.“
Steiner selbst hatte schon länger von einem Einstieg in den Prototypen-Sport geträumt, wollte dies eigentlich aber erst nach ausgiebigen Testfahrten machen. „Im vergangenen Winter hat sich der Wechsel in die LMP aber plötzlich angeboten, weshalb wir 2023 immer als eine Art Übergangsjahr betrachtet haben. Wir testen quasi unter Wettbewerbsbedingungen, was nicht nur Nachteile mit sich bringt.“ Unter der Prämisse, ein Übergangsjahr zu absolvieren, hat Aust Motorsport an seiner GT-Mannschaft des Vorjahres festgehalten. „Diese Entscheidung war zu dem Zeitpunkt sicherlich kein Fehler, denn wir waren in dieser Konstellation 2022 ja durchaus erfolgreich. Würde ich nochmal an diesem Punkt stehen, würde ich wieder genauso handeln“, so Steiner. „Aber nach ein paar Rennen mussten wir feststellen, dass uns eben dieser wichtige Part der LMP-Erfahrung fehlte.“
Nach den ersten Läufen des Prototype Cup Germany gab es im Hause Aust dann eine neue Entwicklung. „Unsere Ingenieure und Mechaniker sind eigentlich GT-Spezialisten und wurden von GT-Teams abgeworben, deren Saison etwas später begann als unsere. Ich bin den Jungs auch nicht böse, denn der GT-Sport ist eben die Kernkompetenz von ihnen“, gibt sich Steiner verständnisvoll. Zusammen mit Teamchef Frank Aust wurden neue Teammitglieder rekrutiert, die die LMP3 bereits kannten.
Am Norisring trat Aust Motorsport dann erstmals in der komplett neuen Zusammenstellung auf und der Input der Teamneulinge war direkt zu merken: Steiner eroberte im Qualifying mit Rang neun sein bestes Saisonergebnis. „Wir haben erkannt, dass wir bis zum Norisring mit der Abstimmung zu soft waren, was auch an mir lag. Ich als Bronze-Pilot wollte das Auto immer möglichst soft und fahrbar abgestimmt haben. Aber in Nürnberg sind wir einen deutlich radikaleren Weg der Abstimmung gegangen. Ich bin dann einfach mit ins kalte Wasser gesprungen, denn irgendwas mussten wir probieren. Und siehe da, es war eine gute Entscheidung.“ War es denn nicht etwas riskant, diesen neuen Weg auf einer Strecke wie dem Norisring zu gehen, wo die Mauern besonders nah an der Piste stehen? „Ich gebe zu, dass ich an den Stellen, an denen die Mauern extrem nah sind, nicht volles Risiko gegangen bin. Deshalb habe ich vor allem am Ausgang der Schikane auch viel Zeit liegen lassen. Insgesamt war es aber trotzdem ein deutlicher Schritt nach vorne.“
Ab Assen wird nun Nigel Moore (31/GBR) den Aust-Ligier mit Steiner teilen. Der Brite gewann unter anderem 2016/17 die LMP3-Klasse der Asian Le Mans Series und feierte auch schon LMP3-Rennsiege in der European Le Mans Series. „Mit der LMP-Erfahrung, die wir nun im Team haben, sind wir glaube ich gut für die beiden letzten Rennwochenenden in Assen und auf dem Nürburgring aufgestellt. Wir wollen uns für die kommenden Jahre in eine gute Position bringen und ich denke, wir haben nun die Voraussetzungen dafür geschaffen. Das soll überhaupt keine Kritik an den Jungs sein, die das Projekt LMP mit uns begonnen haben, denn für das, was letztendlich fehlte, können wir sie nicht verantwortlich machen. Zudem war es vor allem die Entscheidung der Teamführung und von mir, diesen Weg mit der Truppe aus dem Vorjahr zu gehen. Und sie haben eigentlich auch einen guten Job gemacht, denn wir sind nie durch einen technischen Defekt ausgefallen. Jetzt freue ich mich aber auch, mit einem so erfolgreichen LMP3-Piloten wie Nigel zusammenzuarbeiten und mir von ihm hoffentlich einiges abschauen zu können.“
Anfang September geht es im Prototype Cup Germany weiter, dann steht die Reise ins niederländische Assen auf dem Programm.