Was uns bei den Saisonrennen fünf und sechs des Prototype Cup Germany im niederländischen Zandvoort sonst noch aufgefallen ist.
Jasper Stiksma überrascht alle Der Niederländer Jasper Stiksma (22/NDL) war zusammen mit Jan Marschalkowski (20/Inning am Ammersee, beide MRS GT-Racing) der Überraschungssieger des Samstag-Rennens. Der 22-Jährige kam aus dem niederländischen E90 Cup in den Prototype Cup Germany. „Zu Beginn dieser Saison habe ich überlegt, was ich als nächsten Schritt machen könnte und habe einen kurzen LMP3-Test bei Reiter gemacht. Leider konnten wir uns auf keine Zusammenarbeit für diese Saison einigen.“ Doch Stiksma gab nicht auf und nahm Kontakt zu MRS GT-Racing auf. „Wir haben einen Fahrer gesucht und er hat sich gemeldet. Und bisher hat er trotz seiner wenigen Erfahrung einen guten Job gemacht“, so Teamchef Karsten Molitor am Freitagabend. Einen Tag später wurde diese Aussage dann mehr als bestätigt.
Absolute Newcomer aus Italien MMi Motorsport nahm in Zandvoort erstmals am Prototype Cup Germany teil. Die Italiener waren aber nicht nur Neulinge in der deutschen LMP3-Serie, sondern bestritten ihr erstes LMP3-Rennen überhaupt. „Wir hatten uns in der BOSS GP engagiert und wollten uns umorientieren auf eine Serie, in der es mehr um Nachwuchsförderung geht. Die LMP-Szene boomt gerade und die LMP3 ist eine sehr gute Einstiegsklasse für jungen Talente“, erklärt Teamchef Valentino Sacilotto. An seiner Seite hat er Enzo Castorino, der seit 35 Jahren als Ingenieur in der Formel 1 und Formel 2 arbeitet. „Wir sind Freunde und ich helfe ihm gerne.“ Beide waren auf Anhieb vom Prototype Cup Germany begeistert. „Hier wird zwar professionell gearbeitet, aber die Atmosphäre ist auch familiär. So war es früher und so soll es sein“, meint Castorino.
Unglückliches Debüt Das Abenteuer LMP3-Sport begann für MMi Motorsport nicht gerade positiv, denn schon in der Einführungsrunde des ersten Laufs rollte Suleiman Zanfari (17/MAR) aus. Er versuchte es während des Rennens zwar nochmal, doch musste frühzeitig aufgeben. „Wir hatten ein Problem mit dem Motor“, so Teamchef Valentino Sacilotto. Am Sonntag traten Enzo Scionti (18/USA) und Zanfari dann mit einem Ersatzauto an, denn MMi hatte nach dem Beschluss, in die LMP3 einzusteigen, gleich zwei Ligier bestellt und auch beide in Zandvoort dabei. Der Einsatz wurde belohnt, die amerikanisch-marokkanische Paarung belegte den neunten Platz.
Maximum attack für Pedro Perino Aus der European Le Mans Series (ELMS) ist Pedro Perino (18/PRT, DKR Engineering) in den Prototype Cup Germany gekommen. „Hier gefällt mir, dass wir Sprints fahren. Da heißt es von Anfang bis Ende maximale Attacke und kein taktisches Abwarten wie es beispielsweise bei Langstreckenrennen möglich ist.“ Perino hat auch Erfahrung im Formelsport. „Doch da benötigt man verdammt viel Geld, um vorwärts zu kommen. Selbst in der Formel 4 ist das von den Teams aufgerufene Budget verrückt.“ Der 18-jährige Portugiese hofft, durch seinen frühen Umstieg in den LMP3-Sport vom aktuellen Prototypen-Boom zu profitieren. „Werksfahrer beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans wäre schon etwas Tolles.“
AF2 Motorsport mit Routiniers-Duo Wolfgang Kaufmann (59/Molsberg) und Robert Doyle (64/USA) bildeten das Duo beim Team AF2 Motorsport, das in Zandvoort seine Premiere im Prototype Cup Germany gab. Kaufmann, der seit vielen Jahren vor allem im historischen Motorsport aktiv ist, wagte den Schritt zurück zu modernen Rennautos. Am Sonntag wurde er dann zum Alleinstarter, denn sein Kollege Doyle musste aufgrund eines Notfalls vorzeitig abreisen. Zusammen mit dem US-Amerikaner wurde er am Samstag als 14. abgewinkt, als Alleinstarter einen Tag später erreichte Kaufmann trotz einer Durchfahrtsstrafe wegen eines unkorrekten Boxenstopps Position zwölf. „Für uns Fahrer und das Team war alles neu, deshalb war es kein einfaches Wochenende. Immerhin konnten wir uns über die drei Tage steigern“, fasste Kaufmann zusammen.
Premiere für Ligier Der Sieg von Marschalkowski / Stiksma im Lauf am Samstag war der erste Erfolg eines Ligier im Prototype Cup Germany 2023. Zuvor gewannen nur Fahrerpaarungen, die einen Duqueine bewegten: zweimal Julien Apothéloz (22/CHE) / Oscar Tunjo (27/COL, beide van ommen racing by DataLab) und je einmal Markus Pommer (32/Untereisesheim) / Gary Hauser (31/LUX, beide Racing Experience) sowie Valentino Catalano 17/Westheim) / Robin Rogalski (22/POL, beide DKR Engineering). Das bis Zandvoort beste Resultat eines Ligier-Renners erreichten Max van der Snel (19/NLD) und Mark van der Snel (52/NLD, beide More Motorsport by Reiter), die in Oschersleben einen fünften Rang eroberten.
Viel Arbeit bei Reiter Ihr Heimspiel hatten sich die beiden Niederländer Max und Mark van der Snel sicher anders vorgestellt. Zunächst sah es für den im ersten Heat beginnenden Max sehr gut aus, er lag auf Podestkurs. Doch kurz vor dem obligatorischen Boxenhalt riss seine Getriebeglocke, was auch den Starter außer Funktion setzte. Damit konnte Mark van der Snel seinen Stint nicht mehr aufnehmen, der Ligier mit der Startnummer 99 musste an der Box stehenbleiben. Für das Team bedeutete das eine komplette Nachtschicht, erst am nächsten Morgen war das Fahrzeug rechtzeitig zum zweiten Qualifying wieder einsatzbereit. Und in dem rutschte Mark van der Snel mit der Front in die Streckenbegrenzung, so dass wieder Arbeit auf seine Mechaniker wartete. Am Schluss sollte es doch noch ein Happy End geben, denn die Vater-Sohn-Kombination wurde in Heat zwei als Achte abgewinkt. Damit konnte Mark van der Snel auch wieder die Führung in der Trophywertung übernehmen, die am Samstag kurzzeitig in der Hand von Wolfgang Payr (59/AUT) / Kevin Rohrscheidt (31/Stuttgart, beide Racing Experience) war.
Schnelle Trophy-Piloten und Junioren Matthias Lüthen (42/Hamburg, Koiranen Kemppi Motorsport) war in Zandvoort wieder einmal bester Vertreter der Trophy-Piloten. Im ersten Lauf schnupperte er zusammen mit seinem Teampartner Laurents Hörr (25/Gerlingen) sogar am Podestplatz, musste sich am Schluss aber mit Rang vier zufriedengeben. Im zweiten Durchgang erreichten Lüthen / Hörr Position sechs. Die besten Junioren im Feld waren jeweils auch die Rennsieger. Heat eins sah die Überraschungssieger Jan Marschalkowski und Jasper Stiksma auf Rang eins der Junioren, im zweiten Durchgang ließ sich Xavier Lloveras (23/ESP, van ommen racing by DataLab) als bester Junior auszeichnen. In der Gesamtwertung der Junioren liegen Valentino Catalano und Robin Rogalski ganz vorne, gefolgt von Max van der Snel und Julien Apothéloz. In der Teamwertung wird zu Saisonmitte van ommen racing by DataLab an der Spitze notiert.