Was uns bei den Saisonrennen sieben und acht des Prototype Cup Germany auf dem Norisring in Nürnberg sonst noch aufgefallen ist.
Matthias Lüthen sorgt für Premierentriumph eines Bronze-Piloten Mit Matthias Lüthen (42/Hamburg), der ein Duo mit Laurents Hörr (25/Gerlingen, beide Koiranen Kemppi Motorsport) bildet, gewann erstmals in diesem Jahr ein Bronze-Fahrer einen Lauf im Prototype Cup Germany. „Das Rennen ging irgendwie in unsere Richtung“, spielte er auf den Unfall von Oscar Tunjo (27/COL, van ommen racing by DataLab) und Gustavo Kiryla (29/BRA, BWT Mücke Motorsport) sowie den Ausfall von Robin Rogalski (22/POL, DKR Engineering) an. „Aber ich habe mittlerweile gelernt, dass sich Glück und Pech im Motorsport irgendwie immer ausgleichen.“ Der Hamburger, der auch in Heat eins den Pokal für den besten Trophy-Piloten im Empfang nehmen durfte, war vom Norisring-Event begeistert. „Unabhängig von unserem Ergebnis ist es eine tolle Strecke. Es ist klasse, dass so ein Event in der heutigen Zeit noch stattfinden kann und dass wir als Prototype Cup Germany Teil davon sein durften.“
Mit dem Lebenspartner im Prototype Cup Germany Die Spanierin Belén García Espinar (23/ESP, van ommen racing by DataLab) hat am Norisring Gabriela Jílková (28/CZE, van ommen racing by DataLab) vertreten, die aufgrund anderer Verpflichtungen nicht in Nürnberg sein konnte. García Espinar war 2019 die erste Frau, die in Europa ein Formel-4-Rennen für sich entscheiden konnte, hat sich mittlerweile aber zum Umstieg in den Prototypensport entschieden. Am Norisring teilte sie sich einen Duqueine mit Xavier Lloveras (23/ESP, van ommen racing by DataLab), mit dem sie auch außerhalb der Rennstrecke ein Paar bildet. „Xavier ist zudem mein Coach, von ihm habe ich alles gelernt. Dass wir uns nun hier auf dem gleichen Auto vergleichen und austauschen können, ist schon etwas Besonderes.“ Bevor sie in den Rennsport einstieg, war sie eine aktive Stabhochspringerin. „Ich bin damals sogar bei spanischen Meisterschaften angetreten. Aber seit ich Motorsport betreibe, habe ich den Stabhochsprung aufgegeben.“
Belén García Espinar auch mit sportlichen Ausrufezeichen Ein Rennwochenende mit seinem Partner zusammen im gleichen Fahrzeug zu bestreiten, schien Belén García Espinar besonders zu motivieren. Im ersten Heat wurden sie als Zweite abgewinkt und fuhr zudem noch fast die schnellste Rennrunde. „Sie war nur eine Tausendstelsekunde langsamer als Nico Göhler, der die schnellste Rennrunde gedreht hat“, war ihr Teamchef Jörg van Ommen beeindruckt. „Aber am meisten hat mich begeistert, wie sie die erste Runde absolviert hat. In der Schikane hat sie nicht zurückgezogen, sondern ist neben Max van der Snel geblieben. So konnte sie ihn letztendlich hinter sich lassen und sich schon früh im Rennen auf den dritten Platz vorschieben.“ García Espinar ist bereits die zweite Frau, die im Team von van Ommen das Podest im Prototype Cup Germany erreichte, nachdem Gabriela Jílková dies zwei Wochen zuvor mit einer ebenso starken Leistung in Zandvoort gelang.
Starke Leistungen der Junioren Die Pokale für die besten Junioren gingen am vergangenen Wochenende in Heat eins an Belén García Espinar und Xavier Lloveras und in Durchgang zwei an Nico Göhler (20/Grasleben, BWT Mücke Motorsport). Das spanische Duo stand dabei als Zweite ebenso auf dem Treppchen wie Göhler, der zusammen mit Gustavo Kiryla in Lauf zwei den zweiten Rang ins Ziel brachte. Damit schafften es die besten Junioren in jedem der bisherigen achte Saisonrennen auf das Gesamtpodest.
Comeback von Michael Lyons Courtney Crone (22/USA, Gebhardt Motorsport) musste aufgrund eines Renneinsatzes in Nordamerika auf ihren Auftritt auf dem Norisring verzichten. Ihren Platz bei Gebhard Motorsport bekam Michael Lyons (32/GBR, Gebhardt Motorsport), der im Vorjahr auf dem Lausitzring schon im Prototype Cup Germany ins Lenkrad griff. Der Brite, der für Gebhardt Motorsport auch historische Rennwagen bewegt, sprang in Nürnberg gerne ein. „Weil ich viel historischen Motorsport betreibe und auch noch Dinge wie Coaching mache, ist es für mich terminlich leider schwierig, eine volle Saison im Prototype Cup Germany zu fahren. Aber ich habe Erfahrung mit LMP-Fahrzeugen, so dass die einmalige Umstellung auf den LMP3 kein Problem für mich ist.“ Der Norisring stellte für ihn auch keine besondere Herausforderung dar. „Stadtkurse kenne ich aus Monaco, wo ich schon Erfolge feiern konnte. Und die Bodenwellen hier waren nicht so schlimm wie im vergangenen Jahr in der Lausitz…“
Danny Soufi wieder alleine in der Konrad-Ginetta Danny Soufi (19/USA, Konrad Motorsport) erlebt eine abwechslungsreiche Saison, was seine Teamkollegen angeht. Beim Auftakt in Hockenheim teilte er sich die Ginetta mit Nicholas Silva (27/USA, Konrad Motorsport), in Oschersleben pilotierte er den Boliden mit der Startnummer zwei allein und in Zandvoort gesellte sich Axcil Jeffries (29/ZWE, Konrad Motorsport) zu ihm. Auf dem Norisring musste er die beiden 55-minütigen Rennen dann wieder ohne die Unterstützung eines Partners absolvieren. „Axcil hatte aufgrund einer anderen Verpflichtung kurzfristig absagen müssen und wir konnten so spontan keinen neuen Fahrer finden“, erklärte Teamchef Franz Konrad. Für die letzten beiden Rennwochenenden könnte sogar Konrad selbst wieder hinter das Lenkrad klettern. „Wenn mein rechter Fuß, in dem ich mir vor sechs Wochen alles gerissen habe, was man sich reißen kann, wieder soweit fit ist, kann ich mir das gut vorstellen.“
Jan Marschalkowski beim Heimspiel ohne Teamkollegen Ähnlich wie bei Soufi, so sah es auch an der Seite von Jan Marschalkowski (20/Inning am Ammersee, MRS GT-Racing) aus. Er startete mit Marco Kacic (20/CAN, MRS GT-Racing) in Hockenheim und in Oschersleben, bevor in Zandvoort Jasper Stiksma (22/NDL, MRS GT-Racing) den Platz des Kanadiers übernahm. Doch trotz des überraschenden Sieges von Marschalkowski und Stiksma fehlte der Niederländer in Nürnberg und Marschalkowski wurde neben Soufi zum zweiten Alleinstarter im Feld. „Jasper hatte an diesem Wochenende Rennen im niederländischen E90 Cup, in dem er die Saison begonnen hat und auch beenden möchte. Er würde gerne in Assen nochmal für uns fahren. Für den Norisring haben wir leider keinen geeigneten zweiten Fahrer neben Jan finden können. Und bevor wir einen reinsetzen, hinter dem wir als Team nicht hundertprozentig stehen, lasse ich Jan lieber alleine fahren“, so Teamchef Karsten Molitor, der die zusätzlichen Kilometer für seinen Schützling und LMP3-Neuling Marschalkowski als eine Investition in die Zukunft sieht. „Je mehr Kilometer er absolviert, desto mehr lernte er auch.“
Kevin Rohrscheidt lebt Traum vom LMP3 Kevin Rohrscheidt (31/Stuttgart) bildet zusammen mit Wolfgang Payr (59/AUT, beide Racing Experience) die einzige Bronze-Bronze-Paarung im Feld des Prototype Cup Germany. Beide sind oftmals am Ende des Feldes wiederzufinden und trotzdem ist ihnen der Spaß an den LMP3-Prototypen nicht zu nehmen. „Es ist ein Traum für mich, hier zu fahren und ich genieße das“, so Rohrscheidt, der erst seit 2018 im Rennsport aktiv ist. „Damals bin ich in den BMW 318ti Cup eingestiegen und habe mich bis heute immerhin bis zum LMP3 gesteigert.“ Im Prototype Cup Germany hat er zusammen mit Payr seine eigenen Ansprüche: „Wir wissen, dass wir nicht um Siege oder Podestplatzierungen kämpfen können; wir messen uns daran, wie wir uns weiterentwickeln.“ Und um auch weiter an sich zu arbeiten, muss Rohrscheidt sich nun auf die Suche nach Budget machen. „Die ersten vier Rennwochenende waren gesichert, aber wir arbeiten hart daran, auch die restliche Saison zu bestreiten“, so der Stuttgarter.
Erster Auftritt von Prototypen auf dem Norisring seit 1989 Erstmals nahmen in diesem Jahr wieder Prototypen den Norisring unter die Räder, seit 1989 der ADAC Sat 1 Supercup seinen letzten Lauf in Nürnberg bestritt. Damals gewann Frank Jelinski vor John Andretti und „John Winter“, als Vierter sah Gianpiero Moretti die Ziellinie. Moretti startete für das Team Momo-Gebhardt-Racing, das heute als Gebhardt Motorsport am Prototype Cup Germany teilnimmt. Beim Siegerteam Joest war Karl Jennings als Mechaniker tätig; der Brite ist heute Teil der Gebhardt-Mannschaft. „Ich habe schon viele Rennen am Norisring erlebt. Er sieht mit seinen vier Kurven einfach aus, aber da haben sich schon Generationen von Rennfahrern getäuscht. Er ist eine besondere Herausforderung.“ Franz Konrad, heute Teamchef von Konrad Motorsport, war 1989 als Fahrer am Start, schied mit einem Motorproblem an seinem Porsche 962 C aber vorzeitig aus. „Am Norisring bin ich immer gerne gefahren und hatte auch immer einen Drive gefunden.“