Kevin Rohrscheidt (31/Stuttgart) und Wolfgang Payr (59/AUT, beide Racing Experience) bilden im Prototype Cup Germany die einzige Bronze-Bronze-Paarung im Feld, doch die beiden lassen sich nicht unterkriegen. Am Norisring erreichten sie mit Platz neun ihr bestes Rennergebnis und im Trophy-Klassement, in dem ausschließlich Bronze-Fahrer gewertet werden, werden sie zurzeit auf Rang zwei notiert, gerade einmal elf Zähler hinter dem führenden Mark van der Snel (52/NLD, More Motorsport by Reiter).
Kevin Rohrscheidt und Wolfgang Payr hatten sich nicht schon als Fahrerpaarung bei der Mannschaft Racing Experience beworben, sondern wurden erst von Teamchef Christian Hauser auf ein Fahrzeug gesetzt. Der Deutsche Rohrscheidt kam aus dem GTC Race in den Prototype Cup Germany, während der Österreicher Payr zuvor Offroad-Motorradrennen, unter anderem die Dakar 2022, bestritten hat. Er hatte auf Hobby-Basis aber auch schon etwas in den Formelsport und den Prototypen-Bereich reingeschnuppert.
Rohrscheidt lockte der Traum von den 24 Stunden von Le Mans in den Prototype Cup Germany. „Die LMP3 ist aktuell der beste Weg dorthin. Und der Prototype Cup Germany ist mit seinen Veranstaltungen im Rahmen der DTM auch für Partner und Sponsoren eine sehr attraktive Plattform. Ich muss immer auch ein Auge darauf werfen, dass ich meinen Partnern eine gute Gegenleistung bieten kann, beispielsweise durch Erstellung von hochwertigem Social-Media-Content oder durch die Möglichkeit, dass sie den Motorsport mit all seinen Emotionen live vor Ort erleben können.“ Für Payr spielte bei der Wahl der Rennserie auch das Auto eine Rolle. „Ich hatte mich kurz mit den 24 Stunden von Dubai beschäftigt. Auf der Website von Creventic, die die 24-Stunden-Serie und gemeinsam mit dem ADAC auch den Prototype Cup Germany organisieren, bin ich dann auf den Prototype Cup Germany gestoßen, der mir auf Anhieb noch mehr zugesagt hat. Dort sind Fahrzeuge am Start, die von A bis Z reine Rennautos sind, was mir sehr gut gefällt.“
Unabhängig voneinander machten sich Rohrscheidt und Payr also auf die Suche nach einer geeigneten LMP3-Mannschaft. Payr: „Ich habe im Internet recherchiert und Kontakt mit ein paar Teams aufgenommen. Ich hatte denen dann erklärt, was ich möchte – also vor allem viel lernen – und ich hatte den Eindruck, Christian Hauser hatte meine Situation am besten verstanden. Außerdem hatte ich vom ersten Tag an das Gefühl, dass es auch menschlich passt. Nach nunmehr zwei Dritteln der Saison wurden alle meine Erwartungen bestätigt und ich wurde kein bisschen enttäuscht. Ich kann Racing Experience nur jedem Fahrer empfehlen.“ Rohrscheidt begegnete dem Prototype Cup Germany beim GTC-Finale 2022, denn damals bestritten beide Serien in Hockenheim ein gemeinsames Rennwochenende. „Ich hatte verschiedene LMP3-Teams vor Ort angesprochen und konnte mir so auch gleich einen ersten Eindruck verschaffen, wie sie arbeiten und ob sie mir sympathisch sind. Außerdem hatte Laurents Hörr mir auf Chassis-Seite vorher schon den Duqueine empfohlen. Und schließlich war für mich auch relevant, ob die Teams schon Erfahrung mit dem Duqueine haben. So bin ich bei Racing Experience gelandet und habe es keinen Tag bereut.“
Nachdem sich also Payr und Rohrscheidt mit Racing Experience einig waren, wurden sie zu einem Fahrerduo gemacht. „Ich kannte Wolfgang vorher nicht, aber ich fand es für mich sinnvoll, mein Auto mit einem Bronze-Kandidaten zu teilen. Ich dachte, meine Lernschritte so entspannter absolvieren zu können als beispielsweise mit einem Gold-Fahrer, der sicher ganz andere Ansprüche hat.“ Auch Payr war happy, als er seinen neuen Kollegen kennengelernt hat. „Ich komme prima mit ihm und seiner Familie aus.“
Beide sind zwar oftmals am Ende des Feldes zu finden, aber sie können ihre Leistung realistisch einschätzen. „Wir wollen möglichst viel lernen und uns im Laufe der Saison verbessern“, sind sich die LMP3-Neulinge einig. „Unsere eigenen Lernschritte sind die Bemessungsgrundlage, ob die Saison am Ende erfolgreich war oder nicht“, so Rohrscheidt. Payr ergänzt: „Der Weg ist das Ziel. Denn auch wenn wir bis zum Ende der Saison Letzter im Feld bleiben sollten, so können wir uns doch auch signifikant gesteigert haben. Mein persönlicher Plan geht sowieso über zwei Jahre, in denen ich gerne den Anschluss an das hintere Drittel des Feldes schaffen würde. Dafür muss ich vor allem viel fahren, um mich systematisch an die Möglichkeiten des LMP3-Fahrzeugs anzunähern.“ Neben der fehlenden LMP3-Erfahrung sehen beide bei sich jeweils noch einen anderen limitierenden Faktor. „Mein Budget war wirklich sehr knapp bemessen, ich hatte erstmal nur die ersten vier Rennwochenenden fix. Und ein größerer Unfall hätte selbst diese gefährdet. Das hat man natürlich immer im Hinterkopf und ist dementsprechend etwas vorsichtiger unterwegs“, erklärt der 31-jährige Rohrscheidt, der tatsächlich ohne Schaden durch die bisherige Saison gekommen ist und nun daran arbeitet, auch die Rennen in Assen und auf dem Nürburgring noch bestreiten zu können. Der 28 Jahre ältere Payr hat bei sich einen anderen Punkt ausgemacht: „Wenn man älter wird, dann wird man körperlich nicht leistungsfähiger – das ist nunmal ein Fakt. Aber dann schaue ich mir beispielsweise Dino Steiner an, der wie ich schon etwas älter ist. Er ist echt flott unterwegs und zeigt, dass auch ältere Semester einen LMP3 noch schnell bewegen können. Seine Leistung spornt mich an, mich noch mehr reinzuhängen.“
Können die beiden Bronze-Piloten denn von der Erfahrung ihrer Teamkollegen Markus Pommer und Gary Hauser profitieren, die aktuell die Fahrerwertung im Prototype Cup Germany anführen? „Ich war mit Markus zusammen schon im Simulator, das war wirklich cool“, so Rohrscheidt. „Er hat mit viele Tipps gegeben und es hat echt Spaß gemacht. Aber auch der Rest der Truppe ist klasse: Sie arbeiten zwar professionell, aber man kann durchaus auch mal rumblödeln.“ „Jedes einzelne Teammitglied sorgt dafür, dass wir eine positive, aber konstruktive Stimmung haben“, weiß auch Payr. „Mir ist wichtig, mit ihnen eine schöne Zeit zu verbringen. Auch Markus und Gary helfen uns, wo sie können und sind immer ansprechbar. Sie schauen sich mit uns sogar unsere Daten an, obwohl es gar nicht deren Job ist – was ich sehr zu schätzen weiß und was auch zeigt, dass wir bei Racing Experience wirklich einen tollen Teamspirit haben.“