Was uns bei den Saisonrennen eins bis drei des Prototype Cup Germany auf dem Dekra Lausitzring sonst noch aufgefallen ist.
Le-Mans-Sieger coacht Nachwuchstalent
Marco Werner, dreifacher Gewinner der 24 Stunden von Le Mans, hat ein Herz für den Rennfahrer-Nachwuchs und unterstützt den jungen Belgier Maxim Dirickx (20/BEL, Gebhardt Motorsport). Der 58-Jährge fungiert als Coach, hat den 20-jährigen Belgier aber auch mit dessen jetzigen Team Gebhardt Motorsport in Kontakt gebracht. „Ich möchte Maxim mit meiner Erfahrung weiterhelfen. Er ist neu im Automobilsport, kommt direkt aus dem Kartsport. In der Lausitz hat er seine ersten Rennen im Prototype Cup Germany bestritten und ich denke, er hat insgesamt einen guten Job gemacht. Es ist klar, dass man ohne Automobilsport-Erfahrung nicht einfach in diese Serie kommt und gleich mit einem Pokal nach Hause fährt. Aber er hat zeigen können, dass er Potenzial hat.“
Doppelstarter Keanu Al Azhari
Keanu Al Azhari (16/UAE, Mühlner Motorsport) startet 2024 erstmals im Prototype Cup, doch der 16-Jährige hat noch ein zweites motorsportliches Standbein. „Ich fahre auch in der spanischen Formel 4. Ich denke, man lernt in der Formel 4 sehr viel und diese Erkenntnisse helfen mir auch im LMP3-Fahrzeug. Nachdem ich im Winter die Sichtung von Mühlner Motorsport gewonnen habe, war mir klar, dass ich beide Serien parallel bestreiten möchte.“ Doch es gibt auch Unterschiede zwischen einem Formel-4-Boliden und einem LMP3-Renner. „Der LMP3 hat mehr Power, ist aber auch schwerer. Und er ist von den Ausmaßen deutlich größer, das darf man beispielsweise beim Einscheren nach Überholmanövern auf keinen Fall vergessen.“ Bisher hat Al Azhari es gut hinbekommen und konnte vor allem im Qualifying glänzen. In der Lausitz holte er seine erste Pole Position.
Multikulti-Schüler
Neben seinem motorsportlichen Engagement ist Keanu Al Azhari noch Schüler. „Bis vergangenes Schuljahr war ich in einer normalen Schule mit Präsenzunterricht, aber habe 54 Prozent der Zeit gefehlt. Meine Noten waren zwar ok, aber mir wurde geraten, es lieber mit einer Online-Schule zu probieren. Mein Vater hat es akzeptiert und deshalb gehe ich nun zu einer amerikanischen Online-Schule.“ Das bedeutet auch, dass Al Azhari nun immer mit Schulaufgaben im Gepäck zu den Rennwochenenden reist. „Das ist kein Problem für mich, denn ich kann meinen Fokus trotzdem auf den Motorsport legen.“ Aktuell reist er aus Dubai an, doch die Sommerferien verbringt er in Litauen. „Meine Mutter ist aus Litauen, deshalb habe ich dort auch viel Familie“, erklärt er in bestem Deutsch. „Deutsch kann ich sprechen, weil meine Oma väterlicherseits eine Deutsche ist.“
Premierensieg für Konrad Motorsport
Seit Beginn des Prototype Cup Germany ist Konrad Motorsport mit von der Partie, erlebte aber niemals zuvor einen so erfolgreichen Tag wie den Sonntag in der Lausitz, als Torsten Kratz (53/Mönchengladbach) und Danny Soufi (20/USA, beide Konrad Motorsport) gleich zwei Rennen für sich entscheiden konnten. Einer der Gründe war der Wechsel vom Ginetta-Chassis zum Ligier. „Die Ginetta ist ein sehr schönes Auto, aber der Support war einfach nicht gegeben und das Auto war qualitativ auch nicht auf dem Niveau eines Ligier oder Duqueine. Der Ligier ist stabil, haltbar, simpel und die laufenden Kosten sind niedriger als bei der Ginetta“, so Teamchef Franz Konrad. Auch wenn sich der Wechsel als goldrichtig entpuppte, ist Konrad trotzdem etwas traurig. „Ich mochte es schon immer, mit Exoten zu arbeiten und hätte die Ginetta sehr gerne zu einem siegfähigen LMP3-Fahrzeug gemacht. Aber ohne Unterstützung des Werks geht es einfach nicht.“
Erster Triumph für Gebhardt Motorsport
Noch vor dem ersten Triumph von Konrad Motorsport bejubelte Gebhardt Motorsport den ersten großen Erfolg im Prototype Cup Germany. „Ich hatte schon bei unserem Einstieg 2022, als die LMP3-Serie gerade ins Leben gerufen wurde, einen Plan: Im dritten Jahr wollte ich mit dem Team angreifen und siegfähig sein“, so Fritz Gebhardt. Wie Konrad begann auch Gebhardt mit einem Ginetta-Chassis und nun erfolgte auch beim Team aus Baden-Württemberg der Wechsel zu einem anderen Fabrikat. Nur, dass Gebhardt den Neustart mit einem Duqueine bereits gegen Ende der Saison 2023 vorgenommen hatte und mit dem damaligen Piloten Jacob Erlbacher in Assen auf Anhieb den zweiten Startplatz holte. Über den Winter hat man sich nun auch auf Fahrerseite neu aufgestellt und geht unter anderem mit dem amtierenden Champion Markus Pommer (33/Untereisesheim) sowie Valentino Catalano (18/Westheim, beide Gebhardt Motorsport) ins Rennen. Die neue Speerspitze des Teams sorgte im ersten Einsatz gleich für den ersten Sieg.
Konrad Motorsport räumt auch in weiteren Wertungen ab
Mit Danny Soufi und Torsten Kratz hat Franz Konrad sich für eine Fahrerpaarung entschieden, die aus einem Junior und einem Trophy-Piloten besteht. Damit hat das österreichische Team auch immer ein heißes Eisen in der Junior- und in der Trophywertung am Start. In der Lausitz ging insbesondere kein Weg vorbei am Mönchengladbacher Kratz, der in allen drei Rennen bester Trophy-Starter war. Kratz fiel schon 2022 als schneller Bronze-Mann auf, er konnte damals mit Leonard Weiss einige Erfolge feiern. Kratz‘ heutiger Teamkollege Soufi siegte auf dem Lausitzring zweimal in der Juniorwertung, einmal musste er sich Valentino Catalano geschlagen geben. Schließlich gingen die Pokale für die besten Teams in den drei Durchgängen einmal an Gebhardt Motorsport und zweimal an Konrad Motorsport.
Antti Rammo überrascht
Die Überraschung des Wochenendes war Antti Rammo (41/EST, MRS GT-Racing). Im ersten Lauf schoss er mit einem starken Start vom fünften Startplatz auf Rang zwei nach vorne. Position drei hielt er bis zum Boxenstopp, den er wenige Sekunden zu spät antrat. „Unser Funk ist ausgefallen. Ich hatte die Boxentafel dann zwar rechtzeitig gesehen, aber die Boxeneinfahrt verpasst. Und eine Runde später war es schon zu spät“, erklärte Rammo. Im dritten Rennen profitierte der Este, der als Bronze-Fahrer eingestuft ist, von der geringeren Standzeit der Bronze-Piloten beim Boxenstopp und kam als Führender wieder auf die Strecke. Er verteidigte die Spitze über viele Runden, bis er in Danny Soufi seinen Meister fand. Wegen eines defekten Kühlers aufgrund einer Kollision mit Al Azhari drehte er sich wenig später und gab sicherheitshalber an der Box auf; gewertet wurde er noch als Siebter. „Generell bin ich mit meinem Wochenende sehr zufrieden und die Positionskämpfe waren toll. Ich hoffe für die Zukunft, dass ich meine Rundenzeiten noch steigern kann, um den Vorteil der geringen Standzeit noch besser nutzen zu können.“
Chassis-Duell Ligier gegen Duqueine
In der bisherigen Saison waren ausschließlich Fahrzeuge aus dem Hause Ligier und Duqueine am Start, die Ginetta wird aktuell nicht im Prototype Cup Germany eingesetzt. Zwei Siege gingen bisher an das Ligier-Chassis, einen Erfolg holte ein Duqueine-Renner. In der Statistik der meisten Podiumsplätze hat Duqueine die Nase vorne und führt mit sechs Podesträngen gegenüber drei von Ligier.