Prototype Cup·21.8.2024

Fahrerlager-Radar vom Nürburgring

Was uns bei den Saisonrennen neun und zehn des Prototype Cup Germany auf dem Nürburgring sonst noch aufgefallen ist.

Sven Barth und Michael Lyons konnten mit der Ginetta glänzen © Foto: ADAC
US Racing mit Schumacher-Duo auf der Strecke und beim Feiern ganz vorne

US Racing gab auf dem Nürburgring sein Debüt im Prototype Cup Germany und begeisterte nicht nur mit starken sportlichen Leistungen. Am Freitagabend veranstaltete die Mannschaft von Ralf Schumacher und Gerhard Ungar eine Fahrerlagerparty mit Live-Band, bei der nicht nur der gesamte Prototype Cup Germany herzlich willkommen war. Dass das Team, das aktuell auch in der italienischen Formel-4-Meisterschaft unterwegs ist, nicht nur gut feiern kann, mussten die LMP3-Rivalen in jeder einzelnen Session auf der Strecke feststellen: Beide freie Trainings, beide Qualifyings und beide Rennen sah die Kombination Ralf (49/Salzburg) und David Schumacher (22/Salzburg, beide US Racing) oder einen der beiden auf Rang eins. Damit ist ihnen etwas gelungen, was in der Geschichte der seit 2022 existierenden Rennserie noch kein Einzelstarter und noch keine Fahrerpaarung geschafft hat: Jede Session eines Rennwochenendes auf Platz eins zu beenden.

Danny Soufi (rechts) ist schon Junior-Champion und möchte zusammen mit seinem Teampartner Torsten Kratz (links) nun auch Champion im Prototype Cup Germany werden © Foto: ADAC
Danny Soufi sichert sich Junior-Titelgewinn

Mit dem Pokal für den besten Junior ist die erste Trophäe des Jahres bereits vergeben: Der US-Amerikaner Danny Soufi (21, Konrad Motorsport) sicherte sich diese Lorbeeren. Soufi debütierte am Lausitzring 2022 im Prototype Cup Germany und ist seitdem ein regelmäßiger Starter in der LMP3-Serie. Im Vorjahr schloss der Konrad-Pilot die Saison auf Rang 15 der Gesamtwertung und als neuntbester Junior ab, in diesem Jahr ist ihm der Titel des besten Juniors schon jetzt nicht mehr zu nehmen. „Das ist zwar ein schöner Erfolg, zumal ich auch in der Juniorwertung starke Rivalen habe. Aber ich möchte zusammen mit meinem Teampartner Torsten Kratz noch mehr und Champion im Prototype Cup Germany werden.“ Die Karten für das Duo sind auf jeden Fall gut, denn sie reisen als Tabellenführer zum Finale an den Sachsenring.

Mikkel C. Johansen erstmals im LMP3

Mikkel C. Johansen (37) gab auf dem Nürburgring sein Debüt im Prototype Cup Germany. Der Däne pilotierte einen Ligier von AF2 Motorsport, den er sich mit Jaime Guzmán (34/MEX) teilte. „AF2 Motorsport und ich waren im Gespräch über ein Engagement in der Saison 2025, doch nachdem der eigentliche Starter Robert Doyle verletzungsbedingt absagen musste, fragte das Team, ob ich nicht schon hier fahren möchte.“ Für Johansen eine Chance, den Prototype Cup Germany und auch die LMP3-Renner aus nächster Nähe kennenzulernen. „Ich sitze zum ersten Mal in einem LMP3-Fahrzeug und bin auch zum ersten Mal auf dem Nürburgring. Für mich gibt es an diesem Wochenende viel zu lernen; ich steigere mich noch von Runde zu Runde. Insgesamt bin ich positiv beeindruckt, es gefällt mir hier sehr gut.“

Der Ligier von Sfefan Aust war eines der Fahrzeuge, die von Rinaldi betreut wurden © Foto: ADAC
Rinaldi und die Herausforderung zweier unterschiedlicher Chassis

Teamchef Michele Rinaldi und seine Crew sind in der Eifel mit zwei verschiedenen Chassis angetreten: Suellio Almeida (30/BRA) und Luca Link (20/Günzberg, beide DataLab Sports with Rinaldi) bewegten einen Duqueine D08, Stefan Aust (52/Münster, Rinaldi Racing) einen Ligier JS P320. „Grundsätzlich haben die LMP3-Autos laut Reglement viele Einheitsteile, wie beispielsweise den Motor oder das Getriebe. So gesehen ist es deutlich einfacher, zwei verschiedene LMP3-Fahrzeuge zu betreuen als zwei verschiedene GT3-Renner“, erklärte Rinaldi. Aber trotzdem gab es Herausforderungen. „Wir müssen die doppelte Anzahl von Ersatzteilen mitnehmen und auch beim Set-Up gibt es diverse Unterschiede, weil einige technische Lösungen an den beiden Chassis unterschiedlich ausgeführt wurden.“

Luca Link (links, hier zusammen mit seinem Teamkollege Suellio Almeida) stammt aus einer Motorsport-Familie © Foto: ADAC
Logischer Rennfahrer Luca Link

Luca Link bestritt auf dem Nürburgring sein zweites Rennwochenende im Prototype Cup Germany. Zuvor war er im BMW M2 Cup unterwegs und nimmt in dieser Saison auch noch an der Spezial Tourenwagen Trophy teil. Obwohl er erst mit zwölf Jahren in den Rennsport einstieg, war der Motorsport dem Nachwuchspiloten eigentlich in die Wiege gelegt. Sein Großvater ist Hans-Jörg Weick, der lange als einer der führenden Köpfe in die Organisation der frühen DTM eingebunden war, sein Vater Frank Link hatte einst eine leitende Position im Team von Christian Abt. „Das Netzwerk meines Opas und meines Vaters hilft mir natürlich, dafür bin ich sehr dankbar.“ Auf der Strecke muss er jedoch allein performen und das ist dem LMP3-Neuling in der Eifel gut gelungen. Zusammen mit seinem Partner Suellio Almeida sah er die Zielflagge einmal als Neunter und einmal als Siebter.

Starke Leistung des Ginetta-Piloten Sven Barth blieb unbelohnt

Erst seit dem Auftritt des Prototype Cup Germany in Zandvoort ist wieder ein Ginetta-Chassis am Start, aber diese Konstruktion tut sich im Feld der Duqueine und Ligier oftmals eher schwer. Doch am Samstag auf dem Nürburgring konnte vor allem Sven Barth (43/Eberbach, Momo Gebhardt Motorsport) mit seiner rot-gelben Momo-Ginetta begeistern. Der ehemalige Vize-Champion des Recaro Formel-3-Cup fand sich nach einer Runde auf Rang sechs wieder, bevor er dank einer Strafe gegen Danny Soufi Position fünf erbte. Diese Platzierung hielt er bis zur Öffnung des Boxenstoppfensters, dann übergab er an seinen Teampartner Michael Lyons (33/GBR), der den fünf Jahre alten Renner nach einem Dreher und Reifenschaden kurze Zeit später vorzeitig abstellen musste. „Michael hatte einen Mechaniker und einen Ingenieur dabei, die frischen Wind in unsere Arbeit mit der Ginetta gebracht haben sowie neue Ideen und Denkansätze, was die Abstimmung angeht. So haben wir das Auto spürbar besser machen können. Dass Michael dann den Reifenschaden hatte, war wirklich schade, denn er hätte die fünfte Stelle ohne diese Probleme ins Ziel bringen können“, so Barth.

Trophy-Pilot Antti Rammo (vorne) erreichte als Dritter einmal das Gesamtpodium © Foto: ADAC
Trophyfahrer glänzen in der Eifel

Auf dem Nürburgring konnten die Trophy-Piloten wieder einmal zeigen, dass sie keinesfalls zum alten Eisen zählen. Klaus Abbelen (63/Barweiler) als bester Trophy-Mann in Lauf eins klassierte sich zusammen mit Felipe Laser (36/Leipzig, beide Frikadelli Racing Team) als Fünfter im Mittelfeld, Antti Rammo (41/EST, MRS GT-Racing) als Trophy-Sieger im zweiten Heat verpasste Rang zwei nur äußerst knapp und durfte als Dritter auf das Treppchen steigen. In der Trophywertung ist noch alles offen, Rammo hat zwei Rennen vor Saisonende einen Vorsprung von 34 Zählern auf Torsten Kratz (53/Mönchengladbach, Konrad Motorsport).