Antti Rammo (41/EST, MRS GT-Racing) heißt der Trophy-Champion im diesjährigen Prototype Cup Germany. Der Este konnte mit seinem Ligier diese Saison ein Rennen gewinnen und ein weiteres Mal als Dritter auf das Treppchen klettern. Nun blickt er auf sein Premierenjahr in der deutschen LMP3-Serie zurück.
Konnte man zu Beginn der Saison damit rechnen, am Ende als Sieger der Trophywertung ausgezeichnet zu werden? „Eines meiner Ziele war in der Tat, die Trophy zu gewinnen. Aber man kann natürlich nicht davon ausgehen, dass es auch gelingen wird. Die LMP3 war für mich eine neue Klasse und ich musste mich an viele Dinge erst einmal gewöhnen. Auch das Team und die meisten Strecken waren neu für mich. Deshalb kann man nie sicher sein, seine Ziele auch zu erreichen. Aber ich hatte das Selbstvertrauen, dass ich, wenn ich gut performe, auch gute Resultate nach Hause bringen würde. Denn auch wenn ich noch keine LMP-Erfahrung hatte, so habe ich ja schon viele Rennkilometer hinter mir und hatte schon vorher eine grobe Idee von meinen Fähigkeiten. Mein Hauptziel war übrigens nicht der Sieg in der Trophy, sondern Spaß zu haben, so viel wie möglich zu lernen und immer mein Bestes zu geben. Das ist im Gegensatz zu den Resultaten nämlich etwas, das ich komplett selbst in der Hand habe. Im Übrigen wurde ich auch immer toll von meinem Team um Teamchef Karsten Molitor unterstützt, sie haben alles für mich gegeben. Sie alle haben einen großen Anteil an der guten Saison, die wir gemeinsam absolviert haben – und dafür bin ich sehr dankbar.“
Wie war der erste Eindruck vom LMP3-Renner? „Mein erster Eindruck war schon richtig gut, der LMP3 hat genügend Power und ist gut zu händeln. Dieses Auto fährt sich sogar noch leichter, wenn man schneller ist. Für einen Kartfahrer, wie ich es lange Zeit war, fühlt sich das Fahren mit einem LMP natürlicher an als mit einem TCR, den ich vorher bewegt habe. Ich glaube, von allen Rennwagen, die ich in meiner Laufbahn hatte, mag ich den LMP3 am liebsten.“
War es denn dann ein Fehler, vor zwei Jahren bei der Rückkehr vom Kart- in den Automobilsport in die TCR zu wechseln? „Nein, das denke ich nicht. In der TCR konnte ich mich wieder an die großen Rennstrecken gewöhnen, die schon anders sind als die kleineren Kartstrecken. Außerdem war ich sowieso ein Spätstarter im Motorsport, dann macht dieses eine Jahr, das ich eventuell zu lange in der TCR verbracht habe, sicher nichts aus. Ich glaube aber auch, dass der Sprung von Kartsport in die LMP3 möglich ist. Wichtig ist, dass man Vertrauen in das LMP3-Auto aufbauen kann, was am besten über viele Testfahrten geht. Die Zeit, die man im Auto verbringt, ist meiner Meinung nach sowieso einer der entscheidenden Faktoren für Erfolg im Motorsport. Dass man den direkten Schritt vom Kart in den Prototype Cup Germany meistern kann, hat übrigens auch Maxim Dirickx gezeigt, der meiner Meinung nach einen guten Job gemacht hat.“
Kommen wir zu dieser Saison. In Spa-Francorchamps hat es mit einem Unfall unglücklich begonnen… „Eigentlich begann es mit einem guten Testtag und einem ordentlichen ersten freien Training, bei dem ich auf der nassen Strecke gar nicht weit weg war von den Frontrunnern. Im zweiten freien Training bin ich dann aufgrund von Aquaplaning heftig in die Mauer gekracht. Es war kein dramatischer Fahrfehler, sondern lag auch an den Bedingungen und ich hatte etwas Pech. Eine Situation, aus der ich gelernt habe. Am Ende hatte ich aber Glück im Unglück, dass das Wochenende, das für mich nach dem Unfall sowieso beendet war, nach dem ersten Qualifying wegen des Wetters komplett abgesagt wurde. So habe ich kein einziges Rennen verpasst.“
Auch in der Lausitz war etwas Pech im Spiel… „Das stimmt, obwohl es ein komplett anderes Wochenende war als das in Spa. Weil uns noch Ersatzteile fehlten, konnten wir den Testtag nicht nutzen, der wertvoll gewesen wäre, um das Auto optimal einzustellen. Dann habe ich im ersten Lauf die Boxeneinfahrt verpasst und bin zu spät zum Pitstop gekommen, war im zweiten Rennen zu schnell in der Boxengasse und im dritten Heat bin ich nach einer Kollision mit Keanu Al Azhari ausgeschieden, obwohl ich lange geführt hatte. Auch wenn die Resultate nicht optimal waren, hatte ich an diesem Wochenende viel Spaß und konnte auch zeigen, dass ich vorne mitspielen kann. Das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.“
Dann kam Zandvoort, wo alles perfekt lief. „Nicht ganz, denn auch hier hatten wir die freien Trainings verpasst. Im ersten Qualifying bin ich mit alten Reifen raus und war Letzter. Im Rennen war ich dann erstmals mit Slicks auf der Strecke von Zandvoort unterwegs. Dann muss ich aber auch ehrlich sein und zugeben, dass das Safety Car kurz vor den Boxenstopps mir sehr geholfen hat. Dank meiner reglementbedingt kurzen Standzeit, weil ich als Fahrer nur einen Bronze-Status habe, konnte ich dann die Führung übernehmen und sie bis ins Ziel sogar ausbauen. Mein Auto lief aber auch toll und da Torsten Kratz seinen zweiten Platz richtig gut verteidigt hat, hatte ich hinten etwas Luft. Es war ein Durchgang, in dem vieles für mich lief. Und ich fand es richtig cool, dass mit mir und Torsten gleich zwei Bronze-Piloten auf den Plätzen eins und zwei gelandet sind.“
Kann man alles in allem zusammenfassen, dass der Schritt in den Prototype Cup Germany perfekt war? „Es war definitiv eine sehr gute Wahl. Die Serie ist gut organisiert und ich fand die Mischung der Strecken, auf denen wir gefahren sind, wirklich sinnvoll ausgewählt. Auch im Rahmen der DTM zu starten war klasse. Und die Atmosphäre in unserem Fahrerlager habe ich als sehr angenehm empfunden; es war über alle Teams und Fahrer hinweg ein sehr gutes Miteinander und man hat den Rivalen durchaus auch mal einen Erfolg gegönnt. Toll fand ich übrigens auch, dass Ralf Schumacher einen Gaststart absolviert hat. Er hat einige Formel-1-Rennen gewonnen und dass ich es dann ausgerechnet auch noch geschafft habe, mit ihm zusammen auf dem Podium zu stehen, das war ein echtes Highlight für mich. Für 2025 habe ich noch keine Entscheidung getroffen, wo ich starten werde, aber der Prototype Cup Germany ist aktuell die Nummer eins auf der Liste der Optionen.“