Prototype Cup·27.6.2024

Robert Doyle: Rennfahrer mit Herz

Mit seinen 64 Jahren ist der US-Amerikaner Robert Doyle (AF2 Motorsport) der älteste Teilnehmer im Prototype Cup Germany 2024, doch das hält ihn nicht davon ab, ehrgeizig seine Ziele zu verfolgen und hart dafür zu arbeiten. Dabei verbrachte er viele Jahre seiner sportlichen Vergangenheit auf zwei Rädern und kann erst spät zum Automobilsport.

Nach einem Gaststart 2023 bestreitet der US-Amerikaner Robert Doyle nun seine erste volle Saison im Prototype Cup Germany © Foto: ADAC

„Als Kind hat mich das Motocross-Virus gepackt. Mein Vater hat diesen Sport betrieben und ich war rund acht bis zehn Jahre alt, als ich damit angefangen habe“, erzählte Robert Doyle. „Ich war wirklich talentiert und bin in meiner Kindheit und Jugend Rennen in den ganzen USA gefahren. Ich habe für die Rennen sogar von der Schule frei bekommen. Erst Mitte oder sogar Ende meiner 40er Jahre habe ich mit dem Motocross aufgehört. Es ist ein verdammt gefährlicher Sport und meine Frau hatte mich gebeten, vom Motocross zurückzutreten.“ Dass Motocross eine Sportart ist, in der man sich einige Verletzungen zuziehen kann, hat über die Jahre auch Doyle gemerkt. „Ich hatte vielleicht 20 oder 25 Operationen, darunter an Knien, Schultern, Handgelenken, Ellbogen,… Und ich hatte einige Male Glück, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Bei einem Unfall ist sogar mein Helm gebrochen. Und trotzdem saß ich ein paar Wochen später wieder auf dem Motorrad.“

Dass er bei vielen Unfällen ohne bleibende Schäden davongekommen ist, schreibt er auch seiner guten körperlichen Fitness zu. Und an der arbeitet er heute noch akribisch. „Um mit den jungen Kerlen im Prototype Cup Germany mithalten zu können, muss ich in meinem Alter hart arbeiten. Ich möchte so gut es geht performen und mache deshalb unter anderem viel Fitness. Außerdem ernähre ich mich auch dank meiner Frau sehr gut und setze mich oft in meinen Simulator. Für mich ist Rennfahrer sein nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern ein kompletter Lifestyle, den ich sehr ernst nehme.“

Robert Doyle teilt sich den Ligier des Teams AF2 Motorsport mit dem Mexikaner Jaime Guzmán © Foto: ADAC

Jetzt wählt er im Simulator das LMP3-Fahrzeug aus, doch der Umstieg von zwei auf vier Räder erfolgte zunächst in einen GT-Renner. „Begonnen habe ich mit Ferrari-Challenge-Fahrzeugen in kleinen regionalen Rennen, aber dann habe ich ein Angebot für das Rolex 24 in Daytona bekommen. Es war mein erstes professionelles Autorennen.“ Das war im Jahr 2010 und es sollten noch drei weitere Teilnahmen am Rolex 24 folgen. „Ich habe alle vier Auftritte in Daytona genossen und würde dort auch gerne noch einmal fahren.“ Seinen bisher größten Erfolg als Automobilrennfahrer feierte er beim Sechs-Stunden-Rennen von Watkins Glen. „Es war 2010, als ich zusammen mit Spencer Pumpelly und Andy Lally die GT-Klasse gewinnen konnte. Ich bin damals die erste Stunde gefahren und meine beiden Teamkollegen haben den Job perfekt vollendet.“

Kurz nachdem die LMP3-Klasse eingeführt wurde, fiel das Interesse von Doyle auf die neuen Prototypen, die ihm auf Anhieb zusagten. Doch warum führte ihn sein Weg nach Europa? „Ich wollte schon immer mal in Europa fahren, nachdem ich meine gesamte Karriere – sei es auf zwei oder auf vier Rädern – in den USA verbracht habe. Außerdem mag ich den Prototype Cup Germany sehr gerne, finde das Format mit den rund eine Stunde langen Rennen sehr gut. Ich bin wirklich happy, hier fahren zu können und gebe alles, immer besser zu werden. Und vielleicht schaffe ich es ja, im kommenden Jahr zusammen mit meinem Neffen im Prototype Cup Germany anzutreten. Er ist 31 Jahre alt, arbeitet als Ingenieur und kann viele Dinge im Rennauto besser als ich. Er ist ein sehr talentierter Rennfahrer.“

Robert Doyle ist bereit für seinen Stint und klettert gleich ins Auto © Foto: ADAC

Aber Robert Doyle schaut auch über den Tellerrand hinaus und denkt nicht nur an sich. „Ich kann mich wirklich nicht beklagen, denn auch mein Business als Autohändler läuft sehr gut. Ich weiß, dass es vielen ehemalige Motorsportlern nicht so geht, sie den Absprung nicht geschafft haben oder einfach nur Pech mit ihren Business-Ideen hatten. Und denen möchte ich helfen, indem ich alle Gelder, die ich 2024 von meinen Sponsoren und Partnern bekomme, für in Not geratene ehemalige Rennfahrer spende. Meine Ausgaben für meinen eigenen Motorsport bestreite ich aus meiner eigenen Tasche. Ich bin davon überzeugt, dass man, wenn man selbst viel Glück im Leben hatte und immer noch hat, auch etwas zurückgeben kann.“